Zürich präsentiert Christopher Kulendran Thomas Christopher Kulendran Thomas ist ein Künstler mit tamilischen Wurzeln, der in London aufgewachsen ist, nachdem seine Familie ihr Heimatland Sri Lanka aufgrund des blutigen Bürgerkrieges verlassen musste. Genau dorthin will er nun sein Publikum mit einer Schau in der Kunsthalle Zürich zurückführen. Die Ausstellung „For Real“ nimmt den gescheiterten revolutionären Kampf für einen tamilischen Staat im Nordosten Sri Lankas als Ausgangspunkt. Die in Zusammenarbeit mit seiner Partnerin Annika Kuhlmann konzipierte Ausstellung erzählt die Geschichte der tamilischen revolutionären Kunstszene nach. Für Christopher Kulendran Thomas steht dabei die Frage im Mittelpunkt, wie man die Realität eines verlorenen Konfliktes beschreiben kann, wenn doch die Geschichte von den Gewinnern geschrieben wird. Insofern darf die Ausstellung auch als ein Versuch betrachtet werden, den Bürgerkrieg Sri Lankas und seine Folgen historisch neu zu hinterfragen.
Viele der an der Revolution beteiligten Kunstschaffenden, die unter anderem zeitweise in der Sowjetunion ausgebildet wurden, arbeiteten unter Pseudonymen und im Verborgenen. Die Videoarbeit „The Finesse“ thematisiert diese versteckte kreative Szene und ihre Vision von einer andere Gesellschaft. Die Konstruktion einer mehrdimensionalen historischen Realität, Fiktion und Spekulation bildet den Ausgangspunkt für „The Finesse“. Geführt von der tamilischen Tänzerin Asmina Thirunavukarasu und begleitet von einem Soundtrack mit der Stimme der im Exil lebenden Revolutionärin Vasuky Vakay Jayapalan, eröffnet das Video Perspektiven auf die tamilische Unabhängigkeitsbewegung. So will das Werk die Grenzen zwischen historischer Realität, Science Fiction sowie Utopie verwischen und zeigt, wie Kunst, Architektur und Technologie auch heute noch radikale neue Möglichkeiten und Ideen hervorbringen können.
Die Ausstellung entstand gemeinsam mit dem Londoner Institute of Contemporary Arts und den Berliner Kunst-Werken, wo die Schau im vergangenen Jahr bereits zu sehen war und vom AICA Deutschland, der deutschen Sektion des Internationalen Kunstkritikerverbands, als „besondere Ausstellung 2022“ gewürdigt wurde. Der anspruchsvollen Schau wurde allerdings auch vorgehalten, keine kritische Auseinandersetzung mit Terrorakten der international nie anerkannten tamilischen Republik zu betreiben. So habe die Berliner Schau etwa Selbstmordattentate von Seiten der Revolutionäre nicht thematisiert, wie die TAZ damals monierte.
Die Ausstellung „Christopher Kulendran Thomas. For Real“ läuft bis zum 10. September. Die Kunsthalle Zürich hat dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr sowie donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 12 Franken, ermäßigt 8 Franken. Für Kinder und Jugendliche bis 16 Jahren ist er frei.
Kunsthalle Zürich
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