Holländischer Impressionismus in Potsdam  |  | Ferdinand Hart Nibbrig, In den Dünen von Zandvoort, 1891/92 | |
Mehr als 20 Kulturinstitutionen der brandenburgischen Landeshauptstadt feiern in diesem Jahr das Kulturfestival „Holland in Potsdam“, und im dortigen Museum Barberini bildet die Landschaftskunst einen Schwerpunkt. In seiner aktuellen Ausstellung führt das Museum nun beide Stränge zusammen und betrachtet die Entwicklung der niederländischen Kunst zwischen den 1840er und den 1910er Jahren in ihrer Zwiesprache mit dem französischen Impressionismus. Dabei kann es auf den eigenen Bestand zurückgreifen; besitzt die hauseigene Sammlung Hasso Plattner doch zwei Gemälde Claude Monets von seinem Aufenthalt 1871 in Holland. Hier hatte schon sein Vorbild Gustave Courbet in den 1840er Jahren Abstand vom französischen Kunstbetrieb gesucht, um seiner Malerei durch das Studium von Wolken und Wellen den für ihn charakteristischen realistisch-direkten Zugriff zu verleihen, der auch Monet interessierte.
Die Ausstellung „Wolken und Licht. Impressionismus in Holland“ widmet sich nun diesem europäischen Dialog und präsentiert rund 100 Werke von etwa 40 Künstlerinnen und Künstlern, darunter von Johan Barthold Jongkind, Jacobus van Looy, Jacoba van Heemskerck van Beest, Ferdinand Hart Nibbrig, Leo Gestel, Jan Toorop und Jan Hendrik Weissenbruch, die französische Einflüsse aufnahmen und zu einem eigenen holländischen Impressionismus umformulierten. Ausgangspunkt für die Kunst in beiden Ländern war die Freilichtmalerei. Wie die Franzosen der Schule von Barbizon im Wald von Fontainebleau, so malten holländische Künstler bereits ab etwa 1850 das durch die Bäume hereinbrechende Licht im Wald von Oosterbeek bei Arnheim. Die Haager Schule widmete sich der Polderlandschaft unter hohem Himmel und schloss darin wie Eugène Boudin in Frankreich an die Wolkenmalerei der Alten Meister an. Charakteristisch für die Kunst von Willem Roelofs, Anton Mauve, Hendrik Willem Mesdag oder Jacob Maris sind lichthaltige Grautöne, mit denen sie regenschwere Wolken über der Wiesenlandschaft und den Strand als Schauplatz der Fischer zu Akteuren ihrer Bilder machten.
Auf die Maler der Haager Schule folgten in den 1880er Jahren die Amsterdamer Impressionisten. Sie entdeckten die Stadt als Ort des modernen Lebens mit Einkaufsstraßen, Kaffeehäusern und elektrischem Licht. Der Strand wird nun Schauplatz für Freizeitaktivitäten wie Spazierengehen oder Eselreiten. Künstler wie George Hendrik Breitner und Isaac Israëls suchten Motive des technischen Fortschritts und gesellschaftlichen Wandels in der eigenen Umgebung. Die nächste Generation niederländischer Künstler ließ sich ab 1890 vom französischen und belgischen Pointillismus inspirieren, den sie auf Ausstellungen in Amsterdam und Leiden kennenlernten. Unvermischte Farben und ihre expressive Steigerung in Simultankontrasten verbinden den späten Vincent van Gogh mit dem pointillistischen Frühwerk Piet Mondrians und führten zur Avantgardeströmung des Luminismus.
Die Ausstellung „Wolken und Licht. Impressionismus in Holland“ läuft vom 8. Juli bis zum 22. Oktober. Das Museum Barberini hat täglich außer dienstags von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt regulär 16 Euro, am Wochenende 18 Euro, ermäßigt 10 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er frei. Der Ausstellungskatalog aus dem Prestel Verlag kostet im Museum 34 Euro, im Buchhandel 45 Euro.
Museum Barberini
Humboldtstraße 5-6
D-14467 Potsdam
Telefon: +49 (0)331 – 23 60 14 499 |