Rudolf Goessl gestorben  |  | Rudolf Goessl 2016 in seinem Atelier | |
Rudolf Goessl ist tot. Der österreichische Maler starb am Montagmorgen im Alter von 94 Jahren. Das gab die Wiener Galerie Jünger bekannt, die sein Werk seit 1994 vertritt. Er sei seiner schweren Krankheit in Wien erlegen. Der 1929 in Kronberg in Niederösterreich geborene Künstler habe sich als einer der ersten seiner Generation mit monochromer Malerei beschäftigt und bereits in den 1970er Jahren internationale Positionen, etwa Mark Rothkos, Clyfford Stills oder Jules Olitskis Farbfeldmalerei, rezipiert. Auf diese Künstler wurde Goessl 1967 bei einem Aufenthalt in New York aufmerksam. Ihre ungegenständlichen Bildideen sollten fortan sein Schaffen prägen.
Seine Ausbildung begann er 1944 an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Nach einer Unterbrechung durch die frühzeitige Einberufung zum Arbeitsdienst bis zum Kriegsende schloss er sein Diplom 1950 beim österreichischen Landschafts- und Porträtmaler Max Frey ab. Von 1957 bis 1959 besuchte Goessl dann die Abendakte von Herbert Boeckl an der Akademie der bildenden Künste Wien. Bis in die 1970er Jahre war der Maler neben seinem künstlerischen Schaffen auch als Werbegrafiker und Schaufenstergestalter in Wien tätig. Danach konzentrierte sich Goessl auf seine Arbeit als freischaffender Künstler und galt als Einzelgänger, der sich ab 1970 für rund zehn Jahre vom Kunstbetrieb zurückzog und seine eigenen malerischen Techniken entwickelte. Erste Einzelausstellungen widmeten ihm unter anderem 1963 die Galerie Würthle und 1973 die Galerie nächst St. Stephan in Wien, 1999 dann auch das Landesmuseum Niederösterreich in St. Pölten oder 2016 das Belvedere in Wien.
In seinen frühen „Raumbühnenbildern“ erzeugt Goessl durch zarte Rahmungen und Kanten eine bühnenhafte Anmutung innerhalb der sonst gegenstandslosen Malerei. Schon damals hätten den Künstler die wesentlichen Fragen des Seins und daraus resultierend die Möglichkeiten der Malerei bewegt, diese spirituellen Inhalte als „unendliche“ Farbräume abzubilden, so die Galerie Jünger. Goessl habe sich auf die meditativen Qualitäten der Abstraktion konzentriert und hauchdünne Farblasuren übereinandergelegt, in deren Stille das Auge wie im unbestimmbaren Helldunkel einer Nebelwand versinke.
Durch eine flächigere Malweise wich mit der Zeit die Raumtiefe und führte zu einem schleierartig wirkenden Farbauftrag in feinen Helligkeitsabstufungen. Später mischte Rudolf Goessl dann Sand in die Farbe, was deren Auftrag körniger und haptischer macht. Aber auch das Kolorit wurde kräftiger und die Malweise expressiver und gestischer. Teilweise schälen sich auch Gegenstände aus den Farbräumen, was seine abstrakte Kunst näher an die Figuration heranführt. Auch dafür erhielt Goessl 2014 den Würdigungspreis für bildende Kunst des Landes Niederösterreich. |