Die Kunst, online zu lesen.

Home


Magazin

News


Marktberichte


Ausstellungen


Journal


Portraits


Top Event


Netzkunst





Kunst kaufen
Werben

Translation EnglishFrench

Anzeige

Ländlicher Garten (mit Bauernhaus) / Arnold Balwé

Ländlicher Garten (mit Bauernhaus) / Arnold Balwé
© Kunsthandel Ron & Nora Krausz


Anzeige

Interieur – Asia Porcelain – Asiatisches Porzellan, um 1911/12 / Joseph Oppenheimer

Interieur – Asia Porcelain – Asiatisches Porzellan, um 1911/12 / Joseph Oppenheimer
© Kunsthandel Ron & Nora Krausz


Newsmailer Eintrag

Bestellen Sie bitte hier:


Suchen mit Google

Google
WWW
kunstmarkt.com

Marktberichte

Aktuellzum Archiv:Auktions-Vorbericht

Beinahe alle großen deutschen Auktionshäuser können in der aktuellen Frühjahrsaison mit Millionenwerten aufwarten. Bei Lempertz in Köln steht ein Meisterwerk von Pechstein an der Spitze

Strahlung hinter dem Vorhang



Die kommende Auktionswoche in Köln ist hochkarätig besetzt: Während Van Ham mit einem Picasso-Gemälde punktet, steht bei Lempertz ein Schlüsselwerk des deutschen Expressionismus an der Spitze: ein fulminantes Selbstbildnis von Hermann Max Pechstein aus dem Jahr 1909. In kraftvoll leuchtendem Kolorit liegt der Maler am Boden, hält mit einer Hand seine Palette, mit der anderen führt er den Pinsel zu einem Gemälde außerhalb des Bildrands. Mit beinahe herausforderndem Blick fixiert er den Betrachter und strotzt dabei vor Selbstbewusstsein, was sich auch in der Eroberung des gesamten Bildraums spiegelt. Dieses Selbstbewusstsein war künstlerisch gerechtfertigt, denn Pechstein hatte sich damals von seinen Vorbildern emanzipiert und seine eigene Ästhetik gefunden. So feierte der 28jährige Künstler auf der Frühjahrsausstellung der Berliner Secession 1909 seinen Durchbruch und konnte zwei seiner drei dort präsentierten Gemälde verkaufen. Rückblickend äußerte sich Pechstein zu dieser Schaffensphase: „Das Eis war gebrochen, und meine Kunst, später von Kunstwissenschaftlern als ‚Expressionismus‘ bezeichnet, hatte sich den Anfang des Weges errungen.“ In den rund 90 Jahren, in denen sich das „Selbstbildnis, liegend“ in derselben rheinischen Sammlung befand, bestritt es daher zahlreiche Auftritte in Ausstellungen. Nun kommt es marktfrisch mit einer angemessenen Schätzung von 1,5 bis 2 Millionen Euro bei Lempertz zur Versteigerung.


Den Auftakt des „Evening Sale“ macht am 6. Juni eine Gruppe von acht aquarellierten Zeichnungen Lyonel Feininger aus der Sammlung des 2021 verstorbenen Düsseldorfer Architekten und Stadtplaners Walter Brune vor allem mit maritimen Motiven. So lagern auf einem Blatt des Jahres 1943 ein Dreimaster und Segelboote ruhig vor der Küste (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR), während Feininger in zwei Entwürfen für ein Wandbild an der Fassade des New Yorker „Marine Transportation Building“ mehr Dynamik an den Tag legt (Taxe je 40.000 bis 50.000 EUR). Auf einem „Strandbild“ von 1922 tummeln sich dann zwei lustige karikierte menschliche Gestalten in maßstäblicher Verzerrung vor hochaufragenden Schiffen unter gelb leuchtender Sonne (Taxe 30.000 bis 35.000 EUR). An die Feininger-Suite schließt sich passend ein „Segler auf stürmischer See“ an, den Emil Nolde 1946 in einem abstrakt aquarellierten Farbenrausch vor dem drohenden Unwetter ins letzte diffuse Abendlicht entschwinden lässt (Taxe 120.000 bis 150.000 EUR).

Einige Werke der Moderne können mit bedeutenden Provenienzen aufwarten. Heinrich Stinnes, dem Spross der bekannten Mülheimer Industriellenfamilie, der sich besonders als Kunstsammler hervortat, gehörte Paul Klees Aquarell „Tagesspuk auf dem Hauptplatz“ von 1929. Seine Begeisterung für das Fantastische lebte Klee in dieser Zwischenwelt aus, die von einem freundlichen Spuk heimgesucht wird, der sich als Kreisformen um einzelne Figuren legt (Taxe 170.000 bis 200.0000 EUR). Aus der ehemaligen Sammlung von Max Sauerlandt, Museumsdirektor in Halle und Hamburg und einem wichtigen Förderer der Brücke-Künstler, stammt Ernst Ludwig Kirchners nervös skizzierte Pastell- und Kohlezeichnung „Zwei Frauen“ von 1912, auf der die Kirchner-Geliebten, die Schwestern Gerda und Erna Schilling, sich vertraut zuwenden (Taxe 300.000 bis 350.000 EUR). In diese Preiskategorie reiht sich Lovis Corinths furios gemaltes, üppiges Stillleben „Zinnien“ aus dem Jahr 1924 ein. Die locker und vital entwickelte Blütenpracht wurde zuletzt 2012 bei Nagel in Stuttgart für 300.000 Euro gehandelt und hatte in der Zwischenzeit bei Grisebach in Berlin und Koller in Zürich zwei erfolglose Auktionsauftritte zu höheren Erwartungen. Jetzt orientiert sich Lempertz mit 300.000 bis 400.000 Euro am Nagel-Ergebnis.

Frauen der Moderne

Mit ihrem „Blick aufs Gebirge mit gelber Wolke“ präsentiert Gabriele Münter ihr bevorzugtes Themenrepertoire aus der Landschaft um Murnau und hat die Voralpenkulisse 1934 zeittypisch aus konturbetonten Farbblöcken aufgebaut (Taxe 250.000 bis 300.000 EUR). Bei ihrer intimen Schilderung einer jungen Mutter mit ihren Kindern beim Essen in einer einfachen Stube verfolgt Mela Muter ihr Interesse für die Benachteiligten der Gesellschaft, denen sie sich einfühlsam nähert (Taxe 100.000 bis 120.000 EUR). Mit Natalja Gontscharowa und ihrer „Composition rayonniste“ aus dem Jahr 1913, in dem die Russin mit ihrem Lebenspartner Michail Larionow ihr rayonistisches Manifest herausgab, hat Lempertz eine weitere einflussreiche Künstlerin der Moderne in den Katalog aufnehmen können. Ihre kristalline Formenexplosion öffnet mit architektonisch wie vegetabil anmutenden Elementen vielfältige Assoziationsräume (Taxe 100.000 bis 120.000 EUR). Weniger geläufig ist dagegen Séraphine Louis. Die Autodidaktin, die als Putzfrau und Schafhirtin ihren Lebensunterhalt bestritt und der „Naiven Kunst“ zugerechnet wird, malte 1931 ihre „Marguerites“, die sich über den gesamten blaugrünen Grund ausbreiten und fast wie ein figuratives Pendant zur Gontscharowas abstrakter Komposition wirken (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR).

Offensichtlicher als Séraphine Louis beschäftigte sich Carlo Mense mit der religiösen Kunst und schuf 1914/15 in Auf- und Hinterglasbemalung eine eindrückliche „Kreuzabnahme“ mit überlängten Figuren vor nachtschwarzem Hintergrund. Surreale Ideen und eine neusachliche Ästhetik verbinden sich bei Albert Birkle zu einem magischen Realismus eigener Prägung, mit dem er die Abgründe der menschlichen Psyche aufgriff, so auch auf seinem drastischen Gemälde „Irrsinn“ von 1925, auf dem ein grünlich schimmerndes Skelett einen Mann von hinten anfällt und ihn erwürgt (Taxe je 40.000 bis 60.000 EUR). Um 1917 porträtierte Georg Tappert den Maler und Schriftsteller Karl Jakob Hirsch und legte seine Verve besonders in die Wahl der intensiven Farben (Taxe 40.000 bis 50.000 EUR). Auch Fotografisches hat Lempertz in seinen „Evening Sale“ aufgenommen, darunter Hans Bellmers Fotobuch „Die Puppe. Erinnerungen zum Thema Puppe“, in dem der Surrealist 1934 seine Gedanken zu diesem erotischen, skandalumwitterten Sujet in kleiner Auflage erstmals veröffentlichte (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR).

In der Epoche nach dem Zweiten Weltkrieg dominiert zunächst die Ungegenständlichkeit, und dabei die informellen Schöpfungen Ernst Wilhelm Nays. Zur Werkserie der „Rhythmischen Bilder“ gehört seine dynamische Komposition „Licht und Dunkel“ von 1953 mit schwebenden Farbakkorden vor hellem Grund (Taxe 250.000 bis 300.000 EUR). Noch etwas teurer wird es mit Nays spätem, flächig angelegtem und strahlendem Bild „Mit weißer Spindel“ von 1967, auf dem die titelgebende Form in klarem Weiß mittig platziert ist (Taxe 400.000 bis 500.000 EUR). Nicht so kompakt arbeitete Peter Brüning um 1964 seine titellose kleinteilige gestische Arbeit in Öl und Kreide auf Leinwand aus (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR). In die Dreidimensionalität geht es in dieser Zeit mit Norbert Krickes „Großer Flächenbahn“, einer über fünf Meter breiten Linienschichtung aus Edelstahlstäben von musealer Qualität, die schon im Entstehungsjahr 1964 auf der Documenta III in Kassel zu sehen war und mit 400.000 bis 500.000 Euro den Auktionsrekord anstrebt.

Ein Fest des Skulpturalen

Die jüngere Kunst ist mit einer Reihe weiterer Skulpturen gut besetzt. Dazu gehört Niki de Saint Phalles lustvolle Brunnenplastik „Fontaine aux quatre Nanas“ aus der Sammlung des Galeristenpaars Linda und Guy Pieters von 1974/91, in der ihre lebensfrohen bunten Frauengestalten im Wasser baden und zugleich Wasser spenden (Taxe 350.000 bis 400.000 EUR). Weitaus filigraner ist Günter Haeses Drahtskulptur „Minerva“ von 1978. Sein bronzefarbenes Metallgewebe, das im Luftzug leicht in Schwingung versetzt wird, erinnert in seinen geometrischen Formfindungen an Vogelkäfige (Taxe 30.000 bis 40.000 EUR). Die Madrider Galerie Theospacio richtete 1989 Jesús Rafael Soto eine Einzelausstellung aus, für die er seine raumfüllende Installation „Esfera Theospacio“ schuf. Auch das 2008 danach entstandene Multiple entfaltet im deutlich kleineren Maßstab eine faszinierende Wirkung, die von der präzisen Anordnung und der Bemalung der hängenden Aluminiumstäbe ausgeht, die eine scheinbar schwebende Kugel ausformen (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR). An prähistorische oder afrikanisch-ozeanische Kultobjekte erinnert A.R. Pencks Bronzestele „NRMN“ von 1986 (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR).

Mit zwei konzeptuellen Schriftarbeiten und sechsstelligen Bewertungen tritt Marcel Broodthaers an. Da ist zunächst die humorvolle fünteilige Typographie „La Lettre D.“ in der originalen Kartonmappe von 1967 für 150.000 bis 200.000 Euro und dann der deutschsprachige Teil der Werkserie „Peintures littéraires“ von 1973 aus neun teils mit den Namen deutscher Denker und Dichter, teils aber nur mit Sternchen bedruckter Leinwände für 300.000 bis 400.000 Euro. Malerischer ging Jörg Immendorff 1975 auf seinem Acrylgemälde „Wir könnten… Wir werden“ ans Werk und wollte mit ihm eine politische Botschaft für gesellschaftliche Verantwortung vermitteln (Taxe 40.000 bis 60.000 EUR). Mit Wörtern arbeitete auch Julian Schnabel 1988 in seiner Werkserie „La Banana è buona“ und inszenierte bei vorliegender Arbeit das Aufeinandertreffen von historischer Figur mit dieser banalen Aussage: Auf dem Kupferstich des Papstes Pius IX. steht der Satz „La Banana è buona“ geschrieben (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR).

Sportlichen und zirzensischen Aktivitäten zahlreicher kleiner nackter Menschlein widmete sich William Nelson Copley 1959 auf seiner grün grundierten Leinwand „Paradis“ (Taxe 100.000 bis 150.000 EUR). Im neuen Jahrhundert wird es zunächst noch einmal abstrakt. Obwohl Zdenek Sýkoras farblich zurückhaltende „Linien Nr. 235“ von 2005 als Spiel freier künstlerischer Erfindung erscheinen, sind sie doch den Maßgaben der Konkreten Kunst entsprechend streng nach vorgeplanten Ideen ausgeformt (Taxe 150.000 bis 200.000 EUR). Der Maler Jonas Burgert erfindet stets ein großes Welttheater in figurativer Wucht, auch bei zwei Arbeiten auf der Werkgruppe „Bergung“ des Jahres 2006, in denen der Berliner motivisch versatzstückhaft traumartige Sequenzen mit der Bergung von Menschen vorführt (Taxe 50.000 bis 70.000 EUR bzw. 120.000 bis 150.000 EUR). Thomas Demand baut für seine „Tatort-Fotografie“ Räume nach, die sich auf politisch und gesellschaftlich relevante Ereignisse beziehen, und fotografiert sie dann wieder ab, so auch 2009 die „Fotoecke/Photobooth“ aus einer ehemaligen DDR-Haftanstalt in Gera für Politisch-Gefangene, von denen auffallend viele später an Blutkrebs erkrankt sind, was wohl an dem Roentgenapparat lag, der hinter dem bunten Vorhang stand und ständig Strahlung abgab. Aufgearbeitet ist dieser Vorfall nicht.

Die Auktion beginnt am 6. Juni um 18 Uhr. Die Vorbesichtigung läuft bis zum 5. Juni. Der Internetkatalog listet die Objekte unter www.lempertz.com.

Kontakt:

Kunsthaus Lempertz

Neumarkt 3

DE-50667 Köln

Telefon:+49 (0221) 92 57 290

Telefax:+49 (0221) 92 57 296

E-Mail: info@lempertz.com



04.06.2023

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Johannes Sander

Drucken

zurück zur Übersicht


Empfehlen Sie den Artikel weiter:
an


Weitere Inhalte:

Gesamt Treffer 15

Seiten: 1  •  2

Events (1)Adressen (1)Kunstsparten (4)Stilrichtungen (3)Berichte (1)Kunstwerke (4)Im Verkauf - Events (1)

Veranstaltung vom:


06.06.2023, Evening Sale - Moderne und Zeitgenössische Kunst

Bei:


Kunsthaus Lempertz

Kunstsparte:


Arbeiten auf Papier

Kunstsparte:


Skulptur

Kunstsparte:


Fotografie

Kunstsparte:


Malerei

Stilrichtung:


Zeitgenössische Kunst

Stilrichtung:


Nachkriegskunst

Stilrichtung:


Moderne Kunst







Paul Klee,  Tagesspuk auf dem Hauptplatz, 1929

Paul Klee, Tagesspuk auf dem Hauptplatz, 1929

Taxe: 170.000 - 200.000 EURO

Losnummer: 61

Lovis Corinth,  Zinnien, 1924

Lovis Corinth, Zinnien, 1924

Taxe: 300.000 - 400.000 EURO

Zuschlag: 400.000,- EURO

Losnummer: 24

Ernst Ludwig Kirchner,  Zwei Frauen, 1912

Ernst Ludwig Kirchner, Zwei Frauen, 1912

Taxe: 300.000 - 350.000 EURO

Zuschlag: 400.000,- EURO

Losnummer: 31

Séraphine Louis,  Marguerites, 1931

Séraphine Louis, Marguerites, 1931

Taxe: 15.000 - 20.000 EURO

Zuschlag: 150.000,- EURO

Losnummer: 81




Copyright © '99-'2025
Kunstmarkt Media
Alle Rechte vorbehalten


Impressum





Zum Seitenanfang Magazin

 Amazon export/import Schnittstelle xt:commerce u. oscommerce  Amazon ebay rakuten yatego meinpaket export/import Schnittstelle xt:commerce u. oscommerce