Bayrische Kunstförderpreise vergeben  |  | Bei der Verleihung der Bayrischen Kunstförderpreise 2023 | |
Der bayrische Kunstminister Markus Blume hat in der vergangenen Woche die Kunstförderpreise des Landes verliehen. In der Sparte Bildende Kunst ging die mit jeweils 6.000 Euro Auszeichnung an die in München lebenden Künstler*innen Lukas Hoffmann, Jonathan Penca, Gülbin Ünlü und Max Wencelides. Der 1990 in Aalen geborene Hoffmann, der bei Pia Fries und Albert Hien an der Akademie der Bildenden Künste in München studiert hat, ist Bildhauer und entwickelt seine Arbeiten nach eigener Aussage mit dem ganzen Körper, bevorzugt das Material Holz und gestaltet Form-Abbreviaturen, die gerade so viel an Erkennbarem zulassen, dass das übergeordnete Idee noch durchscheint. In der Begründung heißt es: „Seine Skulpturen entstehen mit Bedacht und Sorgfalt, sie bedingen einander und sind aufeinander bezogen. Nichts entsteht spontan oder bleibt dem Zufall überlassen. In der dem Künstler eigentümlichen Handschrift und Formensprache sind seine Werke Zeugen von gekonntem und sicherem Umgang mit Material und Form, von Alltagsbeobachtung, von Ernsthaftigkeit und Witz zugleich.“
Jonathan Penca, geboren 1988, stammt aus Augsburg und studierte von 2009 bis 2015 an der Städelschule in Frankfurt am Main bei Judith Hopf, unterbrochen von einem Aufenthalt an der Wiener Kunstakademie bei Julian Göthe. Penca kreiert Figuren zwischen Naturwissenschaft, Popkultur und Science-Fiction, etwa Krabbenwesen, intersexuelle Schmetterlinge, fiktive Insekten oder urbane Großkatzen, die er in verschiedenen Medien wie Zeichnung, Skulptur, Performance und Video häufig im Prozess der Verwandlung präsentiert. „Die Grenzen zwischen utopischer Fiktion, realer Kritik an bestehenden gesellschaftlichen Strukturen und Fragen nach diversen Identitäten verschwimmen auf eindringliche Art und Weise. Seine forschenden Narrative und Versuchsanordnungen widmen sich zentralen gegenwertigen Fragen wie queere Identitäten und nach dem Verhältnis vom Menschen mit der ihn umgebenden Welt“, so im Urteil zur Preisvergabe.
Die gebürtige Münchnerin Gülbin Ünlü studierte zwischen 2012 und 2018 an der dortigen Kunstakademie bei Markus Oehlen. Sie erhält den Bayerischen Kunstförderpreis „für ihren innovativen und gattungsübergreifenden Ansatz und für eine Kunst, die nach neuen Ordnungen jenseits bekannter Vorgaben und Konventionen sucht“. Nach eigener Aussage zelebriert Ünlü das „Mash-up“ und meint damit einen interdisziplinären Ansatz, der künstlerische Kollaborationen, Fotografie, Video, Installation, Performance, Musik und Malerei umfasst und kombiniert. Eine von ihr entwickelte Bildtechnik, ein Hybrid aus Druck und Malerei, ist ein auffälliges Merkmal ihrer Arbeit. Mittels ihrer verknüpft Ünlü nicht nur analoges und digitales Ausgangsmaterial, sie schafft damit auch Verbindungen und Überlagerungen verschiedener Themenfelder und Genres. Ihre Bilder können so auch zu Skulpturen, Installationen und Performances werden.
Ebenfalls aus München stammt der 1992 geborene Max Wencelides, der an der Kunstakademie der Stadt zwischen 2012 und 2019 von Olaf Metzel in Bildhauerei und von Daniel Richter in Malerei ausgebildet wurde. In seiner bildhauerischen Tätigkeit bewegt sich Wencelides zwischen ortsspezifischer Intervention und Performance. Dabei lotet er nicht selten das akustische Potenzial vorgegebener architektonischer Elemente aus, indem er diese mit anderen Materialien und Apparaturen in Verbindung bringt, sie in einen Dialog treten lässt und unter Ausnutzung physikalisch-akustischer Gesetzmäßigkeiten Feedbackschleifen erzeugt. Genau diese ortsbezogene Umsetzung der künstlerischen Idee überzeugte die Jury, die Wencelides auch in anderen Ausstellungssituationen auf minimalistische Weise ausübt. So verschiebt er alte Wände oder zieht neue ein, konterkariert die vorgegebene Architektur und schafft mit dieser Form der Intervention Räume sozialer Neuorientierung. |