Nürnberger Behaim-Globus ist Weltdokumentenerbe | | Erdglobus, sogenannter „Behaim-Globus“, Nürnberg 1492/94 | |
Die UNESCO hat den Behaim-Globus aus dem Germanischen Nationalmuseum in ihr internationales Register „Memory of the World“ aufgenommen. Die Erdkugel, die zwischen 1492 und 1494 im Auftrag des Nürnberger Rats von verschiedenen Handwerkern unter der Anleitung des Kaufmanns und Seefahrers Martin Behaim erstellt wurde, ist damit nach Ansicht des Exekutivrats der Weltkulturorganisation von außergewöhnlichem Wert für die Menschheitsgeschichte. Daniel Hess, Generaldirektor des Germanischen Nationalmuseums, freute sich über die Auszeichnung und sagte: „Der Behaim-Globus markiert entscheidende Wendepunkte der europäischen Geschichte. Er zeugt von Neugier und Entdeckerfreude und von dem Wunsch, den eigenen Horizont zu erweitern. Zugleich erinnert er aber auch daran, wie sehr die Entstehung unserer modernen Welt auf der Aneignung und Ausbeutung von Rohstoffen beruht. Deshalb ist der Behaim-Globus heute ein hochaktuelles Dokument unseres zwiespältigen europäischen Kulturerbes.“
Der dicht beschriebene Behaim-Globus ist die älteste erhaltene Darstellung der Erde in Kugelform und verzeichnet die Kontinente Europa, Afrika und Asien mit der japanischen Inselgruppe. Der Erdteil Amerika, den Kolumbus zeitgleich mit Entstehung des Behaim-Globus erreichte, fehlt noch. In Europa wusste man noch nichts von seiner Existenz. Damit war diese Erdkugel bei ihrer Fertigstellung eigentlich bereits überholt. Das mache sie heute aber so spannend, so die Mitteilung des Museums. Der weltberühmte Globus sei nicht nur ein Pionierwerk der Kartografie und des wissenschaftlichen Instrumentenbaus, sondern lege auch Zeugnis von einem sich rasant und grundlegend wandelnden Weltbild an der Zeitenwende vom Mittelalter zur Neuzeit ab. Vermutlich sollten mit seiner Anfertigung reiche Nürnberger Patrizier als Geldgeber für den globalen Handel gewonnen werden. Denn neben Ländern, Städten, Flüssen, Angaben zu fremden Völkern, exotischen Tieren und Orten der Heilsgeschichte notiert der Globus vor allem Rohstoffvorkommen, darunter für Gewürze, Gold und Edelsteine. Zudem betonen Inschriften den potenziellen Gewinn, der wohl zu Direktimporten animieren sollte.
Neben dem Behaim-Globus hat die UNESCO 63 weitere Dokumente in das Verzeichnis des Weltdokumentenerbes aufgenommen. Dazu gehören aus Deutschland noch der Codex Manesse der Universitätsbibliothek Heidelberg und Dokumente zur Geschichte der Hanse, die in Belgien, Dänemark, Estland, Lettland, Polen und unter anderem im Archiv der Hansestadt Lübeck bewahrt werden. Handschriften der Hofschule Kaiser Karls des Großen aus der Stadtbibliothek Trier, der Vatikanischen Bibliothek in Rom sowie aus Bibliotheken in Frankreich, Großbritannien, Österreich und Rumänien wurden ebenfalls in das Register eingeschrieben. |