Die Hochsicherheitsgesellschaft in Zürich  |  | Julia Scher, Security by Julia. Jahresring 38: Der öffentliche Blick, 1991 | |
Die Kunsthalle Zürich widmet Julia Scher seit dem Wochenende die erste institutionelle Überblicksschau und thematisiert dabei das gesellschaftliche und politische Konstrukt der Allüberwachung, für das sich die 1954 geborene Kalifornierin während der letzten 40 Jahre interessierte. Mit Multimedia-Installationen, Videoarbeiten, Skulpturen, Publikations- und Internetprojekte will Scher jener Tatsache Raum verleihen, die der amerikanische Soziologe Gary T. Marx als „Maximum Security Society“ beschreibt. Das vielseitige Œuvre der Künstlerin will klar vor Augen führen, wie divers und komplex uns überwachende Technologien wie Videoüberwachung, Bilderkennung und automatisierte Datenbankanfragen geworden sind. So bringen Schers Arbeiten den Betrachter dazu, die Illusion Sicherheit und Bequemlichkeit zu hinterfragen.
„Predictive Engineering“, eine Installation von 1993, für Zürich neu aufbereitet, scheint die Ausstellungsbesucher auf verdächtiges Aussehen oder Verhalten zu überprüfen. Mittels manipulierten und inszenierten, aber auch unverfälschten Filmclips lässt Julia Scher anklingen, wie man einer eventuellen Bedrohung begegnen oder wie eine abwehrende Reaktion ausfallen könnte. Dass wir die „Überwachung“ von Kindheit an gewohnt sind, offenbart „Mama Bed, Papa Bed und Baby Bed“ von 2003. Mittels an den Betten installierter Kameras und Monitore kann selbst die privateste Intimsphäre kontrolliert werden. Scher will darauf aufmerksam machen, dass die Kleinfamilie durch ihren hohen Grad an Intimität positiv wie negativ alle Mitglieder beherrscht.
Die Ausstellung „Julia Scher – Maximum Security Society“ läuft bis 15. Januar 2023. Die Kunsthalle Zürich hat dienstags bis sonntags von 11 Uhr bis 18 Uhr geöffnet, am Donnertag zusätzlich bis 20 Uhr. An Heiligabend wie an Silvester ist die Schau nur bis 16 Uhr zu besichtigen. An den beiden Weihnachtsfeiertagen bleibt das Haus geschlossen. Der Eintritt beträgt 12 Franken, ermäßigt 8 Franken.
Kunsthalle Zürich
Limmatstrasse 270
CH-8005 Zürich
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