Hamburger Kunsthalle blickt auf das Jahr 1923 | | Robert Desnos, La mort de Max Ernst, 1923 | |
Zum 100jährigen Jubiläum der Freunde der Kunsthalle e.V. würdigt die Hamburger Kunsthalle derzeit ihren bedeutendsten Förderverein mit einer Ausstellung. Passend zum runden Geburtstag werden einzig Kunstwerke präsentiert, die etwa genauso alt wie der Verein sind und um das Jahr 1923 entstanden. Zu sehen sind unter anderem Arbeiten von Alma del Banco, Robert Desnos, Walter Dexel, Karl Hofer, Ernst Ludwig Kirchner, Karl Kluth, Rudolf Levy, Dorothea Maetzel-Johannsen, László Moholy-Nagy und Friedrich Wield. Sie setzen Schlaglichter auf eine künstlerisch schillernde Zeit und lassen das oft beschworene „Krisenjahr“ 1923 wiederaufleben. Vor 100 Jahren tobten in der Weimarer Republik viele Überlebenskämpfe. Ruhrbesetzung, Hyperinflation, Verelendung und Putschversuche brachten die junge Republik ins Straucheln. Gleichzeitig war die Kultur der Zeit von einer eindrucksvollen Vielfalt geprägt, in der sich Impressionismus, Expressionismus, Neue Sachlichkeit, Surrealismus und die angewandte Kunst des Staatlichen Bauhauses begegneten.
So stehen sich in der Ausstellung George Grosz’ „Bar in Cassis“, eine Federzeichnung des verlotterten Nachtlebens in einer Großstadtbar, und Käthe Kollwitz’ einfühlsame und anprangernde Lithografie „Deutschlands Kinder hungern!“ gegenüber. Das Spektrum der Kunst könnte kaum breiter sein. Figürliche Malerei, wie Anita Rées stilles Porträt „Teresina“, trifft auf Otto Dix’ fantastischen und karikierenden „Frauenkopf“. Die Kunst der 1920er Jahre hatte kaum mit den neusten Entwicklungen fußgefasst, da überschlugen sich die Ereignisse, und Künstler wie Wassily Kandinsky mit seinen abstrakten Schöpfungen, Rudolf Belling mit seinem aus geometrischen Versatzstücken konstruierten Kopf oder Man Ray mit seinem dadaistischen „Metronom“ schickten sich an, die Konventionen der Kunst aus den Grundfesten zu haben. Muss Malerei überhaupt einen Gegenstand darstellen? Können arrangierte Gegenstände über sich selbst hinaus auf größere Themen verweisen? In Hamburg offenbart sich dem Publikum ein erfrischender Querschnitt durch das Kunstschaffen eines Jahres, dessen großartige Ideen auch noch heute originell und überraschend sind.
Die Ausstellung „1923. Gesichter einer Zeit“ läuft bis zum 24. September. Die Hamburger Kunsthalle hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr sowie donnerstags bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 16 Euro, ermäßigt 8 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er frei. Begleitend erscheint ein Katalog, der im Museumsshop für 14,90 Euro erhältlich ist.
Hamburger Kunsthalle
Glockengießerwall
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