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Das Wuppertaler Von der Heydt-Museum arrangiert ein vergleichendes Zusammentreffen zweier Schlüsselfiguren der Moderne: Max Beckmann und Pablo Picasso

Gipfeltreffen zweier Parallelläufer



Max Beckmann, Selbstbildnis als Clown, 1921

Max Beckmann, Selbstbildnis als Clown, 1921

Persönlich sind sich Max Beckmann und Pablo Picasso nie begegnet; zumindest gibt es dafür keinen Beleg. Bekannt ist jedoch, dass sie sich gegenseitig genau beobachteten. „Er ist sehr stark“, soll Picasso im Jahr 1931 beim Besuch der Beckmann-Ausstellung in der Pariser Galerie de la Renaissance geäußert haben. Beckmann hat Picasso als großen Konkurrenten gesehen, der seiner Meinung nach zu Unrecht eine prominente Stellung im Kunstmarkt einnahm. Bezogen auf ihr Schaffen trafen sich beide bereits in bitteren Kriegszeiten im Museum of Modern Art in New York. Dort hing ab 1939 Picassos kubistisch-surreales und motivisch dreigeteiltes Monumentalwerk „Guernica“. Gleich nebenan platzierte man – vermutlich bis 1947 – Beckmanns 1935 vollendetes expressives Triptychon „Abfahrt“. Die Gewalt jener Zeit bringen beide Werke präzise auf den Punkt. Picassos schwarzweißes Universum aus Schmerz und Leid gesellte sich zu Beckmanns düsteren ausdrucksstarken Illustrationen von Qualen in den Seitentafeln und hoffnungsvollem Aufbruch in einem Fischerboot im strahlend hellen, vorwiegend blauen Kolorit im Mittelteil.


Schon hier werden emotionale Unterschiede deutlich, aber auch intuitive Gemeinsamkeiten der künstlerisch prägenden Entwicklungsgeschichte beider Maler. Das Auf und Ab zweier Diktaturen, in Paris verbrachte Lebens- und Arbeitsphasen, ein künstlerischer Werdegang im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts oder Aufenthalte in Südfrankreich durchlebten beide Zeitgenossen. Picasso erblickte 1881, Beckmann 1884 das Licht der Welt. Letzterer verstarb allerdings schon 1950, 23 Jahr vor Picasso. Das seinerzeit Städtische Museum Elberfeld erwarb 1911 als erstes Museum weltweit ein Werk von Pablo Picasso. „Akrobat und Harlekin“, so der Titel des 1905 entstandenen Bildes, wurde jedoch 1937 beschlagnahmt, 1939 auf der legendären Auktion von Dr. Fischer in Luzern versteigert und war für die aktuelle Schau im Von der Heydt-Museum leider nicht auszuleihen. Heute weist der der Korpus an Arbeiten Picassos im Wuppertaler Museum fünf Gemälde und 65 Arbeiten auf Papier auf.

Im Jahr 1925 erwarb der Barmer Kunstverein, dessen Fundus ebenso in die Sammlung des Von der Heydt-Museums überging, Beckmanns berühmtes „Selbstbildnis als Krankenpfleger“ von 1915. Insgesamt acht Gemälde und 110 Grafiken Beckmanns zählt der Bestand des Hauses heute. Auch das Hannoveraner Sprengel Museum glänzt mit vierzehn Gemälden Picassos, dreizehn Gemälden Beckmanns sowie dessen nahezu kompletten druckgrafischen Œuvre. So lag es nahe, 50 Jahr nach dem Tod Picassos unter Rückgriff auf eigene Bestände erstmals einen Dialog zwischen beiden Großmeistern unter Hinzufügung einiger Leihgaben zu inszenieren, der nach dem Auftakt in Wuppertal nach Hannover weiterzieht. In der bergischen Metropole gelang es den Kuratoren Antje Birthälmer und Roland Mönig, 56 Gemälde, 195 Grafiken und zwei Skulpturen zusammenzutragen.

Die Auswahl setzt mit Beckmanns erstem Ölbild, dem schon erwähnten „Selbstbildnis als Krankenpfleger“, ein. In einer Art Selbstbefragung reflektierte er die während des Einsatzes im Ersten Weltkrieg erlittenen körperlichen und seelischen Belastungen, die zu einem totalen Zusammenbruch führten. Vibrierende graue Schattierungen im nicht definierbaren Hintergrund, ein unsicherer Stand, ein stechender Blick und die verschattete rechte Gesichtshälfte hinterlassen einen mulmigen Eindruck. Daneben sind übermalte Lithografien aus Picassos Serie „peintre au travail“ von 1963 platziert. Damals schon hochbetagt gewährt der Maler Einblicke in seine Atelierarbeit und sein künstlerisches Verständnis. Fläche und Linie gehen eine scheinbar spielerische Spannung ein, verdeutlichen die nicht versiegte Lust am Experiment und die Produktivität in Serien und Variationen. Auch wenn die Bilder weniger als Bildnisse zu begreifen sind, bleibt festzuhalten, dass das Selbstporträt zum immer wieder verwendeten gemeinsamen Themenrepertoire gehört. Von Beckmann sind 80, von Picasso über 150 Porträts bekannt. Beide erkundeten ihre Lebenswelt, wobei allgemein der Mensch, sein Verhältnis zur Welt und die spannungsgeladene Beziehung von Mann und Frau als zentrale Aspekte über zehn Säle hinweg chronologisch ergründet werden.

In grafischen Kabinetten offenbart sich Picassos Vorliebe für Artisten, aber auch Armut und Außenseiter bleiben nicht außen vor. Beckmann thematisiert dies unter den Vorzeichen des Großstadtlebens und ließ sich ferner von religiösen und literarischen Themen inspirieren. Kubistische Ideen prägen das Schaffen beider Künstler. Picasso zerlegt Formen und Flächen in geometrische Strukturen, während bei Beckmann diese Mittel eher subtil in Sujets über Gewalt und Spannungen Einzug halten. In den 1920er Jahren stehen Rollenspiele, Verkleidungen sowie das erotische Thema von Maler und Modell im Fokus, wobei Picasso der Dramatik des Lebens Ausdruck verleiht, etwa in seinen Bildern von Stierkämpfen.

Zu den Höhepunkten der Schau gehört die Gegenüberstellung von Beckmanns 1928 gemalten „Luftakrobaten“ mit Picassos einige Jahre älterer „Brieflektüre“. Hier transformierten sie die Bilder zur Bühne. Max Beckmann geht in der Situation aufs Ganze. Energisch konturierte Leiber in kräftigem gesättigtem Kolorit scheinen das mächtige Hochformat zu sprengen. Ein Hals über Kopf an der Gondel des Heißluftballons hängender Mann mit verkürzten Gliedmaßen und schwingender niederländischer Flagge klammert sich an eine Tuba mit tiefem schwarzem Schlund, während die ebenso rätselhafte Frau in der Gondel das amerikanische Sternenbanner schwenkt. Pablo Picasso hingegen definiert mit Hilfe von Licht und Schatten klar modellierte kompakte Körper. Die Situation von zeitloser Harmonie ist ohne tiefere erzählerische Ambitionen. Picasso scheint gelassen, hat bereits viel Ruhm geerntet. Beckmann will das große Drama, die existentielle Erfahrung, während Picasso nach Formen für ein neues Sehen und nach neuen Darstellungsweisen sucht und mit weniger bedeutenden Sujets experimentiert.

Zentral ist für beide Maler das farbliche und formale Denken von der Fläche her, die Einbeziehung des Raumes in ihre Sujets. Diese Ideen spiegeln auch die nachfolgend präsentierten Stillleben, wobei Picasso hier viel andeutet, Beckmann aber direkt auf die Einzelheiten eingeht und inhaltliche Hinweise gibt. Wie sehr der Mensch in den politisch aufwühlenden, bedrohlichen 1930er und 1940er Jahren beide beschäftigt, zeigt exemplarisch Beckmanns „Mann im Dunkeln“ von 1934, eine seiner wenigen Bronzefiguren. Während Beckmann die Frau als Gegenbild des Mannes verstand und sie ruhend und ihrer selbstgewiss interpretierte, wird sie von Picasso auch als Mittel für formale Experimente betrachtet. Dies artete gerade im Spätwerk in einer grandiosen Zügellosigkeit aus. In den 1960er Jahren lief bei ihm alles wild auseinander. Die Frage was er formal mit dem Sujet anfangen kann, rückte für ihn in den Fokus. Dies mündete in Grisaille-Malereien ebenso in Bildern, die ans Action Painting erinnern.

Die Ausstellung „Pablo Picasso | Max Beckmann. Mensch – Mythos – Welt“ läuft bis zum 7. Januar 2024. Das Von der Heydt-Museum hat täglich außer montags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr, am Samstag und Sonntag schon ab 10 Uhr geöffnet. An Heiligabend, erstem Weihnachtstag und Silvester ist geschlossen. Der Eintritt beträgt 12 Euro, ermäßigt 10 Euro. Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Katalog erschienen, der im Museum 32 Euro, im Buchhandel 40 Euro kostet.

Kontakt:

Von der Heydt-Museum

Turmhof 8

DE-42103 Wuppertal

Telefon:+49 (0202) 56 36 23 1

Telefax:+49 (0202) 56 38 09 1

E-Mail: von-der-heydt-museum@stadt.wuppertal.de

Startseite: www.von-der-heydt-museum.de



10.10.2023

Quelle/Autor:Kunstmarkt.com/Hans-Peter Schwanke

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Veranstaltung vom:


17.09.2023, Pablo Picasso | Max Beckmann: Mensch – Mythos – Welt

Bei:


Von der Heydt-Museum

Kunstsparte:


Skulptur

Kunstsparte:


Malerei

Kunstsparte:


Grafik

Stilrichtung:


Expressionismus

Stilrichtung:


Moderne Kunst

Stilrichtung:


Kubismus

Bericht:


Diller Scofidio + Renfro gestalten Pina Bausch Zentrum







Max Beckmann, Luftakrobaten, 1928

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Kurator Roland Mönig

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Max Beckmann, Bad im August, 1937

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Max Beckmann, Inderin, 1943

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Max Beckmann, Selbstbildnis als Krankenpfleger, 1915

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Max Beckmann, Selbst im Hotel, 1922

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Max Beckmann, Der Vorhang hebt sich, 1923

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