Mauer-Preis für Belinda Kazeem-Kaminski | | Belinda Kazeem-Kaminski | |
Der Msgr. Otto Mauer-Preis für bildende Kunst geht in diesem Jahr an Belinda Kazeem-Kaminski. Die 1980 in Wien geborene Künstlerin erhält die mit 11.000 Euro dotierte Auszeichnung für ihr gesamtes bisheriges Werk, das sich auf inhaltlich wie formal überzeugende Weise kritisch engagiert mit Fragen der kolonialen Vergangenheit und deren rassistischen Aspekten auseinandersetzte, so die Jury. In ihren Fotografien, Filmen und installativen Arbeiten thematisiere Kazeem-Kaminski als Künstlerin und Theoretikerin Gewalterfahrungen und weise auch aus der Perspektive von schwarzen Menschen in der Diaspora auf Traumata der kolonialen Geschichte hin. Dabei erörtere sie auf der Grundlage schwarzer feministischer Theorie Wirkungszusammenhänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
In der Jurybegründung heißt es weiter: „Ausgangspunkt für viele ihrer Arbeiten ist eine intensive Recherche in den Archiven der kanonisierten Geschichtsschreibung, in deren Lücken und Auslassungen sie einen Möglichkeitsraum für Neues imaginiert. Auch in ihrer Arbeit als Autorin und Wissenschaftlerin analysiert sie polarisierende Sichtweisen und setzt diesen dialogische Perspektiven in Gestalt der Verknüpfung von Dokumentation und Fiktion entgegen.“ Die Jury ließ sich besonders von einem unverkennbaren und ästhetisch präzisen Ausdruck überzeugen, den die Künstlerin ihren relevanten gesellschaftlichen Fragestellungen verleiht.
Belinda Kazeem-Kaminski studierte zunächst Internationale Entwicklungen an der Universität Wien mit einem Schwerpunkt auf schwarzen feministischen und postkolonialen Theorien. Nach dem Besuch der Friedl Kubelka Schule für künstlerische Photographie ging sie 2015 für ein Doktoratsstudium an die Akademie der Bildenden Künste Wien, das sie 2021 mit der Dissertation „Fleshbacks & H(a)untings. Notes on Research, Blackness, Empaths, and the Destruction of the World As We Know It“ abschloss und dafür einen Würdigungspreis der Kunstakademie erhielt. Neben zahlreichen Ausstellungsbeteiligungen richtete ihr die Kunsthalle Wien 2021 die erste Solopräsentation aus, der weitere in Graz, Winterthur und Logos folgten. Für ihr Schaffen wurde Kazeem-Kaminski unter anderem 2016 mit dem Theodor Körner Preis für Kunst, 2018 mit dem Cathrin-Pichler-Preis der Akademie der bildenden Künste Wien, 2021 mit dem Camera Austria Preis und im vergangenen Jahr mit Art X Prize African Diaspora geehrt.
Seit 1981 verleiht der Otto Mauer Fonds der Erzdiözese Wien die Auszeichnung an junge Kunstschaffende, die jünger als 45 Jahre sind und in Österreich leben. Ziel des Preises ist es, den Dialog zwischen Kirche, Kunst und Wissenschaft, der das besondere Anliegen des Namensgebers Otto Mauer war, lebendig zu halten und weiterzuführen. Geehrt wurden in den letzten Jahren Andreas Fogarasi (2016), Toni Schmale (2017), Anna Witt (2018), Alfredo Barsuglia (2019), Barbara Kapusta (2020), Katrin Hornek (2021) und zuletzt Maruša Sagadin. Der Preis wird Belinda Kazeem-Kaminski am 23. November in den Festräumen des Erzbischöflichen Palais in Wien verliehen. Die Preisträgerausstellung mit ausgewählten Arbeiten beginnt am 12. Januar 2024 im Wiener JesuitenFoyer. |