Documenta entfernt umstrittenes Kunstwerk  |  | Noch steht das Werk „People’s Justice“ von Taring Padi auf dem Friedrichsplatz in Kassel | |
Nach heftigen Protesten hat die Documenta hat ein großformatiges Wandbild des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi aufgrund antisemitischer Inhalte entfernen lassen. Das Werk „People’s Justice“ aus dem Jahr 2002 traf wegen der Verwendung judenfeindlicher Stereotype bei der Darstellung zweier Figuren auf Kritik und wurde daraufhin am Montagabend zunächst verdeckt und gestern dann abgebaut. Kulturstaatsministerin Claudia Roth, Hessens Kunstministerin Angela Dorn sowie der Oberbürgermeister der Stadt Kassel, Christian Geselle, sprachen sich einstimmig für die Entfernung der Arbeit aus und distanzierten sich gleichzeitig von dem bisherigen Umgang der Verantwortlichen mit dem Werk. Die Verhüllung sowie die Erklärungen der künstlerischen Leitung, der Kuratoren und des Künstlerkollektivs seien inakzeptabel und die Grenze der Kunstfreiheit eindeutig überschritten worden. „Antisemitismus darf auf dieser Kunstaustellung, wie insgesamt in unserer Gesellschaft, keinen Platz haben. Das gilt auch für Rassismus und jede Form der Menschenfeindlichkeit. Das sind die klaren Grenzen für die Kunstfreiheit. Antisemitismus ist keine Frage verletzter Gefühle Einzelner und eine eindeutig antisemitische Bildsprache lässt sich nicht durch einen anderen Kontext erklären oder relativieren“, so Roth.
Die Entfernung des Banners könne nur ein erster Schritt auf dem Weg der Aufarbeitung sein, so Roth weiter. Nun müsse aufgeklärt werden, wie es überhaupt zur Installation des Wandbildes mit eindeutig antisemitischen Bildelementen habe kommen können. Die Aufgabe der künstlerischen Leitung sowie der Kuratoren sei es nun sicherzustellen, dass keine weiteren Werke mit rassistischen oder menschenfeindlichen Elementen gezeigt würden.
Geselle und Dorn sprachen sich für den gemeinsamen Dialog als Lösungsansatz aus. „Die ursprünglich geplanten, dann ausgesetzten öffentlichen Diskussionen halte ich grundsätzlich weiter für den richtigen Weg der Auseinandersetzung. Ich stimme dem Internationalen Auschwitz Komitee ausdrücklich zu, dass es höchste Zeit dafür ist, im Rahmen dieser Documenta das Gespräch darüber zu führen, warum diese Bilder hier auf Widerstand und Ablehnung stoßen und aus welcher Weltsicht sie entstanden sind“, so die hessische Kunstministerin. Geselle betonte, so schwer die aktuelle Debatte auf der Documenta, der Stadt Kassel und dem Land Hessen laste, dürfe die diesjährige Ausgabe der Kunstausstellung nicht unter Generalverdacht gestellt werden. Er wünsche sich ein ehrliches, sachliches Podium der kritischen Auseinandersetzung, des offenen Diskurses und des voneinander Lernens. |