Picasso bei Christie’s: Buffalo Bill fordert zum DuellNach der einzigartigen Auktion der Schätze von Paul Allen bei Christie’s lockt nun Pablo Picassos „Buffalo Bill“ von 1911 zum „20th Century Evening Sale“ nach New York. Das relativ kleine Portrait des berühmten Jägers ist ein Musterexemplar des Synthetischen Kubismus: Wie wenn man durch ein Kristallglas eine sepiafarbene Fotografie betrachtet, herrschen kurze gerade Linien vor. Erst nach eingängigerem Blick kann man eine Nase, die Hutkrempe des Stetson oder einen Bart ausmachen. Dennoch bewies der berühmte Spanier, dass er trotz extremer Reduktion und Abstraktion ein wiedererkennbares Individuum auf die Leinwand bannen konnte. Auch die Provenienz dürfte den geschätzten Preis von 10 bis 15 Millionen US-Dollar am Donnerstag in die Höhe treiben. Niemand geringerer als Daniel-Henry Kahnweiler war der Erstbesitzer und damit der Mann, der Picasso zu Beginn seiner kubistischen Phase bestärkte und sich ebenfalls auf diese Art malen lies.
Zu den 70 Objekten der Auktion gehört noch ein weiteres fantastisches Portrait: Amedeo Modiglianis Bruststück von Beatrice Hastings vor einer Tür. Der Italiener stellt seine Muse abseits ihrer realen Physiognomie mit schmalem Gesicht, ebenmäßigen Zügen und überlangem Hals dar und macht so nachvollziehbar, wie faszinierend und anziehend er diese elegante Dame gefunden haben muss (Taxe 12 bis 18 Millionen USD). Im Preis etwas geringer mit 7 bis 10 Millionen Dollar angesetzt, blickt Frida Kahlo kritisch in die Runde der Hochkaräter. Ihr „Self-Portrait (Very Ugly)“, das die Bieter sicherlich nicht als „sehr hässlich“ einschätzen, schuf sie 1933 mit der Fresko-Technik. Daneben stehen noch eine klassische, von Rot dominierte und mit einem weißen Balken durchbrochene Farbfeldmalerei von Mark Rothko für 15 bis 20 Millionen Dollar und mehrere Werke von Willem de Kooning zum Verkauf. Dessen unbetiteltes Gemälde von 1985 mit den fantasieanregenden roten und blauen Luftschlangenlinien wird auf 8 bis 12 Millionen Dollar geschätzt. Für Koonings abstrakte Farbschlacht „Untitled III“ aus den späten 1970er Jahren erhofft sich Christie’s mehr als 35 Millionen Dollar.
Die Künstlerinnenriege des Abstrakten Expressionismus meldet sich mit Joan Mitchells buntem Großformat aus ihrem Spätwerk von 1989 zu Wort, das an die Natur eines Gartens erinnert (Taxe 10 bis 15 Millionen USD), während Clyfford Still 1946 bei seinem Ölgemälde „PH-69“ auf die Kraft des Kolorits in Gestalt ausgefranster Farbseen auf dunklem Grund setzte (Taxe 12 bis 18 Millionen USD). Wer es etwas realistischer mag, den können vielleicht Gustave Caillebottes Gärtner in ihrem um 1877 perfekt und akkurat angelegten Salatbeet (Taxe 6.000.000 bis 8.000.000 USD) oder ein Stillleben Claude Monets von 1880 verführen. Sein voller Früchtekorb mit roten und grünen Äpfeln, pastos und vollmundig ausgeführt, steht für 4 bis 6 Millionen Dollar bereit. Dazu gesellt sich Jean Frédéric Bazille mit seinem Blick in eine Gärtnerei, in der er 1866 mehrere „Pot de fleurs“ in Nahaufnahme eingefangen hat (Taxe 5 bis 7 Millionen USD). Auch zwei Malern des Cloisonismus hat Christie’s einen hervorgehobenen Platz in der Abendauktion zugewiesen: Emile Bernard stellt seine lagernden „Bretonnes dans une prairie“ von 1892 für 3 bis 5 Millionen Dollar zur Verfügung, Paul Sérusier seine ebenfalls leuchtend und flächig gemalten „Filles aux grands sables“ von 1891 für 1,2 bis 1,8 Millionen Dollar. |