Da steht ein prächtiger übergroßer Blumenstrauß in der Mitte des Bildes. Vor der Silhouette einer Stadt gruppieren sich um ihn eine Mutter mit Kind, ein Esel und ein Mann mit kleinem Blumenbouquet in den Händen, darüber schwebt am Himmel mit der untergehenden roten Sonne ein lächelnder Fantasievogel. Das sind die richtigen Zutaten für Marc Chagalls einträchtige und friedliche Traumwelten, die in Kriegszeiten vielleicht ein wenig Hoffnung verbreiten und immer wieder Sammler zu Höchstleistungen anregen, so auch in der letzten Auktionsrunde bei Koller in Zürich. Dort verdreifachte die entsprechende „Vase bleu“ von 1973 ihren Wert auf 500.000 Franken und nahm damit den Spitzenplatz viertägigen Versteigerung ein. Nicht ganz so euphorisch waren die Bieter bei dem zweiten Stillleben Chagalls aus diesem späten Schaffensjahr und bewilligten für das mit mindestens 300.000 Franken veranschlagte „Grand bouquet à Vence“ nur 290.000 Franken. Auch sein Tuschblatt „Nu accroupi“ von 1952 blieb mit 75.000 Franken knapp unter den Erwartungen hängen. Dafür platzierte sich Chagalls frühe kleine Leinwand „La révolution“ von 1939, in der sich eine Gruppe Barrikadenstürmer und eine friedliche Welt aus Holzhütte, schwebendem Liebespaar, Tieren und Musikanten gegenüberstehen, in der Taxmitte bei 250.000 Franken.
Für attraktive Werke waren die Sammler Ende Juni bei Koller bereit, hohe Preise zu zahlen, ließen aber auch manche zweitrangige Ware unbeachtet liegen. Cyrill Koller, Chef des Versteigerers, sprach daher von einem „robusten Auktionsmarkt“, was sich schon in der guten losbezogenen Verkaufsrate von rund 70 Prozent widerspiegelt. Für die Abteilung „Impressionismus & Moderne“ kamen hierbei 73,3 Prozent zusammen. Gelungen war der Auftakt am 23. Juni mit einigen spätimpressionistischen Arbeiten, darunter Albert Lebourgs atmosphärischer Wolkenschichtung „Les bords de l’Iton à Hondouville en automne“ um 1903 für 11.000 Franken (Taxe 7.000 bis 10.000 SFR), Maxime Maufras farblich entsprechendem, aber jahreszeitlich entgegengesetztem „Premier printemps. Le Gué du Loir, Loir-et-Cher“ von 1918 für 26.000 Franken (Taxe 24.000 bis 28.000 SFR) oder Edgar Degas’ schemenhafter Zeichnung „La coiffure“ um 1892/95 für 45.000 Franken (Taxe 40.000 bis 60.000 SFR), an die sich Edouard Vuillards ebenfalls gezeichneter, ausdruckstarker „Homme barbu au binocles“ für unerwartete 17.000 Franken anschloss (Taxe 1.500 bis 2.500 SFR).
Impressionismus & Moderne
Zu Chagall schloss Gustave Loiseau mit seiner postimpressionistischen, sommerlich farbstarken Flusslandschaft „La Rivière (Eure)“ von 1921 bei 290.000 Franken auf (Taxe 150.000 bis 250.000 SFR). An seiner herbstlichen Ansicht von „Saint-Fiacre. La route de Versailles“ von 1911 blieben indes nur 45.000 Franken (Taxe 45.000 bis 50.000 SFR) und an seiner zum wiederholten Mal angetretenen „Rue à Incarville“ wenigstens 58.000 Franken hängen (Taxe 55.000 bis 65.000 SFR). Bei den zahlreich vertretenen Franzosen machten noch Henri Lebasque mit seinem charmanten Stillleben „Fleur dans un pichet“ bei 24.000 Franken (Taxe 7.000 bis 9.000 SFR), Maximilien Luce mit seiner Paris-Vedute „Le Pont Royal“ samt Lastkahn davor bei 16.000 Franken (Taxe 10.000 bis 15.000 SFR) und Fernand Léger mit seiner bunten Gouache „Les plongeurs“ um 1942 bei 50.000 Franken am oberen Schätzrand auf sich aufmerksam. Bernard Buffets Flusslandschaft „Environs du Quesnoy“ von 1962 mit knallig rotem Haus musste einen Abschlag von 70.000 Franken auf 52.000 Franken hinnehmen.
Auguste Herbins 1906 fauvistisch gemalter und nun 115.000 Franken teurer „Vieux pont à Bruges“ (Taxe 60.000 bis 90.000 SFR) gehörte dann zu einer expressionistischen Werkstaffel aus einer Basler Privatsammlung, in der vor allem noch Emil Nolde mit seinen Aquarellen „Meer mit Segelboot“ unter rot glühendem Himmel bei 180.000 Franken (Taxe 80.000 bis 140.000 SFR) und farbleuchtender „Zinnien und Päonien“ bei 110.000 Franken überzeugte (Taxe 80.000 bis 120.000 SFR), Erich Heckel mit seinem Seestück „Gelbe Sonne“ am Strand von Ostende aus dem Jahr 1917 allerdings leer ausging (Taxe 100.000 bis 150.000 SFR). Mehr Freude bereitete den Sammlern Dezsö Czigány mit seiner an Cézanne geschulten stillen „Landschaft mit See“ für 23.000 Franken (Taxe 7.000 bis 10.000 SFR), ebenso Konstantin Ivanovich Gorbatovs ruhig im klaren Licht liegende „Venezianische Fischerboote“ von 1932 bei 70.000 Franken (Taxe 18.000 bis 28.000 SFR) oder Charles Lapicques knallig bunte, mehrperspektivische Sportwelt „Le tennis“ von 1965 bei 45.000 Franken (Taxe 25.000 bis 35.000 SFR).
Der Bildhauer Marino Marinis erwirtschaftete mit seinen in Tusche und Tempera entwickelten „Cavallo e giocoliere di profilo“ von 1950 immerhin 40.000 Franken (Taxe 20.000 bis 30.000 SFR). Sein Kollege Henry Moore nahm ebenfalls mit einer aquarellierten Zeichnung an der Auktion teil und freute sich über 60.000 Franken für seine charakteristischen „Draped reclining figures“ von 1942 (Taxe 35.000 bis 50.000 SFR). Aus dem schmalen skulpturalen Angebot ragten Ernesto de Fioris hoher Stucco-Akt einer „Knienden“ mit erhobenem Arm von 1922 bei 32.000 Franken (Taxe 8.000 bis 12.000 SFR), Robert Wléricks dunkelgrün patinierter Bronzeguss „Thérèse à la chemise ou Baigneuse debout“ von 1928 bei 11.000 Franken (Taxe 5.000 bis 8.000 SFR) und Amedeo Modiglianis schlanke, elegant stilisierte „Tête de femme“ als posthume Auflage aus den 1970er Jahren für 60.000 Franken heraus (Taxe 20.000 bis 30.000 SFR).
Schweizer Kunst
In der Auktionsfolge fuhr die „Schweizer Kunst“ mit knapp 67 Prozent verkaufter Positionen den niedrigsten Wert ein. Dabei war der Start verheißungsvoll: Um François de Ribaupierres feines Pastell-„Portrait de jeune valaisanne“ im Profil nach rechts stritten sich mehrere Bieter, bis 40.000 Franken erreicht waren (Taxe 8.000 bis 12.000 SFR). Und auch Raphy Dallèves’ querformatiges dekoratives Walliser Landleben „Le marchand de raisins et deux valaisannes“ aus dem Jahr 1908 konnte sich bei 70.000 Franken nicht beklagen (Taxe 60.000 bis 80.000 SFR). Die größten Einbußen musste der sonst beliebte Giovanni Giacometti hinnehmen: Weder sein sommerlicher Blick auf den Silsersee von Capolago aus (Taxe 250.000 bis 350.000 SFR), noch sein fünf Jahre älteres, enges Flusstal mit der titelgebenden „Mulino“ von 1916 fanden einen Abnehmer (Taxe 80.000 bis 120.000 SFR). Preislicher Giacometti-Gipfelpunkt waren die 120.000 Franken am unteren Schätzrand für seinen wuchernden sonnenbeschienen Obstgarten aus dem Jahr 1929. Auch Ferdinand Hodler tat sich diesmal etwas schwer. Sein 1916 gezeichnetes, frontales und ausdrucksstarkes Selbstbildnis, das Hodler als letztgültige Vorlage für eine Lithografie diente, wurde nicht übernommen (Taxe 80.000 bis 140.000 SFR), und für einen graubärtigen meditierenden Greis im Profil um 1885 stoppten die Gebote schon bei 45.000 Franken (Taxe 50.000 bis 80.000 SFR).
Deutlich mehr Glück mit seinen Werken hatte Albert Anker, der um 1895 die jungen Schwestern Räubi als „Zwei schlafende Mädchen auf dem Ofentritt“ in Grauschattierungen einfühlsam mit Kohle zeichnete und dafür nun die obere Erwartung von 100.000 Franken einnahm. So verhielt es sich auch bei seinem Stillleben eines weißviolett erblühten Fliederzweigs mit 120.000 Franken. Über mangelnden Zuspruch konnte sich ferner Clara Porges nicht beklagen, die alle acht Positionen loswurde. Den Spitzenpreis von 70.000 Franken gab es für ihre mystisch-majestätische Sicht auf die Pizzi dei Rossi über dem kleinen Cavloccio-See bei Maloja (Taxe 30.000 bis 50.000 SFR). Bei Félix Vallotton war das Kaufverhalten etwas selektiver. Seine Blumenvase samt „Narcisses“ von 1915 mit einem Briefkuvert sowie einer Schmuckdose musste bei 100.000 bis 150.000 Franken genauso den Heimweg antreten, wie seine ebenfalls neusachliche markante Hügelformation an den „Bords de Seine à Tournedos“ von 1920 bei 90.000 bis 140.000 Franken. Dafür gab es bei seiner kühlen Hafenansicht „Bateaux à quai, Honfleur“ kein Halten mehr. Die Bieter vervierfachten den Preis für das Gemälde von 1913 auf 400.000 Franken.
Mit Preisen im sechsstelligen Bereich konnte zudem Gottardo Segantini aufwarten. Seine pointillistisch gemalte grüne Wiese mit rotbraunen Berggipfeln im „Agosto alpestre. Maloja“ von 1924 verzeichnete 100.000 Franken (Taxe 60.000 bis 120.000 SRF), seine Hommage an eines der berühmtesten Werke seines Vaters Giovanni Segantini, die abendliche Hirtenidylle „Ave Maria bei der Überfahrt“ von 1952, 150.000 Franken (Taxe 150.000 bis 250.000 SFR). Augusto Giacomettis monumentale archäologische Vision „Die Ausgrabung“ von 1936 lag mit 90.000 Franken knapp darunter (Taxe 90.000 bis 150.000 SFR). Auf niedrigem Preisniveau reüssierten noch Niklaus Stoecklin mit seinem neusachlichen Stillleben eines Schmetterlings auf einer Pflaume von 1953 bei 11.000 Franken (Taxe 4.000 bis 6.000 SFR) und René Auberjonois mit seiner gestaffelten Landschaftskulisse „Une rue à Sion avec vue de Tourbillon“ von 1918 bei 10.000 Franken (Taxe 3.500 bis 5.000 SFR). Von den acht Gemälden Alois Carigiets ging die Hälfte weg, darunter seine Graubündner Dorfansicht „Schlans mit Geissen“ von 1968 zur unteren Schätzung von 50.000 Franken und sein vollgestelltes Interieur mit dem Porträt der nachdenklichen „Isidora“ von 1974 für 70.000 Franken (Taxe 30.000 bis 50.000 SFR). Hans Erni musste bei seiner allegorischen Komposition „Tag und Nacht“ von 1969 einen kleinen Abschlag von 50.000 Franken auf 46.000 Franken hinnehmen.
Nachkriegs- und Gegenwartskunst
Die Versteigerung „Post War & Contemporary“ konnte mit einer Zuschlagsquote von gut 73 Prozent wieder an die Moderne-Abteilung anknüpfen. Unangefochtener Star war hier Mark Tobey mit seiner Tempera-Arbeit „Aquarium“ von 1964. Die Unterwasserlandschaft mit einem netzartigen All-over in fließend bewegten Strukturen legte auf 225.000 Franken zu (Taxe 130.000 bis 180.000 SFR). Daran schloss sich bei 150.000 Franken in der Taxmitte Ugo Rondinones vibrierendes Mandala „SiebterJanuarNeunzehnhundertachtundneunzig“ aus konzentrischen Farbkreisen von Dunkelrot bis zum grünen Mittelpunkt an. Gut behaupten konnten sich noch Per Kirkebys warmtönige Naturerinnerung „Fram Herbst“ von 2005 bei 130.000 Franken (Taxe 80.000 bis 140.000 SFR) und Andy Warhols bekanntes Portrait des rauchenden „Man Ray“ von 1974 in der kleinen Ausgabe, in der der 83jährige Künstler nach rechts blickt, bei 120.000 Franken (Taxe 100.000 bis 150.000 SFR).
In diesen Reigen stieß unerwartet Manoucher Yektai vor. Der 1921 in Teheran geborene und seit 1947 in den USA lebende Maler der New York School ist in Europa weniger bekannt, in Amerika gehört er zum festen Repertoire der großen Museen. Kein Wunder, dass seine expressive pastose Abstraktion von 1963, die an eine Staude mit Zweigen, Blättern und vielleicht Tomaten erinnert, erst bei 110.000 Franken den Absprung schaffte (Taxe 30.000 bis 40.000 SFR). Da konnte der Schweizer Konkrete Max Bill auf mehr heimischen Rückhalt bauen und nutzte ihn bei seiner „Transcoloration aus grau“ von 1972/74 zu 75.000 Franken (Taxe 40.000 bis 60.000 SFR). Mit seiner bunten Op-Art-Variation „Ferde-2“ von 1977 lag Victor Vasarely mit 85.000 Franken noch darüber (Taxe 70.000 bis 100.000 SFR). In der ungegenständlichen Kunst schlossen sich John Armleder und Max Cole mit minimalistischen Streifenkompositionen an, Armleder bei 22.000 Franken mit seiner vertikalen Ausrichtung in Grün von 1986 und Cole mit seiner gleichaltrigen, schwarz-grauen horizontalen Struktur „Mirage“ bei 20.000 Franken (Taxe je 15.000 bis 25.000 SFR).
Auch Christo und Jeanne-Claude konnten die Kundschaft mit Entwürfen für ihre spektakulären Verhüllungsprojekte für sich gewinnen. Da gab es zunächst die „Packed Coast“ von 1969 an der australischen Küste bei Sydney für taxgerechte 50.000 Franken, dann „The Umbrellas: Project for Japan and Western USA“ von 1987 in der blauen japanischen Variante für 85.000 Franken und der gelben amerikanischen für 80.000 Franken (Taxe je 60.000 bis 80.000 SFR). Der italienische Künstler Salvo, der zunächst Installationen im Geist der Art Povera schuf, sich ab 1973 aber wieder ganz der Malerei verschrieb, konnte mit einer menschenleeren, orientalischen Stadt-Silhouette in einer leuchtenden und farbfrohen Abenddämmerung gute 35.000 Franken einwerben (Taxe 20.000 bis 30.000 SFR). Für Aboudias titellose Schreckensgestalten mit betonten Augen und offenen Mündern von 2018 in einem verzerrten Graffiti-Stil sprangen 65.000 Franken heraus (Taxe 55.000 bis 80.000 SFR), für Miriam Cahns vierteilige Kohlezeichnungsfolge „Mit den Kindern und Tieren“ von 1985 dann 11.000 Franken (Taxe 5.000 bis 7.000 SFR), und Chantal Joffes Szene zweier auf einem Bettlaken sitzender junger Frauen bei intimer Unterhaltung von 2002 verdoppelte ihren Wert auf 15.000 Franken. Noch einmal hoch hinaus ging es für Magdalena Abakanowicz’ gewebten roten Sisalteppich „Cercle Coupé“ von 1972 mit dickem Wulst in der Mitte bei 105.000 Franken (Taxe 30.000 bis 50.000 SFR).
Grafik & Multiples
Der Teil „Grafik & Multiples“ schloss am 22. Juni mit der höchsten Verkaufsrate von 85,3 Prozent ab. Das Preisniveau lag hier aber deutlich niedriger und ging nicht über 55.000 Franken für Banksys Farbserigrafie „Love is in the air“ von 2003 mit einem Blumenstrauß werfenden Demonstranten auf rotem Grund hinaus (Taxe 30.000 bis 50.000 SFR). Zu Beginn demonstrierte Félix Vallotton seine Zugkraft und setzte alle zehn flächig gestalteten, kontrastreichen schwarzweißen Holzschnitte zu den anvisierten Preisen ab, etwa die innige Liebeszene „La Confiant“ von 1895 für 5.000 Franken, das sechsteilige Portfolio „C’est la guerre“ aus den frühen Kriegsjahren 1915/16 für 7.000 Franken oder „Le Grand Moyen“ aus der Beziehungsdramaserie „Intimités“ von 1898 für 8.000 Franken. Nach Henri de Toulouse-Lautrecs bekanntem Plakat „Divan Japonais“ von 1892/93 für 9.000 Franken zur doppelten Schätzung drang Paul Gauguin mit seinem Farbholzschnitt „Noa Noa“ von 1894 bei 15.000 Franken in die Fünfstelligkeit vor (Taxe 15.000 bis 20.000 SFR).
Verkaufsschlager waren ebenfalls die Keramiken von Pablo Picasso. Das ging schon los mit der ersten Position, der schwarzen Platte mit dem „Visage de
Femme“ von 1953, die sich am oberen Taxrand bei 30.000 Franken platzierte und endete sogar noch besser für die helle Vase „Visage et Hibou“ von 1958 für 32.000 Franken (Taxe 15.000 bis 25.000 SFR). Roy Lichtenstein hatte mit seinem Ausschnitt der Freiheitstatue „I love Liberty“ von 1982 bei 28.000 Franken einen starken Auftritt (Taxe 15.000 bis 20.000 SFR), Julio Le Parc mit seinem verzerrenden Spiegelobjekt von 1965 bei 14.000 Franken (Taxe 2.000 bis 3.000 SFR) und Patrick Hughes mit seiner 3-D-Lithografie „Corner“ bei 7.500 Franken, für die er 2015 drei venezianische Palazzofassaden faltete (Taxe 3.000 bis 4.000 SFR). Hofiert wurden gleichfalls Niki de Saint Phalle und ihr buntes fröhliches Vasenmultiple „Dancing Nana“ von 1993 mit 34.000 Franken (Taxe 25.000 bis 35.000 SFR).
Angewandte Kunst
Die Sonderauktion „From Baroque to Design“ vorwiegend mit Kunsthandwerk vom 16. bis ins 21. Jahrhundert wollte nicht so recht zum übrigen Programm der Auktionswoche passen und erreichte mit 67,5 Prozent auch nur das gleiche Verkaufsniveau wie die Schweizer Kunst. Überdies mussten einige höher bewertete Stücke ins Depot zurück, darunter Jacques-Émile Ruhlmanns eleganter Art Déco-Frisiertisch aus Palisander, Elfenbein und Galuchat um 1930 (Taxe 120.000 bis 180.000 SFR), die Rokoko-Kommode mit einem fein marketierten Landschafts- und Architekturcapriccio von Johann Friedrich Spindler und seinem Bruder Heinrich Wilhelm Spindler um 1770/75 (Taxe 40.000 bis 70.000 SFR) oder das floral inspirierte Leuchterpaar des finnischen Entwerfers Paavo Tynell aus vergoldetem Messing, Drahtgitter und Opalglas um 1950 (Taxe 30.000 bis 50.000 SFR). Auch Demetre Chiparus löste mit seinen Chryselephantin-Figuren keinen Kaufimpuls aus. So schafften seine Tänzerin „Tanara“ (Taxe 30.000 bis 40.000 SFR) und seine Windhund-Frauen-Gruppe „Friends forever“ den Absprung nicht (Taxe 40.000 bis 60.000 SFR).
Gerade die malerischen Arbeiten waren dagegen gefragt, allen voran Jean Dunand mit zwei lackierten Holzpaneelen. So kletterte das rotgoldene nachdenkliche „Junge Mädchen“ aus dem Jahr 1929 von 30.000 Franken auf 72.000 Franken, der in der selben Zeit entstandene Halbakt „Femme au turban agenouillée devant une fontaine“ von 40.000 Franken gar auf 115.000 Franken. Bei Jean Dupas und seinem Art Déco-Gemälde „Dame mit Vögeln“ in einem stilisierten dekorativen Stil war die Steigerungsrate nicht mehr so hoch, aber mit 24.000 Franken immer noch lohnend (Taxe 15.000 bis 20.000 SFR). Für einen wohl in Dresden im späten 16. Jahrhundert aus Elfenbein gedrechselten Kerzenleuchter kamen die anvisierten 8.000 Franken zusammen, für die ebenfalls 1995 aus dem Besitz der badischen Großherzöge ersteigerte Barockkommode François Mondons 16.000 Franken (Taxe 15.000 bis 25.000 SFR). Silberner Höhepunkt war das 1928 von Jean-Emile Puiforcat entworfene, aber erst Ende des 20. Jahrhunderts produzierte Besteckservice „Cannes“. Die 146 kraftvollen, schnörkellosen Teile spielten 50.000 Franken ein (Taxe 15.000 bis 25.000 SFR). Und auch Marguerite de Bayser-Gratrys aus weißem Marmor gehauener „Poisson lune“ machte eine gute Figur: die Art Déco-Skulptur verbesserte sich von 4.000 Franken auf 23.000 Franken.
Die Ergebnisse verstehen sich als Zuschlag ohne das Aufgeld. |