Kölner Hahn-Preis für Anna Boghiguian  |  | Anna Boghiguian erhält den Wolfgang-Hahn-Preis 2024 | |
Der Wolfgang-Hahn-Preis 2024 geht an Anna Boghiguian. Mit dem Ankaufspreis von bis zu 100.000 Euro zeichnet die Gesellschaft für Moderne Kunst am Kölner Museum Ludwig die ägyptisch-kanadische Künstlerin armenischer Herkunft aus. „Die Poesie und Einzigartigkeit ihres Werkes sowie ihre Direktheit und Expressivität passen ideal zur Sammlung des Museum Ludwig mit ihren starken expressionistischen Positionen“, erläutert Gastjurorin Carolyn Christov-Bakargiev ihre Wahl. Die Kuratorin und ehemalige Documenta-Leiterin führt weiter aus: „Anna Boghiguian ist erst in den letzten zehn Jahren international bekannt geworden, so dass dieser Preis nicht für ein Lebenswerk, sondern für eine hochaktuelle Künstlerin vergeben wird. Sie ist ganz und gar zeitgenössisch in ihren Themen und in den Verbindungen, die sie durch ihre Lektüren, Reisen und Internetrecherchen zwischen historischen Geschichten und politischen und ästhetischen Diskussionen unserer gegenwärtigen Welt zieht.“
Anna Boghiguian wurde 1946 in Ägypten als Tochter armenischer Eltern geboren. Von 1964 bis 1969 studierte sie zunächst Wirtschafts- und Politikwissenschaften an der American University in Kairo. Danach ging Boghiguian für etwa zwanzig Jahre nach Kanada, wo sie 1973 ihr Studium der bildenden Kunst und Musik an der Concordia University in Montreal abschloss. In den Blick der internationalen Öffentlichkeit rückte sie 2007 mit ihrem Beitrag für „Heterotopias“, der ersten Thessaloniki Biennale in Griechenland. Es folgte die Teilnahme an der 10. Sharjah Biennale 2011, der Documenta in Kassel 2012, der Biennale von São Paulo 2014 und an der Biennale di Venezia 2015, wo sie mit 15 weiteren Künstler*innen den Goldenen Löwen für den besten Länderpavillon, den armenischen, gewann. Außerdem wurden Boghiguian zahlreiche Einzelausstellungen gewidmet, unter anderem in der Galerie Sfeir-Semler in Hamburg, im Van Abbemuseum in Eindhoven, im Carré d’Art in Nîmes, im Castello di Rivoli bei Turin, im New Museum in New York und im Museum der Moderne in Salzburg.
Anna Boghiguian hat ihr Atelier und ihren Wohnsitz in Kairo, versteht sich aber als Kosmopolitin, ist ihr Leben lang gereist und hat auch in Europa, Asien, Afrika und Amerika gearbeitet. Ihre Werke, darunter Wandmalereien, (Notiz-)Bücher, Zeichnungen, Gemälde, Fotografien, Skulpturen und raumgreifende Installationen, entstehen daher oft spontan und häufig vor Ort. Laut Mitteilung gilt Boghiguian als einfühlsame Beobachterin des menschlichen Daseins und vermittelt eine Interpretation des zeitgenössischen Lebens, in der sie inhaltlich äußerst klug zwischen Vergangenheit und Gegenwart, Dichtung und Politik, Geschichte und Literatur oszilliert. Ihre Kunstwerke feiern eine global vereinte Menschheit und nehmen die Nachwirkungen von Geschichtsverläufen und ihren Konflikten in den Blick, um über eine künstlerische Aufarbeitung Optionen für die Zukunft aufzuzeigen.
So lobte Mayen Beckmann, Vorstandsvorsitzende der Gesellschaft für Moderne Kunst, Anna Boghiguian denn auch als Künstlerin von großer Frische und Internationalität, deren Bilder auf unsere heutigen Probleme und Ereignisse reagieren und das menschliche Sein auf der Grundlage präziser historischer Kenntnisse reflektieren. „Wie eine Nomadin zieht sie von Ausstellung zu Biennale und nutzt bescheidenste, oft vor Ort gefundene Materialien, um in verschiedenen Medien ihre Ideen sichtbar zu machen. So entstehen lebendigste Zeichnungen und raumgreifende, textunterlegte Installationen. In diesen zeigt sie ihre Anliegen auf, die letztlich unser Aller Anliegen und Bedingtheiten in fast schamanischer Weise sichtbar machen“, so Beckmann weiter. Die Auszeichnung wird Anna Boghiguian im November 2024 während der Art Cologne überreicht. |