Sammlungszuwachs für die Hamburger Kunsthalle Die Stiftung Hamburger Kunstsammlungen hat die Skulptur „Arcangelo II“ von Berlinde de Bruyckere für die Hamburger Kunsthalle angekauft. Die lebensgroße Staue aus dem Jahr 2020 geht auf einem schmalen Grat zwischen Verletzlichkeit und Vitalität. Bis auf die Beine, die Bruyckere aus Wachs formte, bleibt der Körper von einem Tuch aus Tierhaar verdeckt und steht auf einer Holztruhe. Zwischen Fallen und Fliegen befindet sich die Arbeit so über den Köpfen der Museumsbesucher*innen. Die Skulptur soll als Dauerleihgabe an die Kunsthalle gehen, wo sie einen unvermuteten Platz inmitten von Gemälden des 15. bis 17. Jahrhunderts einnehmen wird. „Arcangelo II“ sei ein Werk, in dem eine barocke Trauersymbolik in einer skulpturalen Arbeit der Gegenwart eingefangen und umgedeutet wird. Dem Charakter des Werkes entsprechend werde es in der Hamburger Kunsthalle zuerst in den Sälen der Alten Meister präsentiert, erklärt Museumsdirektor Alexander Klar.
Das Kunstwerk, dessen Titel sich mit „Erzengel“ übersetzten lässt, weist Bezüge zur Literatur, zur klassischen Mythologie und insbesondere zur christlichen Ikonografie auf. Trotz allem ist es aus religiösen Kontexten herausgelöst und berührt aktuelle Themen wie universelles Leid, Gewalt und Einsamkeit. Berlinde de Bruyckere stellt selbst Verbindungen zur heutigen Zeit her. Sie meint, die Engel unserer Zeit seien die Pflegekräfte, die sich im vergangenen Jahr der Corona-Krise unablässig um die Kranken und Sterbenden gekümmert hätten. Es seien keine mystischen, ruhmreichen Wesen, sondern eher dunkle, unheilbringende gleichzeitig tröstende Geschöpfe, die zwischen Stärke und Verletzlichkeit sowie zwischen Menschlich- und Göttlichkeit existieren. Berlinde de Bruyckere möchte keine „schöne“ Kunst schaffen, sie möchte berühren, wo man Angst hat, berührt zu werden, und Dinge ansprechen, für die es oft keine Worte gibt. |