Igshaan Adams poetische Metaphern in Zürich Die Kunsthalle Zürich widmet sich in der Sonderausstellung „Kicking Dust“ aktuell dem Schaffen Igshaan Adams. Der südafrikanische Künstler war schon früh Teil parallel existierender, gegensätzlicher Kulturen, er lebte bei seinen christlich gläubigen Großeltern und bekannte sich als praktizierender Muslim zu seiner Homosexualität. In seinen Arbeiten nimmt Adams Bezug auf diese Lebenserfahrungen und spricht Fragen der Herkunft, der Religion und der Sexualität an. Geprägt von der Erfahrung, dass in einem Menschen, aber auch in Gesellschaften sehr Widersprüchliches aufeinandertreffen kann, verknüpft Adams Naheliegendes mit Entferntem und scheinbar Unvereinbares in Form von gewobenen Teppichen, filigranen Skulpturen und raumgreifenden Gebilden. So symbolisieren Motive seiner Tapisserien unter anderem Schleichpfade zwischen den ursprünglich aus rassistischen und religiösen Gründen verfeindeten Stadtteilen von Kapstadt Bonteheuwel und Langa oder spiegeln abstrakt die Struktur des Linoleumbodens in Adams ehemaliger Wohnung wider.
Kurator Daniel Baumann konzipierte die Schau in Zusammenarbeit mit Tarini Malik und Marie-Charlotte Carrier von der Londoner Hayward Gallery, wo sie bereits im Frühjahr 2021 zu sehen war. Das Team hat den freien Ausstellungsparcours aus hängend und liegend präsentierten Arbeiten, der keine Wegeführung vorgibt, von Adams’ Arbeitsweise abgeleitet: „Weben ist transparent, denn jedes Element bleibt unabhängig bestehen und doch fest eingebunden: eine Glasperle bleibt eine Glasperle, aber im Verbund mit anderen wird sie zu etwas Neuem. Weben vereint, ohne Unterschiede aufzulösen. Daraus entstehen Bildräume und begehbare Räume, die uns als Teilnehmende einschließen wie eine Perle.“ Der Titel „Kicking Dust“ nimmt Bezug auf einen indigenen südafrikanischen Tanz der Nama in der Provinz Nordkap, aus der Adams’ Großeltern stammten. Bei dem rituellen Werbungstanz wirbeln die Teilnehmer durch ihre Bewegungen Staubwolken aus dem trockenen Boden auf. Adams visualisiert die Staubwolken in der Ausstellung durch von der Decke hängende Skulpturen aus spiralförmigem Draht und Perlen.
Igshaan Adams wurde 1982 geboren und wuchs auf Grund seiner dunklen Hautfarbe und seiner malaiischen Wurzeln in dem segregierten Kapstädter Stadtteil Bonteheuwel auf. „Seine komplizierten, handgewebten Wandteppiche basieren auf den Materialien dieser Welt – Plastik, Perlen, Seile, Muscheln, die Muster von Linoleumböden – um ein Gefühl von Heimat und dem Glauben, den er dort gefunden hat, zu vermitteln“, so der amerikanische Kritiker Hilton Als. Ein in Kooperation des Videokanals Nowness, der Hayward Gallery und der Kunsthalle Zürich entstandener Kurzfilm gibt einen Einblick in die Motivation und das Leben des Künstlers.
Die Ausstellung „Igshaan Adams. Kicking Dust“ läuft bis zum 22. Mai. Die Kunsthalle Zürich hat dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr und donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt regulär 12 Franken, ermäßigt 8 Franken. Die Kapstädter Galerie Blank Projects hat zur Arbeit des Künstlers die Publikationen „When Dust Settles“ und „Igshaan Adams“ veröffentlicht.
Kunsthalle Zürich
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