Dresden erinnert an Irena Rüther-Rabinowicz Der Name Irena Rüther-Rabinowicz ist heute nur noch wenigen ein Begriff. Diesem Desiderat will nun die Städtische Galerie Dresden mit der Ausstellung „Irena Rüther-Rabinowicz – Jahrhundertzeugin. Auf den Spuren einer jüdischen Künstlerin“ abhelfen und präsentiert seit dem Wochenende über 60 Werke der 1900 in Köln geborenen Malerin. Dabei kann sich Kurator Johannes Schmidt auf den Sammler Matthias Müller stützen, der sich seit Jahren intensiv mit ihrem Werk und ihrer Biografie beschäftigt hat, und einen Überblick über ihr Schaffen von den Anfängen um 1919 bis zu ihrem letzten Gemälde, einem Porträt des Sängers Theo Adam, geben. Mit Fotos und Dokumenten aus ihrem Nachlass zeichnet Schmidt zudem ihren Lebensweg nach.
Irena Rabinowicz stammte aus einer bürgerlich gut situierten jüdischen Familie, die zum Protestantismus übergetreten war. 1919 gehörte sie zu den ersten Künstlerinnen, die an der Dresdner Kunstakademie studieren durften. Hier waren Otto Gussmann und Fritz Max Hofmann-Juan ihre Lehrer, unter anderem Otto Dix, Peter August Böckstiegel, Otto Griebel oder Bernhard Kretzschmar ihre Mitstudenten, und hier heiratete sie 1921 auch ihren Kommilitonen Hubert Rüther. In den 1920er Jahren pflegte Rüther-Rabinowicz einen progressiven Lebensstil, reiste viel, widmete sich dem Reitsport und trat als Zirkusreiterin auf. In der NS-Zeit wurde sie wegen ihrer jüdischen Herkunft vom künstlerischen Leben ausgeschlossen, erlebte Hausdurchsuchungen, Haft und Zwangsarbeit. Wegen ihres arischen Ehemanns blieb ihr Leben zunächst bis Februar 1945 verschont, als Rüther-Rabinowicz den Befehl zur Deportation ins KZ Theresienstadt erhielt. Nur das Bombardement auf Dresden am 13. Februar 1945 rettete sie vor der Verschleppung.
In ihrer Kunst konzentrierte sich Irena Rüther-Rabinowicz vorwiegend auf das Thema der Portraitmalerei, womit sie schon vor dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich in Dresden tätig war. Vor ihrer Staffelei standen und saßen etwa die Tänzerin Lilo Kirsten, der Fotograf Hugo Erfurth, die Schauspielerin Antonia Dietrich, der Sänger Richard Tauber, der Maler Hans Grundig, der Physiker Manfred von Ardenne oder der Dichter Ludwig Renn. Geschult an altmeisterlicher Malerei, nahm sie auch die Strömungen ihrer Zeit, vor allem Ideen der Neuen Sachlichkeit, auf und schuf ausdrucksstarke und einfühlsame Bildnisse. Dies konnte Rüther-Rabinowicz auch nach 1945 in der DDR fortführen. So entstand bis 1971 eine Porträtgalerie Dresdner Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Politik, die über den künstlerischen Wert hinaus auch ein kulturhistorisches Zeugnis darstellt. Daneben widmete sich Rüther-Rabinowicz noch dem Stillleben und malte einige Werke wie das „Stillleben mit Lilien und Kimono“, in das sie wiederum Portraits integrierte. Sie starb 1979 und wurde auf dem Loschwitzer Friedhof beigesetzt.
Die Ausstellung „Irena Rüther-Rabinowicz – Jahrhundertzeugin. Auf den Spuren einer jüdischen Künstlerin“ läuft bis zum 18. August. Die Städtische Galerie Dresden hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, freitags bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 4 Euro. Der Katalog aus dem Sandstein Verlag kostet im Museumsshop 28 Euro, im Buchhandel 34 Euro. In den Städtischen Sammlungen Freital auf Schloss Burgk ist noch bis zum 20. Mai die Ausstellung „Auferstehung – Der Künstler Hubert Rüther“ zu sehen.
Städtische Galerie Dresden
Wilsdruffer Straße 2
D-01067 Dresden
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