Friedrich und die Romantik in Schweinfurt | | Caspar David Friedrich, Das Kreuz auf Rügen, nach 1815 | |
Im Schweinfurter Museum Georg Schäfer steht der Frühling im Zeichen der Romantik. Die aktuelle Sonderausstellung erkundet die „Vorboten der Romantik“. Ausgangspunkt ist der Romantik-Star Caspar David Friedrich, der im kommenden Jahr seinen 250. Geburtstag feiert, und die Frage, warum seine Bilder bis heute als so stimmungsvoll wahrgenommen werden. In Kooperation mit dem Kunstmuseum Winterthur gelang es in Schweinfurt, 100 Höhepunkte der romantischen Malerei zusammenzuziehen, darunter auch Friedrichs berühmten „Wanderer über dem Nebelmehr“ sowie die weltbekannten „Kreidefelsen auf Rügen“ von 1818. In seiner Kunst setzte sich Caspar David Friedrich intensiv mit Naturphänomenen und den durch sie ausgelösten Gemütsbewegungen auseinander. Nebel, Sonnenaufgänge und Kirchhöfe ersetzten bei dem Romantiker traditionelle Landschaftsmotive. 1822 notierte der Dichter Friedrich de La Motte Fouqué, Friedrich beschäftigte sich mit dem Vorwurf, er könne „nichts malen als Mondschein, Abendroth, Morgenroth, Meer und Meeresstrand, Schneelandschaften, Kirchhöfe, wüste Haiden, Waldströme, Klippenthäler und Aehnliches.“
Die Ausstellung blickt nicht auf den Fortgang und das Aufblühen der romantischen Malerei in Deutschland, sondern erkundet auch ihre Vorgänger und Wurzeln, die vor allem in der niederländischen und italienischen Malerei des späten 17. Jahrhunderts liegen. In Rom schuf der Franzose Claude Gellée, heute besser als Claude Lorrain bekannt, idealisierte Landschaftsbilder, die vor allem aufgrund ihres stimmungsvollen Lichteinfalls in ganz Europa gefragt waren. Ähnliches gilt für die Panoramen Jan van Goyens, die vor spektakulär flachen Horizonten, detailverliebte Stadtansichten zeigen. Bei Goyen werden Himmel, Wolken und Flüsse zu den eigentlichen Protagonisten und Stimmungsträgern seiner Gemälde. Allegorischer sind hingegen die Landschaften von Jacob van Ruisdael, wo abgebrochene Bäume und stürmische Flüsse auf biblische Psalmen verweisen und zu einem gottgefälligen Leben aufrufen.
Setzte die ältere Landschaftsmalerei Ruinen als Zeichen des Vergangenen ins Bild, erhob die Romantik dagegen mittelalterliche Kirchen und Burgruinen zu Stimmungsträgern. Das Mittelalter wurde dabei nicht als eine längst abgeschlossene Zeitphase, sondern als eine historisch verankerte Utopie für die zu erneuernde Einheit von Staat und Kirche begriffen. Diese Vorstellung führte zur Vollendung zahlreicher mittelalterlicher Bauwerke, etwa dem Kölner Dom. Mit dem Bild „Die Kathedrale“, entstanden gegen 1818, leistete Caspar David Friedrich dafür sowohl eine Vision als auch einen architektonischen Idealentwurf. „Das Kreuz auf Rügen“, gemalte nach 1815, ist Ausdruck der tief empfundenen Gottesfurcht der Romantiker, die Natur und Schöpfung mit der menschlichen Gefühlswelt in Einklang bringen wollten. Der Maler Carl Gustav Carus bannte um 1825/27 „Das Eismeer von Chamonix“ auf eine Leinwand – ein gewaltiger Alpengletscher, gefangen zwischen steilen kahlen Bergwänden. Zwei Menschen, kaum zu erkennen am unteren Bildrand, wirken im Angesicht der majestätischen Natur wie kleine nichtige Würmer.
Die Ausstellung „Caspar David Friedrich und die Verboten der Romantik“ läuft bis zum 2. Juli. Das Museum Georg Schäfer hat mittwochs bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr sowie dienstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet regulär 10 Euro, ermäßigt 8 Euro. An jedem ersten Dienstag im Monat gilt für das gesamte Haus freier Eintritt. Im Hirmer Verlag erscheint begleitend ein Katalog.
Museum Georg Schäfer
Brückenstraße 20
D-97421 Schweinfurt
Telefon: +49 (0)9721 – 51 48 20 |