Portraits von Jean Marc Nattier für die Kunsthalle Karlsruhe | | Jean Marc Nattier, Bildnis Joseph Nicolas Pancrace Royer – Bildnis Louise Geneviève Royer, um 1745/50 | |
Die Kunsthalle Karlsruhe hat zwei Pastellportraits von Jean Marc Nattier, der zu den führenden französischen Bildniskünstlern unter König Ludwig XV. gehörte, als Schenkung erhalten. Das Pendant des Ehepaars Royer entstand um 1745/50, war lange Zeit getrennt und konnte erst kürzlich in privater Hand wieder zusammengeführt werden. Der Sammler entdeckte Madame Royer im vergangenen November bei Sotheby’s in New York und zahlte für das Portrait netto 500.000 Dollar. Beide Arbeiten befinden sich zudem noch in ihren originalen, aufwändig geschnitzten und vergoldeten Rahmen. Diese Pastelle gelten als größten Arbeiten mit farbiger Kreide von Nattier, der sich hier sich eingehend den diversen Texturen der Kleidung und den Gesichtsausdrücken seiner Modelle widmet. Der Kunsthistoriker und Pastellkenner Neil Jeffares beschrieb diese Arbeiten 2018 als „Nattiers Meisterwerke in diesem Medium“. Die Bilder sind ab sofort in der französischen Abteilung der Kunsthalle zu sehen.
Jean Marc Nattier verewigte den Cembalisten und Komponisten Joseph Nicolas Pancrace Royer (1703-1755), der den Betrachter direkt anblickt, beim Schreiben seiner Oper „Zaïde, Königin von Grenada“. Die Uraufführung fand 1739 bei der Hochzeit der französischen Königstochter Elisabeth mit dem spanischen Prinzen Philipp statt. Die detailreiche Arbeit zeigt eine bestimmte Stelle der Partitur: Die Arie der Titelheldin. Hinter dem in hellbrauner Seide mit Goldborten gekleideten Royer liegt auf einem Cembalo eine Violine samt Bogen. Der restliche Hintergrund bleibt in neutralen und zurückhaltenden Graunuancen. Das Bild erweckt den Eindruck, als ob der Musiker kurz seine Arbeit unterbricht, um sich mit dem Bildbetrachter auszutauschen.
Das Pendant der Louise Geneviève Royer (1715-1770) zeigt die Dame zu ihrem Mann nach links hingewandt. Sie sitzt an einem Marmortisch in einem kunstvollen blauen Kleid mit Rüschen. Auch sie blickt den Betrachter an und hat mit der Rechten eine schwarze Gesichtsmaske abgenommen. Ihre Linke liegt auf der Tischplatte und hält entspannt einen Fächer. Vermutlich hat sie sich für einen Ball gekleidet. Nattier weiß die aristokratische Erscheinung der Dame zu unterstreichen, die sich nicht zuletzt in ihrem Gewand mit Cape und der schlichten Maske der Komödie zeigt. Madame Royer war eine ungewöhnliche Frau, da sie nach dem Tod ihres Mannes etwa zehn Jahre lang die Leitung der damals berühmtesten öffentlichen Konzertreihe, des Concert spirituel, im Pariser Tuilerien-Palast übernahm. |