Fernando Botero gestorben | | Der kolumbianische Maler und Bildhauer Fernando Botero ist in Monaco gestorben | |
Er war einer der berühmtesten und erfolgreichsten Künstler Lateinamerikas. Nun ist Fernando Botero gestorben. Am vergangenen Freitag erlag er in Monaco einer Lungenentzündung. Er wurde 91 Jahre alt. Gustavo Petro, der Präsident seines Heimatlandes Kolumbien, ordnete eine dreitägige Staatstrauer an und würdigte ihn als „national und international anerkanntesten kolumbianischen Künstler aller Zeiten“. Botero sei der „Maler unserer Traditionen und Missstände“, der „Maler unserer Tugenden“, der „Maler unserer Gewalt und unseres Friedens“ gewesen, so Petro.
Fernando Botero, 1932 in Medellín geboren, schuf Arbeiten mit hohem Wiedererkennungswert. Vor allem seine körperlich kräftig gebauten, wie aufgeblasen wirkenden und stark stilisierten Skulpturen von Menschen, Tieren oder Früchten bevölkern viele Plätzen rund um den Globus und haben sich in das allgemeine Gedächtnis eingebrannt: In Singapur etwa ein dicker Vogel, in Bamberg eine liegende Frau mit kleiner Frucht, in Jerewan eine übergroße sitzende Katze, in Oviedo eine nackte Mutter mit Kind, ein Mann auf einen Pferd vor dem Israel Museum in Jerusalem oder in London die „Broadgate Venus“. In seiner Heimatstadt Medellín ist ihm mit der „Plaza Botero“ seit 2002 sogar ein eigener Platz mit 23 seiner überproportionierten Figuren gewidmet.
Seine Karriere als Künstler begann Fernando Botero allerdings als Maler. Aus bescheidenen Verhältnissen stammend, bestritt er schon früh seinen Lebensunterhalt als Zeichner und Illustrator. 1952 kam er nach Europa und studierte an der Academia de San Fernando in Madrid, später dann noch in Paris und Florenz. Schon hier interessierte er sich für die Alten Meister, besuchte den Prado, den Louvre oder die Uffizien, kopierte die Werke seiner Vorbilder Cranach, Mantegna, da Vinci, Velázquez oder Goya und erarbeitete sich seinen unverkennbaren figurativen Stil, der in dieser Zeit der vorherrschenden Tendenz zur Ungegenständlichkeit entgegenstand.
Schon seine frühen realistischen Gemälde, beeinflusst von der Pop Art, wirkten durch die ausladenden Körperformen seiner Modelle und den barocken Überschwang karikierend und arbeiteten sich an einer degenerierten Kolonialbourgeoisie ab. Seine puppenartigen, statischen Geschöpfe nahmen Züge der Naiven Malerei an, stets umflort von einem Hauch Melancholie. Dabei verstand Botero das Überdimensionale und Voluminöse immer als Hommage an die südliche Sinnlichkeit seiner lateinamerikanischen Herkunft, so auch seine heiteren Stillleben mit riesigen Früchten.
Vielen westlichen Kritikern war Boteros Kunst zu dekorativ und damit zu gehaltlos. Doch sie war oft auch politisch motiviert. Bereits Anfang der 1970er Jahre zeigte er in eher sarkastischen als ironischen Porträts die Machthaber der damaligen kolumbianischen Militärjunta als große, aufgeplusterte, aber gefährliche Kinder im Kreise ihrer Familien. 2004 sorgte Fernando Botero für weltweites Aufsehen, als er sich mit der körperlichen und psychischen Folter, die US-Soldaten im irakischen Gefängnis Abu Ghraib verübten, in einem umfangreichen Gemäldezyklus auseinandersetzte.
Auch wenn Fernando Botero viele Jahre in der westlichen Welt lebte und zwischen Italien, Frankreich und den USA pendelte blieb seine Heimat stets der Ausgangspunkt seines künstlerischen Schaffens. Er feierte die Menschen und das Leben Kolumbiens und engagierte sich für den Zusammenhalt und den Frieden in seinem vom Drogenkrieg gekennzeichneten Land. Schon im Jahr 2000 überließ Botero zwei Museen in der Hauptstadt Bogotá und in seinem Geburtsort Medellín rund 200 eigene Kunstwerke, die bei Auktionen inzwischen Millionenpreise erzielen, und 100 Arbeiten von Picasso, Monet, Renoir, Pissarro, Degas, Toulouse-Lautrec, Matisse, Chagall, Miró, Klimt, Dalí und Henry Moore. Der Wert seiner Schenkung wurde damals auf über 250 Millionen US-Dollar geschätzt. |