Candid-Zeichnung für Münchner Sammlung | | Peter Candid, Euterpe, um 1603 | |
Der Staatlichen Graphischen Sammlung München ist nach eigenem Bekunden ein „außerordentlicher Ankauf von historischer Bedeutung“ gelungen. Sie konnte kürzlich eine Zeichnung Peter Candids erwerben, der ab 1586 für den Münchner Hof tätig war. Die Darstellung der Muse Euterpe ist der einzig erhaltene Entwurf für die Ausschmückung des einstigen Tempels im südlichen Garten der Münchner Residenz. Es sei ein Glücksfall ersten Ranges, dass dieses wertvolle Zeugnis aus der künstlerischen Blütezeit unter dem Wittelsbacher Herzog Maximilian I. für den Freistaat gesichert werden konnte, äußerte sich Michael Hering, Direktor der Staatlichen Graphischen Sammlung München, zum Ankauf.
Dafür musste sich das Münchner Museum ganz schön ins Zeug legen. Bei der vergangenen Auktion von Karl & Faber in München war Candids um 1603 entstandene Tuschezeichnung mit einer Schätzung von 4.000 bis 5.000 Euro auf das Auktionspult gestiegen. Doch erst nach zähem Ringen konnte die Staatliche Graphische Sammlung die Konkurrenz bei einem Zuschlag von 100.000 Euro loswerden und musste mit Aufgeld 127.000 Euro berappen. „Es gibt auf dem Kunstmarkt glückliche Momente, da muss man mutige Entscheidungen treffen. Wir werden in der Zukunft die Bürde der pekuniären Belastung vergessen und die Erwerbung als absoluten Glücksfall für den Freistaat betrachten können“, so Hering.
Dafür hat er nun Peter Candids bekränzte Muse Euterpe erhalten, die in lose flatterndem Gewand auf einem Wolkenkissen steht und die Syrinx spielt. Ein Engelsensemble mit Blasinstrumenten begleitet sie zu ihren Füßen. Die Schrifttafel weist die Muse aus: „Euterpe entlockt der Flöte wohltuenden Hauch.“ Candid führte die Zeichnung in Feder aus, lavierte sie in Grau und setzte die für ihn so charakteristischen weißen Glanzlichter auf die Hauptfigur, die ihr nicht nur Plastizität verleihen, sondern sie auch spielerisch umschmeicheln. Die Leichtigkeit von Candids Federstrich ergänzt sich vortrefflich mit der grazilen Anmut der Figuren. Euterpe gehörte zu den neun Musen, die die Decke des Gartentempels zierten, der von einer Pegasus-Statue bekrönt wurde. Das Lusthaus verschwand um 1730 im Zuge von baulichen Veränderungen der Münchner Residenz. Weitere Zeichnungen Peter Candids für den Tempel sind bis heute nicht bekannt. |