Möbel von Welt: Berlin erinnert an José Canops  |  | in der Ausstellung „Canops. Möbel von Welt“ | |
José Canops ist selbst ausgewiesenen Kunstfreunden heute kaum ein Begriff mehr. Dabei zählte er in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu den bedeutendsten Ebenisten und schuf in Madrid als Hoftischler für den spanischen König Meisterwerke der Möbelkunst. Das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin beleuchtet ab heute das Leben und Schaffen Canops’ und präsentiert sein weitgehend unbekanntes Werk erstmals außerhalb Spaniens. Zudem gibt Kurator Achim Stiegel mit einem breit gefächerten Arrangement von Büchern, Grafiken, Karten, Musikinstrumenten und Werken der angewandten Kunst Einblicke in den weiteren Kontext dieser Epoche am Übergang vom Rokoko zum Klassizismus. Ausgangspunkt der Sonderausstellung ist der Ankauf eines Zylinderbureaus des Tischlers für das Museum im Jahr 2021. Möbel von Canops sind von großer Seltenheit und abgesehen von Madrid weltweit nur in öffentlichen Sammlungen in San Francisco und New York vertreten – und nun also auch in Berlin.
1733 als Joseph Canops im Herzogtum Limburg geboren, wanderte er Mitte des 18. Jahrhunderts wie viele deutsche Kunsttischler nach Paris aus, um dort sein Handwerk zu vervollkommnen. 1759 kam Canops nach Madrid, wo König Karl III. als neuer Regent von Spanien die Appartements im neuen Königspalast entwerfen und einrichten ließ. Er war Mitarbeiter einer mehrheitlich aus italienischen Künstlern bestehenden Werkstatt unter dem Hofmaler Mattia Gasparini, der für die Dekoration der repräsentativsten Räume des Königs verantwortlich war. José Canops übernahm hierbei die Leitung der neu gegründeten Hofschreinerei und schuf mit seinen Mitarbeitern in gut zwanzig Jahren kunstvolle Möbel und komplette Raumausstattungen in einem einzigartigen Stil: einer europäischen Schöpfung, die sich aus italienischen Traditionen, dem Vorbild des Pariser Luxus sowie der Begeisterung für die exotischen Welten Asiens speist.
Im Schaffen von Canops vereinigt sich dies mit der Präzision deutschen Tischlerhandwerks und dem Reichtum der spanischen Kolonialwelt. So konnte er in Madrid auf Mahagoni und andere exotische Hölzer zurückgreifen, die in anderen europäischen Ländern kaum zu haben waren. Die Ausstellung macht diese Meisterschaft von José Canops auch anhand eines speziell gefertigten Teilmodells des Berliner Schreibmöbels in originaler Größe greifbar. Es lädt die Besucher*innen ein, originale Farbigkeit und Konstruktion zu erkunden.
Die Ausstellung „Canops. Möbel von Welt für Karl III. von Spanien (1759-1788)“ läuft vom 12. Oktober bis zum 11. Februar 2024. Das Kunstgewerbemuseum hat täglich außer montags von 10 bis 18 Uhr, samstags und sonntags ab 11 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 4 Euro. Der Katalog aus dem Michael Imhof Verlag kostet im Buchhandel 49,95 Euro.
Kunstgewerbemuseum
Matthäikirchplatz
D-10785 Berlin
Telefon: +49 (0)30 – 266 42 42 42 |