Restituierter Renoir bleibt im Osthaus Museum | | Pierre-Auguste Renoirs „Blick von Haut Cagnes aufs Meer“ ist weiterhin in Hagen zu sehen | |
Nach der Restitution von Pierre-Auguste Renoirs „Blick von Haut Cagnes aufs Meer“ hat die Stadt Hagen das 1910 entstandene Ölgemälde für ihr Osthaus Museum sichern können. Dank der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, des Landes Nordrhein-Westfalen sowie der Kulturstaatsministerin Claudia Roth gelang der Rückkauf des wertvollen Werks. Die seit 1989 im Osthaus Museum ausgestellte Landschaft stammte von dem jüdischen Sammler Jakob Goldschmidt, einem der bedeutenden Bankiers der Weimarer Republik. Aufgrund seiner Herkunft und exponierten Position floh er vor der Verfolgung der Nazis 1933 in die Schweiz und emigrierte 1936 in die USA. Sein Vermögen wurde 1941 durch die Nazis eingezogen.
Die Provenienz des Renoir-Bildes konnte durch die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg, der Kulturstiftung der Länder sowie mit Sabine Rudolph, der Anwältin der Erben Goldschmidts, fast lückenlos rekonstruiert werden. Jakob Goldschmidts Kunstsammlung, die als Kreditsicherung gegenüber einer Gläubigerbank firmierte, wurde im September 1941 beim Auktionshaus Hans W. Lange in Berlin versteigert. Dem Bankier war zu dieser Zeit bereits die deutsche Staatsbürgerschaft von den Nationalsozialisten aberkannt worden. In der Versteigerung ist auch Renoirs „Blick von Haut Cagnes aufs Meer“ als Nummer 45 aufgeführt. Hildegard Diehn, Ehefrau des Offiziers Wilhelm Diehn, erwarb das Bild. Spätestens 1960 ist es in der Galerie Nathan in Zürich erwähnt, wo es der Jurist und CDU-Politiker Gustav Stein kaufte, der es wiederum an Fritz Berg, den ersten BDI-Präsidenten, weiter vermittelte. Als dessen Witwe Hildegard Berg starb, fand die Sammlung Berg 1989 Eingang in das Osthaus Museum.
Renoirs sommerliche südfranzösische Küste ist von großer Bedeutung für das Osthaus Museum, das sich als Nachfolgeinstitution des 1902 in Hagen gegründeten Museums Folkwang versteht. Nach dem Tod des Museumsgründers Karl Ernst Osthaus wechselte 1922 seine Sammlung nach Essen ins heutige Museum Folkwang und damit auch seine erlesenen Impressionisten-Gemälde, untern denen sich eine weitere südfranzösische Küstenpartie Renoirs befand. Mit der Gründung des Osthaus Museums versuchte man ab 1930 in Hagen eine vergleichbare Sammlung aufzubauen, verlor aber sieben Jahre später in der Nazi-Aktion „Entartete Kunst“ rund 500 Werke. Erst nach 1945 konnte man in Hagen den Neuaufbau des Bestandes im Sinne der Folkwang-Sammlung angehen und war für Schenkungen wie von Hildegard Berg dankbar. |