40 Millionen-Botticelli bei Sotheby’s | | Sandro Botticelli, Schmerzensmann | |
In New York startet Sotheby’s seine jährliche „Masters Week“, die auch dieses Mal meisterlich ausfällt. Das dichte Feld von Zeichnungen, Skulpturen und Gemälden europäischer Kunst bis ins 19. Jahrhundert wird angeführt von einer rund 500 Jahre alten Holztafel aus Florenz. Bemalt hat sie Alessandro di Mariano Filipepi, besser bekannt als Sandro Botticelli, mit einer Darstellung von Jesus Christus. Sotheby’s bewertet die Arbeit mit 40 Millionen US-Dollar – eine Taxe, die genau der Hälfte des im vergangenen Januar versteigerten Botticelli-Porträts entspricht, für das am Ende mit Aufgeld rund 92 Millionen US-Dollar zu zahlen waren. Die nun angebotene Tafel zeigt Christus als sogenannten „Schmerzensmann“, umgeben von den Instrumenten seiner Passion. Speziell dem deutschen Publikum mag die Arbeit bekannt vorkommen, war sie doch 2009 teil der Botticelli-Schau des Frankfurter Städel Museums. Seitdem gilt das Gemälde als eigenhändige Arbeit des Florentiner Meisters, der auch über eine große Werkstatt verfügte. Bastian Eclercy, Kurator am Städel, bewertete das Bild damals sowohl mit Blick auf die künstlerische Qualität als auch auf die Komplexität der Komposition als eine der herausragendsten Christus-Darstellungen Botticellis.
Für 4,5 bis 5,5 Millionen US-Dollar wird in sieben Tagen in New York auch die „Lesende Maria Magdalena“ des Renaissance-Malers Antonio Allegri, genannt Correggio, aufgerufen. Seit 1860 befindet sich das Werk in amerikanischem Privatbesitz und wird nun zum ersten Mal wieder auf den Markt kommen. Die Provenienz könnte kaum glamouröser ausfallen, niemand geringeres als Isabella d’Este, die große Förderin von Leonardo da Vinci, Tizian und Raffael, könnte das Gemälde in den Jahren nach 1517 in Auftrag gegeben haben. Unter den Toplosen befindet sich mit 3 bis 5 Millionen US-Dollar auch eine ägyptische Kalkstein-Skulptur eines unbekannten Mannes. Geschaffen rund 2400 Jahre vor Christi Geburt besticht die Arbeit bis heute durch ihre archaisch-expressive Gestaltung und die Durchbildung der muskulösen Anatomie. Reste der einst farbigen Fassung sind erhalten und dürften den Preis zusätzlich befeuern. Für Sammler ebenfalls interessant mag ein hochwertiges Damenporträt der Barockmalerin Artemisia Gentileschi sein. Die in ein atemberaubend kostspieliges Kleid gehüllte Dame sitzt vor einem schwarzen Hintergrund auf einem rotbespannten Armlehnstuhl. Die in jüngster Zeit mit einer Reihe von Ausstellungen bedachte Artemisia Gentileschi zeigt hier ihr ganzes Können und wirft abermals die Frage auf, weshalb die große Malerin heute so wenig bekannt ist. Mit einer Bewertung von 2 bis 3 Millionen ist sie jedenfalls bei Sotheby’s schon unter den ganz großen Namen angekommen. |