Polyphem und Galatea für Karlsruhe | | Joseph Werner d.J., Polyphem und Galatea, um 1680 | |
Die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe kann das Gemälde „Polyphem und Galatea“ von Joseph Werner d.J. wieder ihr Eigen nennen. Nach rund 200 Jahren kehrt damit ein Kunstwerk nach Karlsruhe zurück, das bis 1823 in der Großherzoglichen Gemäldegalerie nachweisbar ist. Das um 1680 entstandene Hochformat zeigt den grobschlächtigen einäugigen Zyklopen, der in einem felsigen Waldstück im Bildhintergrund sitzt, mit einer Weise zu seinen Füßen, auf der perspektivisch verkleinert Rinder und Schafe weiden. Im Vordergrund der Leinwand hält Galatea gerade ihren Einzug, begleitet von einem Gefolge aus Nereiden und Fabeltieren, die Muscheln und Meerestiere als Gastgeschenke mitführen. Die auf einer flachen Muschel ruhende, grazile Nymphe legt unter einem baldachinartig gebauschten Tuch gerade noch letzte Hand an ihre Frisur, während Polyphem das Flötenspiel bereits unterbrochen hat und der Angebeteten begeistert zuwinkt. Der Ankauf des Werkes von der Pariser Galerie Talabardon & Gautier wurde durch die finanzielle Unterstützung der Museumsstiftung Baden-Württemberg ermöglicht.
Joseph Werner d.J. wurde 1637 in Bern geboren und verstarb 1710 ebendort. Sein Handwerk lernte er im Atelier Matthäus Merians d.J. in Frankfurt. Anschließend ging der Schweizer Barockmaler nach Italien und verbrachte ab 1662 fünf Jahre am königlichen Hof Ludwigs XIV. in Versailles im Umkreis des Akademiegründers Charles Le Brun. Nach Aufenthalten in München und Wien leitete Werner ab 1695 vier Jahre lang die neu gegründete Berliner Kunstakademie. Für den Karslruher Neuzugang wählte der für seine Miniaturen bekannte Künstler eine Episode aus der spätantiken Schrift „Eikones“ des Philostrat, die die unerwiderte Liebe des Kyklopen Polyphem zur Meeresnymphe Galatea schildert.
Das Gemälde, laut Mitteilung des Museums eines der Hauptwerke Werners, befand sich zunächst im Besitz des Markgrafen Friedrich VII. Magnus von Baden-Durlach, dem Vater des Karlsruher Stadtgründers Karl Wilhelm, wie aus Inventareinträgen der Jahre 1688 und 1737 hervorgeht. 1823 ist es im Inventar der Großherzoglichen Gemäldegalerie im Karlsruher Akademiegebäude aufgeführt, der Vorgängerinstitution der Kunsthalle. Wenig später wurde es wohl verkauft. Die gut erhaltene Mythologie bereichert die Karlsruher Sammlung der Barockmalerei durch stilistische Verweise auf die italienische und französische Kunst. Auf Grund der anstehenden sanierungsbedingten Schließung ist das Werk zunächst nur bis zum 31. Oktober in der Kunsthalle zu sehen und wird ab Oktober nächsten Jahres vorläufig im Karlsruher Zentrum für Kunst und Medien ausgestellt sein. |