Leipzig stellt Caspar David Friedrich den Düsseldorfer Romantikern gegenüber | | Caspar David Friedrich, Lebensstufen, um 1834 | |
Das Museum der bildenden Künste Leipzig hat am Wochenende die Ausstellung „Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker“ eröffnet. Die Kuratoren Bettina Baumgärtel und Jan Nicolaisen machen sichtbar, wie das Schaffen Friedrichs von seinen Zeitgenossen und der Kunstszene des 19. Jahrhunderts aufgegriffen und bewertet wurde. Mit Anfang der 1820er Jahre verdrängten Künstler der Düsseldorfer Malschule zunehmend Caspar David Friedrich aus der öffentlichen Wahrnehmung, seine Bedeutung nahm bis etwa zum Jahr 1880 ab, als er von dem norwegischen Kunsthistoriker Andreas Aubert wiederentdeckt wurde. In einer Gegenüberstellung mit den Düsseldorfer Romantikern ermöglicht die Schau den Vergleich der verschiedenen künstlerischen Positionen. Von rund 120 Gemälden und Zeichnungen der Ausstellung stammt etwa die Hälfte von Caspar David Friedrich. Die Maler der Dresdener Schule aus seinem Umfeld wie Carl Gustav Carus, Adrian Ludwig Richter, Johan Christian Dahl, Ernst Ferdinand Oehme und ihre Düsseldorfer Kollegen, darunter Andreas und Oswald Achenbach, Carl Friedrich Lessing und Johann Wilhelm Schirmer, teilen sich die übrigen Exponate untereinander auf.
Caspar David Friedrich gilt heute als berühmtester deutscher Romantiker. Das war nicht immer so. Seine Zeitgenossen taten sich in gemeinsamen Ausstellungen mit großformatigeren Werken von viel Dramatik und Pathos hervor, die mit technischer Raffinesse Geschichten erzählen. In der Zusammenstellung wichtiger Werke von romantischen Künstlern wird die Originalität in Caspar David Friedrichs Schaffen nun in Leipzig sichtbar. Während Andreas Achenbach in seinem Werk „Seesturm“ einen bewegten Schiffbruch vor Felsen und schäumenden Wellen, bei dem das Licht dramatisch mit den Bildobjekten spielt, plakativ malte, strahlen Caspar David Friedrichs „Lebensstufen“ dagegen eine innere sehnsuchtsvolle Ruhe aus. Fünf Menschen am Meeresstrand stehen für die Lebensalter: Vorne in Rückansicht ein alter Mann, darauf ein jüngerer, der sich zum Betrachter dreht, sowie zwei Kinder und eine Frau korrespondieren mit den fünf Schiffen, die am Horizont entschwinden. Mit dem Zusammenbruch des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation, der französischen Besatzung, den Napoleonischen Befreiungskriegen und der Neuordnung der politischen Landkarte Europas war das frühe 19. Jahrhundert eine Umbruchszeit mit tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen. Die Kritik an Friedrichs Werken bezog sich unter anderem auf diese Reflexion politischer Ereignisse in seinem Schaffen.
Die Ausstellung „Caspar David Friedrich und die Düsseldorfer Romantiker“ läuft bis zum 9. Januar 2022. Das Museum der Bildenden Künste in Leipzig hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, mittwochs von 12 bis 20 Uhr geöffnet. Geschlossen bliebt an Heiligabend und Silvester. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 5 Euro und ist jeden ersten Mittwoch im Monat kostenlos, ebenso für Kinder und Jugendliche bis zum vollendeten 19. Lebensjahr. Begleitend zur Schau erscheint ein Katalog mit Beiträgen von Bettina Baumgärtel, Johannes Grave, Florian Illies, Jan Nicolaisen und Maria Zinser, der für 29,80 Euro im Museum und für 38 Euro im Buchhandel zu haben ist.
Museum der bildenden Künste Leipzig
Katharinenstraße 10
D-04109 Leipzig
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