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Den Haag widmet sich epochenübergreifend der Raubkunst

War einmal Raubkunst: Rembrandts „Selbstbildnis“ von 1669

In der Ausstellung „Loot – 10 Stories“ beleuchtet das Mauritshuis in Den Haag seit dem Wochenende das Thema der Raubkunst von unterschiedlichen Seiten. Die mit vier Berliner Museen entwickelte Schau geht nicht nur auf die Beutekunst während der Nazi-Zeit ein, sondern richtet ihren Blick auch auf gestohlene Artefakte aus den Kolonialgebieten und ins frühe 19. Jahrhundert, als Napoleons Truppen über weite Teile Europas zogen und diese plünderten. Für das Projekt hat Museumsdirektorin Martine Gosselink zehn Objekte ausgewählt, erzählt deren Geschichte und erweitert diese durch Virtual Reality-Installationen und 3D-Modelle der Gastkuratoren Eline Jongsma und Kel O’Neill. Die Arbeiten des Künstlerduos wollen zum Nachdenken über zentrale Punkte der Ausstellung anregen: Wie und warum wurden diese Objekte geplündert? Wie reagieren die Museen darauf? Wie sollte die Zukunft dieser Objekte idealerweise aussehen? So drängt sich die Frage auf, was geschähe, wenn alle gestohlenen Kulturgüter an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben würden. Restitution wirkt wie ein simples Wort, tatsächlich ist sie ein komplizierter Prozess.

Die Raubkunst ist alt und erfüllte mehrere Funktionen für die „Diebe“: Sie diente als Bezahlung für Soldaten, war eine Demütigung der besiegten Nation und als Machtdemonstration des Siegers gedacht. So stärkte Napoleon Bonaparte seine Position in Frankreich, indem er die bei seinen europäischen Raubzügen erbeutete Kunst im „Musée Napoleon“ im Pariser Louvre präsentierte. Hitler sammelte seine Beutekunst für das geplante, aber nicht realisierte „Führermuseum“ in Linz ein. Als Napoleon 1806 in Berlin einmarschierte, ließ er die Quadriga, ein Symbol des Friedens, auf dem Brandenburger Tor beschlagnahmen. Von dem Viergespann mit Streitwagen und Siegesgöttin, das 1814 zurückgegeben wurde, existiert heute wegen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg nur noch ein Pferdekopf im Stadtmuseum Berlin, der nun im Mauritshuis zu sehen ist.

Aus dem Ethnologischen Museum in Berlin ist ein Kris, ein spezieller Dolch aus Kasumba in Bali, nach Den Haag gereist. Der Dolch aus dem frühen 19. Jahrhunderts wurde 1849 von holländischen Soldaten im dritten Bali-Krieg geraubt und 1851 der Preußischen Kunstkammer in Berlin geschenkt. Das Mauritshuis besitzt ein spätes Selbstbildnis von Rembrandt, das dem jüdischen Sammler Ernst Rathenau während des Zweiten Weltkriegs gestohlen wurde. Es sollte in Hitlers Führermuseum ausgestellt werden. Nach der Befreiung fanden die Alliierten das Gemälde in den Salzbergwerken von Altaussee in Österreich, wo die Nazis zahlreiche geraubte Kunstschätze lagerten. An die Familie Rathenau zurückgegeben, erwarb das Mauritshuis Rembrandts Selbstbildnis schon im Jahr 1947.

Die Ausstellung „Loot – 10 Stories“ läuft bis zum 7. Januar 2024 und wandert im kommenden Frühjahr ins Humboldt Forum nach Berlin. Das Mauritshuis hat montags von 13 bis 18 Uhr, dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 19 Euro, für Studenten 12,50 Euro, bis 19 Jahre ist er kostenlos. Für das VR-Erlebnis ist eine entsprechende Vorabbuchung über das Internet notwendig.

Mauritshuis
Plein 29
NL-2511 CS Den Haag
Telefon: +31 (0)70 – 302 34 56


21.09.2023

Quelle: Kunstmarkt.com/S. Hoffmann

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