Friedrich-Vordemberge-Stipendiat stellt in Köln ausMathias Weinfurter, der heuer das mit 10.000 Euro dotierte Friedrich-Vordemberge-Stipendium der Stadt Köln erhalten hat, präsentiert aus diesem Anlass in der Kölner Artothek seine Schau „Stören“. Der 1989 in Frankfurt am Main geborene Bildhauer arbeitet gerne mit alltäglichen und unscheinbaren Materialien. In der Kölner Artothek sind es insbesondere Zäune aus Doppelstabmatten, die den Absolventen der Hochschule für Gestaltung Offenbach beschäftigten. Der unscheinbare Zaun ermöglicht dem Künstler, mehrere Themen anzusprechen, nicht nur durch das Gestaltungssystem des Rasters, das Weinfurter interessiert, sondern auch in der Bedeutung des Zauns als Grenze und Definition von Machtbereichen, die im alltäglichen Leben kaum hinterfragt werden. Grenzfragen bilden jedoch einen großen Teil an Konflikten, seien diese bei zwei Nachbarn oder auf einer größeren Ebene in der Politik angesiedelt.
Die Zäune aus Stabmatten in der Artothek wirken zwar optisch transparent und unscheinbar, allerdings verhindern sie durch ihr enges Stabraster effektiv ein Überwinden. Mathias Weinfurter aber löst den Zaun unterschiedlich auf, etwa indem er einzelne Stäbe auf Tritthöhe herausnimmt oder eine mobile Tritthilfe einhängt. Damit können diese Abgrenzungen überwunden werden. Eine weitere mögliche Auflösung des Zauns ist Mathias Weinfurter bei Google Street View aufgefallen. Bei der digitalen Montage unzähliger Fotos entstehen Darstellungslücken, bei denen die gleichmäßigen Raster an den Schnittstellen versetzt aufeinandertreffen. Die Lücken wirken wie Wahrnehmungsfehler und als Brüche im endlosen Raster. Durch Spiegel lassen sich diese Fehlstellen heilen, ein Verfahren, das auch in der Medizin zu therapeutischen Zwecken eingesetzt wird. Auch Mathias Weinfurter gibt seinem Publikum die Möglichkeit durch Spiegelungen den Zustand der Unversehrtheit wiederherzustellen, damit es weiterhin beruhigt auf den Bestand unserer Schutzsysteme vertrauen kann.
Die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Situationen und Gegebenheiten, war es, die auch die Jury des Friedrich-Vordemberge-Stipendiums ansprach. Weinfurters thematischer Ansatz des Hinterfragens und Reflektieren unserer Erinnerungskultur in seinen ortsspezifschen Installationen sicherte ihm die Auszeichnung. In der Begründung erklären die Juroren, dass der Künstler mit „einfachen Mitteln zu vielschichten und komplexen Phänomenen visuelle Bilder findet, die einen intuitiven Zugang zu den verschiedenen Themenfeldern ermöglichen“. In erster Linie arbeitet Weinfurter mit dreidimensionalen Körpern, oft aus gängigen Baumaterialien hergestellt, die er mit Bildmedien wie Fotografie und Video zu Rauminstallationen erweitert. Damit erzeugt er Irritationen, die einen Ansatzpunkt zur Reflektion der häufig symbolhaft aufgeladenen Objekte bieten. In der Begründung heißt es weiter: „Mit seinem Interesse an gesellschaftlichen Themen widmet sich Mathias Weinfurter der Untersuchung, welche Relevanz Monumente des Gedenkens haben und wie weit sie innerhalb ihrer historischen Bezüge einer gesellschaftlichen Entwicklung und Neubewertung unterliegen. Damit stellt sich die Frage nach der Veränderbarkeit des Status Quo als Gegenpol zum Bewahren historischer geprägter Formulierungen.“
Die Ausstellung „Mathias Weinfurter. Stören“ ist bis zum 18. November zu sehen. Die Artothek hat dienstags bis freitags von 13 bis 19 Uhr und samstags bis 16 Uhr geöffnet. Die Einrichtung bleibt am 11. November geschlossen.
Artothek – Raum für junge Kunst
Am Hof 50
D-50667 Köln
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