Schiele wieder im Folkwang | | Egon Schiele, Stehendes Mädchen, das Gesicht mit beiden Händen bedeckend, 1911 | |
Das Aquarell „Stehendes Mädchen, das Gesicht mit beiden Händen bedeckend“ von Egon Schiele ist wieder ins Museum Folkwang zurückgekehrt. Das expressionistische Blatt aus dem Jahr 1911, das die Nationalsozialisten aus der Sammlung des Essener Museums beschlagnahmten, konnte mit Mitteln, die das Essener Ehepaar Walter und Lieselotte Griese dem Folkwang-Museumsverein 2016 hinterließ, aus Privatbesitz angekauft werden. Es war bis Januar in der Jubiläumsschau „Expressionisten am Folkwang. Entdeckt – Verfemt – Gefeiert“ zu sehen, die die ehemaligen Sammlungsbestände vor dem Zweiten Weltkrieg zu rekonstruieren versuchte. „85 Jahre nach den bis heute schmerzhaften Beschlagnahmungen verfügt das Museum Folkwang nun wieder über ein herausragendes Werk Egon Schieles. Es zeugt zugleich von der frühen Begeisterung, die Karl Ernst Osthaus dem Schaffen dieses außergewöhnlichen Künstlers entgegenbrachte“, äußerte sich Ulrich Blank, Vorsitzender des Folkwang-Museumsvereins, erfreut.
Karl Ernst Osthaus, Gründer des Museums Folkwang, war einer der ersten Sammler der Kunst Egon Schieles. Bereits 1910 erwarb Osthaus in Wien zwei figurative Aquarelle, darunter ein Selbstbildnis. Zwischen Künstler und Museumsgründer entwickelte sich eine umfangreiche Korrespondenz, die zu weiteren Ankäufen führte. Die erste museale Einzelausstellung Schieles fand 1912 im Museum Folkwang statt. Bis zu Schieles Tod im Jahr 1918 erwarb Osthaus vierzehn Aquarelle und ein Gemälde. Dies war seinerzeit die größte Sammlung von Werken des österreichischen Expressionisten in einem Museum.
Zu den insgesamt rund 1400 Werken, die Nationalsozialisten als „entartet“ brandmarkten und aus dem Museum Folkwang konfiszierten, gehörten auch sämtliche Arbeiten Schieles. Bis auf eine bemalte Postkarte, die Schiele 1912 an Osthaus geschickt hatte, kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg keines dieser Werke ins Museum Folkwang zurück. Im Zuge der Recherchen für die Ausstellung „Expressionisten am Folkwang“ konnte das ehemalige Schiele-Konvolut, das heute auf viele wichtige Sammlungen im In- und Ausland aufgeteilt ist, weitgehend rekonstruiert werden. |