Sammlung Philara präsentiert Mercedes AzpilicuetaUnter dem Titel „Barockes Flüstern“ zeigt die Düsseldorfer Sammlung Philara die erste Einzelschau der Argentinierin Mercedes Azpilicueta in Deutschland. Das Werk der in Amsterdam lebenden Künstlerin umfasst Performance, Skulptur, Textilarbeiten, Videokunst und Installation. Darin kommen queere, feministische oder marginalisierte Figuren zu Wort. Ihre Arbeiten sind häufig inspiriert von fiktionaler lateinamerikanischer Literatur, (neo)barocker Kunstgeschichte, Dekolonialismus sowie von verschiedenen Aspekten der Handwerkstechnik und der Textilproduktion. Ausgangpunkt der Schau ist der Ankauf des Werks „Abya Yala (Tierra Madura) | Bondage of Passions“. Dabei handelt es sich um eine Collage auf Jacquardgewebe mit Bildern aus Archivmaterialien, darunter historische Karten, Radierungen und Kolonialkunst, die die außergewöhnliche Geschichte von Catalina de Erauso umreißen. Erauso lebte im frühen 17. Jahrhundert unter verschiedenen männlichen Identitäten, während sie als rücksichtslose Konquistadorin in den Diensten des spanischen Reiches stand. Die ambivalente Persönlichkeit erhielt überraschenderweise den Segen des Papstes, ihr Leben als Mann zu führen.
Zentrales Werk der Ausstellung ist „Potatoes, Riots and Other Imaginaries“, eine Installation in Form einer zwölf Meter langen Textilarbeit. Dafür recherchierte Azpilicueta die sogenannten „Kartoffelaufstände“ von 1917, die durch Lebensmittelknappheit und Preiserhöhungen während des Ersten Weltkriegs von einer Gruppe Amsterdamer Arbeiterinnen angezettelt wurden und mehr Ernährungsgerechtigkeit erreichen wollten. Die Arbeit bezieht sich auch auf die Protestbewegung #Niunamenos, die 2015 nach dem Femizid an Daiana García entstand. Durch die Kombination dieser transhistorischen Netzwerke des Protests und des Füreinander-Einstehens richtet Azpilicueta den Fokus auf soziale Bewegungen, die es ermöglichen, dass „Zärtlichkeit und Verletzlichkeit neben militantem Engagement gedeihen“ und zu einer Quelle des generativen Widerstands werden.
Mercedes Azpilicueta, 1981 in La Plata geboren, studierte unter anderem an der Universidad de las Artes in Buenos Aires, am Dutch Art Institute/ArtEZ Hogeschool voor de Kunsten in Arnhem und an der Rijksakademie van Beeldende Kunsten in Amsterdam. Seit 2021 ist sie Leiterin des Textildepartements an der Gerrit Rietveld Academie in Amsterdam. Für ihre künstlerische Praxis wurde Mercedes Azpilicueta 2021 für den Prix de Rome und 2018 für den Frieze Art Award nominiert. 2021 erhielt sie den Marta García-Fajardo International Art Prize. Ihre Werke waren international in Einzelausstellungen zu sehen, darunter im Stedelijk Museum in Amsterdam oder im Museion in Bozen. Zudem war sie auf der IV. Performance Biennale von Buenos Aires vertreten.
Die Ausstellung „Mercedes Azpilicueta. Susurros Barrocos | Barockes Flüstern“ läuft vom 11. November bis zum 5. März 2023. Die Sammlung Philara hat freitags von 16 bis 20 Uhr sowie wochenends von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintrittspreis liegt im eigenen Ermessen.
Sammlung Philara – Gil Bronner
Birkenstraße 47
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