Detailverliebtheit im Bonner Landesmuseum  |  | Pieter Claesz, Frühstückstisch mit Siegburger Steinzeugkanne, um 1624 | |
Das LVR-Landesmuseum Bonn lädt in diesem Kunstherbst seine Besucher dazu ein, die detailverliebte Welt der niederländischen Stillebenmalerei zu erkunden. In 14 Kabinetten zeigt die Ausstellung 14 Gemälde, die gemeinsam mit kostbaren Kunst- und Kulturobjekten präsentiert werden, die auch in ähnlicher Form in den Bildern dargestellt sind. Die malerische Wiedergabe der verschiedenen Gegenstände ist oftmals von einer solchen Perfektion, dass man die realen Objekte vor sich zu sehen glaubt. Dabei geht es den Macher*innen der Ausstellung nicht nur darum, das künstlerische Können der Maler zu demonstrieren, sondern sie möchten den Besucher*innen auch von den Geschichten der dargestellten Gegenstände erzählen. So bietet die Ausstellung ein Fest für die Sinne und eröffnet zugleich einen aufschlussreichen Blick auf die unsichtbaren Schicksale hinter den Bildern und ihren Objekten.
Im 17. Jahrhundert waren die Niederlande eines der weltweit fortschrittlichsten Länder. Während Handelsgesellschaften als Global Player die internationalen Märkte eroberten, revolutionierten Wissenschaftler das Bild von der Wirklichkeit, indem sie Fernrohre und Mikroskope erfanden. Gleichzeitig erlebten die Künste und der Kunsthandel eine zuvor unvorstellbare Blütezeit. Von diesen Entwicklungen und Errungenschaften erzählen die prächtigen Stillleben der Bonner Schau, die unter anderem von Pieter Claesz, Jan van der Heyden, Clara Peeters oder Floris van Schooten stammen. Zugleich gewähren sie jedoch auch einen Blick auf die Schattenseiten des wirtschaftlichen und technischen Booms, schließlich mussten die kostbaren Objekte, die man auf die Leinwand bannte, erst einmal hergestellt, erworben oder importiert werden. Ohne harte Arbeit, koloniale Ausbeutung und unfaire Ressourcenverteilung war der Luxus, von dem die Bilder zeugen, nicht zu haben.
Die Ausstellung „Augenlust? Niederländische Stillleben im Detail“ läuft vom 22. September bis zum 19. Februar 2023. Das LVR-Landesmuseum Bonn hat dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 7,50 Euro. Begleitend erscheint im Sandsteinverlag ein Katalog, der im Handel 38 Euro, im Museumsshop 29 Euro kostet.
LVR-Landesmuseum Bonn
Colmantstraße 14-16
D-53115 Bonn
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