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Das Wiener Museum Moderner Kunst präsentiert das Schaffen Heimo Zobernigs, der malerische Grundlagen medienübergreifend wie ein Wissenschaftler erforscht

Formstrenge und subversive Leichtigkeit



Seit mittlerweile fast 40 Jahren versteht es Heimo Zobernig, sein vielschichtiges Werk und dessen Bedeutung vor starren Zuschreibungen zu bewahren und es in veränderten Kontexten beweglich zu halten. Der Pragmatismus und das Lapidare, die Zobernigs Arbeiten auf den ersten Blick aufzuweisen scheinen, werden von einem spielerischen Umgang mit Kategorien wie Malerei und Skulptur unterlaufen, der – gespickt mit historischen Referenzen und Zitaten – stets mehr Fragen zum Erbe der Moderne und der Gegenwart stellt, als er Antworten gibt. Die Heterogenität der Kunst und ihrer Medien ist das Grundmotiv seines Schaffens. Zobernigs Interesse an räumlichen Beziehungen verbindet sein Werk mit Institutionskritik, architektonischen Betrachtungen und dem Hinterfragen von physischen Räumen der Kunst. Malerei ist neben Skulptur, Film, Performance und Gestaltung ein zentraler Bestandteil seiner medienübergreifenden Kunst.


Das Wiener Museum Moderner Kunst (MUMOK) fokussiert derzeit in einer großen Ausstellung auf Zobernigs malerisches Werk und knüpft damit an eine 2002/03 noch unter dem damaligen Direktor Edelbert Köb konzipierte und retrospektiv angelegte Ausstellung an, die die facettenreiche Entwicklung des international renommierten österreichischen Künstlers umfangreich vorstellte. Zur damaligen Ausstellung im MUMOK, kurz nach Bezug der neuen Räume im Museumsquartier, entstand der weiße Kubus-Einbau im dortigen Treppenhaus, eine räumliche Erweiterung, die eine Brücke zwischen den beiden Etagenhälften bildet. Auf diesen weißen Ziegel hat der Künstler nun in schräger Verdrehung einen großen schwarzen Würfel gesetzt, der Schwere suggeriert und scheinbar im Kontrast steht zur Schwerelosigkeit des weißen Quaders. Real ist der Würfel aber ein Leichtgewicht, der sowohl das schwarze Quadrat von Kasimir Malewitsch, die berühmte Eröffnungsszene von Stanley Kubricks Film „A Space Odyssey“ als auch Zobernigs eigenen, 2015 für die Biennale in Venedig entworfenen Beitrag in Erinnerung ruft. In den Giardini hatte der 1958 in Kärnten geborene und heute in Wien lebende Künstler die charakteristische Architektur des österreichischen Pavillons mit seinen gefliesten Böden, hellen Oberlichtfenstern und klassischen dreifachen Rundbögen zum Verschwinden gebracht, indem er ihn mit dunklen Sperrholzplatten ausgelegt und die obere Partie mit einer schwarzen monolithischen Konstruktion ausgefüllt hatte.

In minimalistischer Weise setzt Heimo Zobernig in seinen Ausstellungsraum im MUMOK nun eine weitere Architektur hinein. Dabei nimmt er Bezug auf den klassisch-modernistischen Sonsbeek-Pavillon, den Gerrit Rietveld 1955 für eine Skulpturenausstellung im niederländischen Arnheim konzipierte: Spanholzplatten werden zu Trennwänden, Leinwände zu Paravents und Regale reihen sich zu Skulpturen, oberflächlich grundierte Wände montiert Zobernig neben glitzernde Hintergründe, auch die Nähte bleiben sichtbar: der erweiterte Malereibegriff ist zentral, Zobernig kaschiert nichts.

Dass der Künstler alle Register abdeckt, darf auch als treffende Metapher für sein gesamtes bisheriges Werk stehen. Seine Formreflexionen verfolgt er mit einer beeindruckenden Beharrlichkeit, die dabei nie zur Didaktik erstarrt. Auch wenn die von Zobernig gestaltete und von Direktorin Karola Kraus kuratierte Ausstellung Werke präsentiert, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, und primär der Malereidiskurs hervorgehoben wird, ist die Schau doch grundsätzlicher Ausdruck seiner kunstwissenschaftlichen Untersuchungen, in denen er die Kunst sowohl zum Demonstrationsobjekt als auch zum Gegenstand analytischer Verfahren und damit zum widersprüchlichen Forschungsgegenstand macht. In Zobernigs Werken finden sich Prozesse der Kunstproduktion und Materialästhetik, Fragen des Displays und der Architektur genauso wie die Infragestellung der Mechanismen, nach den Museen und Galerien funktionieren. Auch die Gestaltung des Ausstellungskatalogs unterwirft der Künstler diesem System und unterstreicht damit dessen Stellenwert als Teil der künstlerischen Praxis.

So wie Dokumentation, Objekte, Bilder, Raum und Display nicht voneinander zu trennen sind, gibt es auch keinen eindeutigen Weg durch die Wiener Inszenierung. Der offene Parcours führt vorbei an monochromen Bildern, Streifenbildern, seriellen Strukturen, Schrift- und Rasterbildern zu den neuesten Werken Zobernigs mit offenen malerischen Gesten, die teilweise andere Motive überlagern oder mit ihnen im Wettstreit liegen. Sie entstanden unter dem nachhaltigen Eindruck, den 2011 der Besuch einer Ausstellung von Pablo Picasso hinterließ.

In der Mitte des Ausstellungsraums – gleichsam im Kern der Schau und eingebaut in ein Ensemble von Schwarz-Weiß-Feldern – steht ein skulpturales Objekt in Form modularer Bühnenelemente, auf denen eine Plüschdecke mit Schachbrettmuster liegt. Die stoffliche und haptische Qualität des Textils sowie seine Drapierung mit Wölbungen und Höhlungen irritieren das puristische System des auf rechtwinklig angeordneten Koordinaten beruhenden geometrischen Musters auf der Oberfläche. Das Schachbrett ist eine wiederkehrende Konstante im Werk von Heimo Zobernig, mit der er den Diskurs über den Formalismus in unterschiedlichen Materialien und Verfahrensweisen immer wieder aktualisiert.

Mit subversiver Leichtigkeit überführt Zobernig hier die Vorherrschaft des mathematisch Rationalen zurück ins Sinnlich-Malerische. Das Objekt lädt die Besucher dazu ein, sich zu drapieren oder auf dem weichen Plüsch herumzulümmeln, wodurch sie – spielerisch ironisch und ganz wörtlich als Figur – wieder hinein in den minimalistischen Bildgrund versetzt und somit zur integralen Figur in einem möglichen Schachspiel werden.

Dieses Spiel der Abstraktion von Bildern jenseits eines Abbilds interessiert Heimo Zobernig. Es ist die Bedeutung des Malgrundes, die immer zum Ausdruck kommt. Auch die Abwehr der Narration ist sein Thema – eine Ablehnung, die Zobernig hier geschickt unterläuft. Indem er als Motiv ein Schachbrett wählt, zitiert er eine ausgewählte Literatur des Königsspieles. In Schweden mag man sich dabei an Ingmar Bergmans Filmdrama „Das siebente Siegel“ von 1957 erinnern, in dem ein Ritter mit dem Tod um sein Leben spielt. In Österreich denkt man an Stefan Zweigs „Schachnovelle“, in der ein Gefangener in Gestapo-Haft gegen sich selbst spielt, um sein langsames Verrücktwerden in der Einzelhaft zu verhindern. Heimo Zobernig ist mit diesen Arbeiten ein erfrischender Zugang zu Fragen der Malerei gelungen. Einfallsreich und humorvoll schafft der wandelbare Künstler überzeugende ästhetische Lösungen.

Die Ausstellung „Heimo Zobernig“ ist bis zum 17. Oktober zu sehen. Das MUMOK hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 13 Euro, ermäßigt 9,50 Euro. Für Kinder und Jugendliche bis 19 Jahren ist er frei. Der Katalog aus dem Verlag der Buchhandlung Walther und Franz König Köln kostet im Museum 38 Euro.

Kontakt:

Museum Moderner Kunst - Stiftung Ludwig Wien

Museumsplatz 1

AT-1070 Wien

Telefon:+43 (01) 525 00

Telefax:+43 (01) 525 00 13 00

E-Mail: info@mumok.at

Startseite: www.mumok.at



10.09.2021

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Jacqueline Rugo

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