| | Franz von Lenbach, Familienbildnis Julius Richter mit Frau und vier Kindern, um 1880 | |
Eine Zeichnung hat oft etwas Spontanes an sich. Sie ist der erste Einfall für eine größere ausformulierte Komposition, vielleicht nur ein schnelles Gekritzel oder schon eine reifere Idee. In diesem Stadium steht Franz von Lenbachs Studie zu seinem Gemälde „Familienbildnis Julius Richter mit Frau und vier Kindern“ aus den frühen 1880er Jahren. Während Körper und Kleidung mit nur wenigen Strichen umrissen sind, hat sich Lenbach bei den Gesichtern mehr Mühe gegeben und den Charakter der Personen schon weit ausgearbeitet. In seinen biografischen Aufzeichnungen berichtet der Hamburger Bankier Julius Richter, Mitbegründer der Holsten-Brauerei, von einer Reise mit seiner Familie nach Italien in den Jahren 1881/82. In Rom ist er dann auf Franz von Lenbach getroffen und hat ihn mit der Ausführung von zwei Familienporträts beauftragt, wofür einige Sitzungen in dessen Atelier im ersten Stock des Palazzo Borghese nötig waren. In diesem Zusammenhang entstand zudem Lenbachs ebenso charmante und ungezwungene Skizze mit Auguste Richter und zwei ihrer Kinder. Beide Entwürfe sind nun beim Münchner Versteigerer Neumeister für 4.000 bis 5.000 Euro respektive 5.000 bis 7.000 Euro zu haben.
Aber auch mit seiner eigenen Familie hat sich Franz von Lenbach immer wieder beschäftigt und etwa seine zweite Frau Charlotte, genannt Lolo, mit Tochter Marion aus erster Ehe im Rund flott verewigt. Den Karton schenkte Lolo von Lenbach laut rückseitger Aufschrift an Weihnachten 1912 der Enkelin Charlotte (Taxe 3.000 bis 3.500 EUR). Mit Franz von Stuck tritt ein weiterer der Münchner Malerfürsten am 7. Dezember bei Neumeister mit Skizzen an, darunter dem Rötelblatt eines stehenden Mannes mit erhobenen Armen, ein Entwurf zum „Engel des Gerichts“ um 1922, oder der Bleistiftzeichnung eines weiteren nackten Mannes im Profil, eine Idee für die vergnügte „Liebesschaukel“ von 1902 (Taxe je 2.500 bis 3.000 EUR). Für den Gabentisch eignet sich mit einer Schätzung von 600 bis 800 Euro bestens Eduard von Grützners humorvolles Blatt „Die Temperamente“, die er am Faschingsdienstag 1903 wieder einmal vier Klosterbrüdern angedeihen ließ.
Schwanthalers Erbe
Ludwig von Schwanthaler war der berühmteste Spross einer mitgliederstarken Künstlerfamilie aus Ried im Innkreis, der nicht zuletzt vom bayerischen König Ludwig I. gefördert wurde und eine glänzende Karriere hinlegte. Für die Münchner Residenz schuf Schwanthaler verschiedene Dekorationen, zu denen einige wichtige Entwürfe in der Dezember-Auktion vorliegen, etwa zum Thronsaal des Königs oder zum östlichen Stiegenhaus der sogenannten „Gelben Treppe“. Die Blätter zu den Raumausstattungen, die heute nicht mehr oder nicht mehr in der ursprünglichen Form existieren, machen deutlich, wie prachtvoll der Königsbau und der Festsaalbau der Residenz unter Ludwig I. einmal ausgestattet waren (Taxen zwischen 350 und 2.000 EUR).
Zusammengetragen hat diese Blätter und noch weitere der Münchner Sammler Franz Schwanthaler, Spross der Bildhauerfamilie, der sich auch für das plastische Schaffen seiner Vorfahren interessierte, etwa für einen auferstandenen Christus und für eine Pomona, die römische Göttin der Baumfrüchte, von Thomas Schwanthaler um 1680 in voluminösen frühbarocken Formen (Taxe 1.600 bis 1.800 EUR bzw. 2.000 bis 2.500 EUR). In seiner Wohnung standen zudem die weitaus bewegteren Figuren einer Pietà um 1730 und einer expressiven Kreuzigungsgruppe um 1740/50 des Rokoko-Vertreters Johann Franz Schwanthaler (Taxe 2.200 bis 2.400 EUR bzw. 2.000 bis 2.400 EUR). Zu den jüngsten der Schwanthaler-Sippe zählt Johann Peter Schwanthaler d.J., der um 1820 zwei biedermeierliche anbetende Engel schuf, die auf Wolkensockeln knien (Taxe 1.200 bis 1.400 EUR).
Darüber hinaus ist die Skulpturen-Suite mit einer schmerzverzerrten Pietà um 1430 wohl aus Salzburg (Taxe 8.000 bis 10.000 EUR), einer spätgotischen Büste der mild lächelnden, heiligen Katharina aus der Ravensburger Werkstatt von Jacob Russ um 1490 (Taxe 4.000 bis 4.500 EUR), einer kleinen anmutigen Buchsbaumgruppe mit Maria und dem Jesusknaben, die um 1680 im Atelier von Nicolas van der Veken in Mechelen entstand (Taxe 1.800 bis 2.200 EUR), und mit dem heiligen Joseph samt Christusknaben, in ausladender Geste von Christian Jorhan d.Ä. vor 1770 geschnitzt (Taxe 2.500 bis 3.000 EUR), gut besetzt. Wer einmal keine Sakralkunst haben will, kann bei einer Allegorie auf den Sommer in Gestalt einer jungen Frau vom Land mit separater Handtasche um 1780 aus dem Umkreis von Johann Baptist Straub für 7.000 bis 7.500 Euro zugreifen.
Kunsthandwerk und Schmuck
Die Skulpturen stehen wie das Kunsthandwerk bereits am 6. Dezember bei Neumeister auf dem Programm und starten mit dem keramischen Arbeiten. Hier stechen zwei bunt im Istoriato-Stil bemalte Majolika-Bildteller der Mitte des 16. Jahrhunderts aus Urbino heraus. Während sich „Das Urteil des Salomon“ keiner genaueren Urheberschaft zuweisen lässt (Taxe 5.000 bis 6.000 EUR), machen die Experten für den „Tod der Niobiden“ nach Ovids Metamorphosen die Werkstatt Fontana verantwortlich (Taxe 7.000 bis 9.000 EUR). Als Allegorie auf Europa modellierte Friedrich Elias Meyer für die Meißner Porzellanmanufaktur eine barbusige Schönheit mit Krone und Zepter, die mit dem sächsischen Monogramm „K.H.C.W.“ der Königlichen Hofconditorei Warschau ausgezeichnet ist (Taxe 1.000 bis 1.400 EUR). Die Kaiserliche Porzellanmanufaktur Wien steuert dann vier klassizistische Bildtassen samt Untertassen für jeweils 1.300 bis 1.500 Euro bei, wenn der Name Anton Kothgasser ins Spiel kommt, dann aber für 2.800 bis 3.000 Euro. Ein weiterer Leckerbissen für Keramik-Freunde ist die komplette Serie der Nymphenburger Commedia dell’Arte-Figuren nach den Entwürfen von Franz Anton Bustelli. Das Ensemble, das Bustelli um 1760 für die Desserttafel am Münchner Hof konzipierte, soll in einer modernen Ausführung 14.000 bis 16.000 Euro einspielen.
In den Jugendstil und das Art Déco geht es dann mit einer Vase von Emile Gallé um 1895, die recht ungewöhnlich eine umlaufende Berglandschaft mit springenden Gämsen präsentiert (Taxe 2.000 bis 2.500 EUR). Friedrich Adler gestaltete um 1900 für die ungarische Manufaktur Zsolnay die Vase „Osiris“ mit einer mehrfarbigen, abstrakt verlaufenden Eosin-Glasur, die er in eine vergoldete Zinnmontierung mit türkisfarbenen Cabochons einpasste (Taxe 1.200 bis 1.500 EUR). Putzig ist Otto Pilz’ „Schäfergruppe“ für Meißen von 1908 mit jungem, einen Socken stickendem Schäfer (Taxe 600 bis 700 EUR), ebenso Theodor Kärners „Käsefressende Mäusegruppe“ für Nymphenburg (Taxe 300 bis 400 EUR), eher repräsentativ dann der ebenfalls bei Nymphenburg 1909 in Majolika produzierte „Papagei mit umgeworfenem Blumenkorb“ von Joseph Wackerle (Taxe 2.000 bis 2.500 EUR). Zeitlos schön nimmt sich auf einem festlich gedeckten Weihnachtstisch Harald Nielsens 1932 entworfenes Silberbesteck „Pyramide“ aus. Für die 84 Teile aus der Kopenhagener Werkstatt Georg Jensens gibt es den passenden Besteckkasten aus Nusswurzelholz für 8.000 bis 10.000 Euro mit dazu.
In der Schmuck-Abteilung gibt es neben Pretiosen für den großen Auftritt, darunter einem großzügig mit Rubinen und Diamanten besetzten Collier in raffiniert verschlungener Form (Taxe 19.000 bis 25.000 EUR) oder einem goldenen Cartier-Armband um 1989 mit über 264 Brillanten (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR), auch künstlerisch anspruchsvollen Autorenschmuck aus einer Münchner Sammlung. Geometrisch geht es bei Giampaolo Babetto und seiner fünfeckigen Goldbrosche mit rotem Pigment von 2013 (Taxe 3.500 bis 4.500 EUR) sowie seinem zwei Jahr jüngeren kantigen Kubus-Ring aus gleichen Materialien zu (Taxe 1.600 bis 2.600 EUR). Filigran tritt dagegen die aus feinen Golddrähten gearbeitete Brosche des Australiers Robert Baines an (Taxe 4.500 bis 5.500 EUR). Gerd Rothmanns breiter goldener Armreif von 2015 mit abstraktem Muster lässt auf die titelgebenden „Affären“ hoffen (Taxe 5.500 bis 6.500 EUR), während sich Margit Jäschke von Naturphänomenen inspirieren ließ und einmal eine Brosche aus Silber in Form eines zarten Zweiges mit Blütenknospe (Taxe 150 bis 250 EUR), das andere Mal als goldene Regenwolke aus Silber und gelblichem Kunststoff ausarbeitete (Taxe 400 bis 600 EUR).
Alte und Neuere Meister
Der 7. Dezember beginnt bei Neumeister dann mit dem Grafik-Angebot. Hier tun sich noch zwei Pastellkreidezeichnungen des ungarischen Tiermalers Géza Vastagh hervor, der seine Inspiration für die exotische Tierwelt, wie den „Schreitenden Löwen“ von 1907 (Taxe 2.500 bis 3.000 EUR) und die „Drei Marabus“ von 1909 (Taxe 2.000 bis 2.500 EUR), in europäischen Zoos, aber auch auf Reisen nach Afrika fand. Dann folgen einige gotische Altarblätter aus Italien, darunter eine herbe wohl toskanische Kreuzigung mit Maria und Johannes aus der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts (Taxe 5.000 bis 7.000 EUR) oder eine auf Wolken thronende Maria mit Kind, vier Heiligen um zwei Engeln um 1400 (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR), ehe dann der Meister von Frankfurt mit seiner auf einer Rasenbank sitzenden „Maria mit Kind“ zum Zug kommt. War die Tafel, die im Landschaftshintergrund die Simultanszenen der Verkündigung, der Heimsuchung, der Geburt und der Anbetung der Könige zeigt, im Mai bei Lempertz in Köln noch gesichert in der Hand des flämischen Renaissance-Malers, ist sie ihm nun bei Neumeister nur zugeschrieben, was die Erwartung um 10.000 Euro auf 20.000 bis 30.000 Euro gedämpft hat.
Für eine anrührende „Maria mit Kind und dem Lamm“ in einer Renaissance-Architektur kann Hans Rottenhammer ebenfalls nicht letztendlich verantwortlich gemacht werden (Taxe 7.000 bis 9.000 EUR). Dagegen steht der Name Benjamin Gerritsz Cuyp fest auf zwei weihnachtlichen Kindheitsschilderungen: Der kleineren „Anbetung der Hirten“ (Taxe 2.000 bis 2.500 EUR) und der noch stärker erzählenden „Anbetung der Könige“ (Taxe 4.000 bis 6.000 EUR). Giovanni Battista Gaullis Portrait des gut genährten römischen Kardinals Giovanni Battista Costaguti geht mit 10.000 bis 15.000 Euro an den Start, ein armer Bettler mit Krücken aus dem Umkreis Pieter Jansz Quasts dagegen nur mit 300 bis 400 Euro. Der Landschaftsmaler Joachim Franz Beich, unter Kurfürst Max Emanuel von Bayern als Hofkünstler tätig, hat 1692 eine Gebirgslandschaft mit Mühle und bäuerlicher Staffage und eine Gebirgslandschaft mit bäuerlichen Figuren als Pendants ausgeführt, ebenso Johann Amandus Winck seine beiden kleinen Stilllebenpaare mit Früchten Insekten und Schnecken von 1797 auf Kupfer (Taxe 8.000 bis 12.000 EUR) sowie mit Blumen und Früchten von 1807 auf Holz (Taxe 6.000 bis 8.000 EUR).
Glanzstück des 19. Jahrhunderts ist Josef Karl Stielers Portrait von Letizia Bonaparte. Die Mutter Napoleons, später ehrerbietend „Madame Mère de l’Empereur“ genannt, muss eine außergewöhnliche und willensstarke Frau gewesen sein, die mit 13 Jahren heiraten musste, ein Jahr später ihre ersten beiden Kinder verlor, dann noch zwölf weitere groß zog, von Korsika fliehen musste, in Frankreich zunächst in Armut lebte, aber dann noch Mutter von drei Königen, einer Königin, zwei Prinzessinnen und Napoleon Bonaparte wurde. Das spiegelt auch Stielers bescheidenes und zurückhaltendes, aber zugewandtes Brustbild der Letizia Bonaparte, das wohl zwischen Mai und August 1811 in Neapel im Auftrag ihres Schwiegersohns, Königs Joachim Napoléon I., und seiner Gemahlin Caroline entstand (Taxe 70.000 bis 90.000 EUR).
Neben Lenbach und Stuck gehörte auch Friedrich August von Kaulbach zu den Münchner Malerfürsten und zu den bestbezahlten deutschen Porträtisten des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Schon als junger Maler brillierte er mit seinen Damenbildnissen. Die für sein frühes Schaffen typische elegante Dame im Seiden- und Samtkleid beim Blumenbinden „Im Park“ vom Beginn der 1870er Jahre überzeugt durch die atmosphärische Wiedergabe der Natur, eine kluge Lichtführung und die delikate Behandlung der Stoffe (Taxe 10.000 bis 12.000 EUR). Sein vier Jahre älterer Cousin Hermann Kaulbach teilte mit Friedrich August die Freude für Karikaturen und machte sich mit diesen auch über die Münchner Szene ihrer Zeit lustig. Ein Beispiel dafür ist Hermann Kaulbachs originelle Version der „Heiligen Drei Könige“ vom 6. Januar 1884, die gar nicht an der Krippe spielt, sondern mit Trommel und Römer vielmehr drei Zecher darstellt. Kaulbach soll das Werk für einen Weingutbesitzer und Politiker erstellt haben, der als Abgeordneter des Königreichs Bayern zu Sitzungen wohl gerne ein Weinfass mitbrachte (Taxe 3.000 bis 5.000 EUR).
Weiterhin dominiert bei Neumeister die Münchner Malerschule, etwa mit Heinrich Bürkels nicht allzu ernster „Heuernte bei heranziehendem Gewitter“ (Taxe 15.000 bis 20.000 EUR), Karl Raupps intimer Schilderung einer jungen Mutter vom Land mit ihrem Kleinkind in einem Boot (Taxe 1.000 bis 1.200 EUR), Friedrich Voltz’ „Hirtenjungen mit Kühen am Wassertümpel“ oder Carl Friedrich Moritz Müllers „Nächtlicher Heimkehr von der Hochzeit“ auf einem bayrischen See unter charakteristischem orangerotem Licht einer Fackel (Taxe je 4.000 bis 6.000 EUR). Albert Emil Kirchner zog es in den Süden, wo er 1857 in Venedig den stillen Rio del Paradiso mit einigen Passanten einfing (Taxe 1.500 bis 2.000 EUR). In Rom malte Franz Leo Ruben 1869 einen „Künstler im Atelier“ und hatte wohl sein eigenes Leben dabei im Blick (Taxe 2.000 bis 2.500 EUR). Hugo Kauffmann blieb hingegen künstlerisch in der Heimat und sah 1902 auf seiner Genremalerei einen Jäger und ein Dirndl bei der Liebeständelei (Taxe 3.000 bis 4.000 EUR). Richtig impressionistisch ist Willy Lucas’ flirrende Wärme in einem sommerlichen Garten mit einer Dame an einem Tisch aus dem Jahr 1917 (Taxe 1.500 bis 1.800 EUR).
Das 20. Jahrhundert
Mit einem Frühwerk, dem zwischen Genremalerei und Realismus changierenden „Alten Trinker“ von 1889, ist Lovis Corinth noch bei den Neueren Meistern mit von der Partie (Taxe 20.000 bis 25.000 EUR). So richtig trumpft er am 7. Dezember aber erst in der Moderne-Abteilung auf. Hier steht sein 1918 furios hingeworfener Strauß roter Rosen in einer blauen Vase mit 200.000 bis 300.000 Euro an der Spitze. Und noch ein weiteres reifes Werk steuert Corinth bei: Den „Liegenden weiblichen Akt“, in dem er subtil auf die alttestamentarische Geschichte von „Potifars Weib“ anspielt und den schmalen Grat zwischen Bedrohung und Versuchung, Schönheit und Verworfenheit beschreitet. Es war schon länger bekannt, dass es sich bei diesem Gemälde von 1915 um Nazi-Raubkunst handelt. Mit Unterstützung von Neumeister konnte zwischen den Erben des ehemaligen jüdischen Eigentümers Oskar Skaller und dem aktuellen Besitzer eine gütliche Einigung erzielt werden, so dass der blonde Akt nun in der Dezember-Auktion für 150.000 bis 200.000 Euro an den Start geht.
Mit Max Slevogt ist ein weiterer deutscher Impressionist zu Gast bei Neumeister und stellt ein blau und orangefarben abgetöntes „Stillleben“ aus den 1920er Jahre zur Verfügung. Die Lichtspiegelungen auf den Glasschalen mit den Orangen im Vordergrund kontrastieren dabei mit der dunklen Wand dahinter (Taxe 30.000 bis 50.000 EUR). Weitere Stillleben gibt es mit Emil Noldes repräsentativem farbleuchtendem Aquarell „Mohn und Sonnenhut“ um 1930/35 (Taxe 130.000 bis 150.000 EUR), Hedwig Marquardts abstrahierten „Pflanzen“ in gleicher Technik (Taxe 5.000 bis 7.000 EUR) und Alfred Leithäusers Arrangement mit zwei roten Äpfeln, Birne und zwei Gefäßen in kräftiger schwarzer Konturierung aus den 1950er Jahren (Taxe 1.000 bis 1.500 EUR). Auch Wilhelm von Hillern-Flinsch hielt in der Nachkriegszeit an der Gegenständlichkeit fest und verlieh 1948 seinem „Waldrand“ ein ausgesuchtes Kolorit zwischen Grün, Blau, Rosa und Violett (Taxe 1.500 bis 2.000 EUR).
In der Inneren Emigration während der Nazi-Diktatur war die Landschaft das bestimmende Thema für Otto Dix. Während viele seiner Werke in dieser Zeit bedrohliche Naturereignisse und Landschaften in morbider düsterer Stimmung schildern, hielt Dix 1941 mit den „Buchen im Frühling“ ein lichtdurchflutetes Waldstück in Ruhe und Frieden fest (Taxe 80.000 bis 120.000 EUR). Zu den seltenen, frühen Exemplaren in Ernst Ludwig Kirchners druckgrafischem Schaffen gehört der orientalische „Topfmarkt“, ein Holzschnitt mit noch weichen Formen von 1905 (Taxe 4.000 bis 5.000 EUR). In seiner Bleistiftskizze „Drei Mädchen“ fing Kirchner die flüchtigen Gesten junger Frauen ein, die tuschelnd die Köpfe zusammenstecken (Taxe 3.000 bis 5.000 EUR), und für sein weiteres Blatt stand ein Fresko mit dem Turmbau zu Babel des italienischen Renaissancekünstlers Benozzo Gozzoli Pate. Kirchner verdichtet in der Personengruppe mit schnellen dynamischen Strichen den Detailreichtum der Vorlage (Taxe 5.000 bis 7.000 EUR).
Leo Putz begleitete um 1909 in seiner „Sonnigen Ausfahrt“ zwei Damen bei ihrer Bootspartie wohl auf dem Chiemsee und fing mit lockerer Pinselführung und lebendigen Farben die Sinnlichkeit der weiblichen Figuren und die Schönheit der spätsommerlichen Natur ein (Taxe 30.000 bis 50.000 EUR). Auch Alfons Walde hatte sich der Weiblichkeit verschrieben, als er um 1925 seine „Erotik“ malte und damit ein persönliches Bildnis seiner Frau Hilda Lackner gab. Sie tritt nackt aus dem Dunkel des Raumes in ein warmes Licht. Eine dunkle Kappe und ein schwarzer Schal umrahmen ihr lächelndes Gesicht, während sie einen Pelz vor ihren nackten Körper hält (Taxe 80.000 bis 100.000 EUR). Gegen diesen männlichen Blick auf die weibliche Welt wehrte sich dann Miriam Schapiro, eine Pionierin der feministischen Kunst und der Pattern- und Decoration-Bewegung der 1970er Jahre. Insbesondere textile Techniken eigneten sich nach Ansicht der US-Amerikanerin kanadischer Herkunft dazu, starre Rollenbilder und die damit verbundene Marginalisierung weiblicher Handarbeit zu hinterfragen und zu überwinden. In der Form überdimensionaler Fächer, die sie mit einem stilpluralistischen Patchwork-Design in kräftigen Farben versah, schuf Schapiro Kompositionen, die zeitliche und kulturelle Grenzen überschreiten sollten, wie ihr wandfüllender bunter „First Fan“ von 1977 (Taxe 20.000 bis 30.000 EUR).
Die Auktion beginnt am 6. Dezember mit dem Kunsthandwerk und den Antiquitäten; gegen 16 Uhr folgt der Schmuck. Am 7. Dezember stehen ab 14 Uhr die Alten und Neueren Meister auf dem Programm, gegen 17 Uhr die Kunst aus dem 20. Jahrhundert. Die Vorbesichtigung läuft bis zum 4. Dezember täglich von 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 15 Uhr. Der Internetkatalog ist unter www.neumeister.com abrufbar. |