Zum Geburtstag: Art Nouveau im Bröhan-Museum  |  | Agnes de Frumerie, Ondine, um 1900 | |
Das Bröhan-Museum in Berlin wird 50 Jahre alt. Aus diesem Anlass blickt es von heute auf einen Schwerpunkt der Sammeltätigkeit von Museumsgründer Karl H. Bröhan und damit auch auf einen Kernbereich der eigenen Bestände: die Kunst des Art Nouveau. Mit Spitzenstücken aus nationalen und internationalen Privatsammlungen, darunter Emile Gallés grün grundierte Vase mit appliziertem Nachtschmetterling um 1898, Agathon Léonards bewegte Bronzefigur „Danseuse au cothurne“ aus dem Tafelaufsatz „Le jeu de l’écharpe“ um 1900 oder das gleichaltrige, erotische Bildnis der berühmten Serpentinen- und Schleiertänzerin Loïe Fuller von Marie Félix Hippolyte-Lucas, lässt Kuratorin Anna Grosskopf den Glanz dieser Epoche aufleben. Zudem präsentiert sie zusammenhängende Raumensembles, die eine Vorstellung vom damals angestrebten Gesamtkunstwerk vermitteln, und bezieht auch neue Forschungsperspektiven ein, die nach ihrer Aussage „ein differenzierteres Bild dieser widerspruchsvollen Epoche an der Schwelle zur Moderne“ geben.
Naturhaft bewegte Linien, raffiniert geschwungene Formen und ein überbordender Reichtum an floralen, figürlichen und abstrakten Ornamenten – das sind die Spielarten des Art Nouveau, der französischen und belgischen Variante des Jugendstils. Frankreich und Belgien hatten großen Anteil an der Aufbruchsbewegung der europäischen Kunst und Gestaltung um 1900, die der Moderne den Weg ebnete. Besonders von Paris ging eine enorme Sogwirkung aus: Hier wirkten Architekten wie Hector Guimard und Eugène Gaillard oder Plakatgestalter wie Henri de Toulouse-Lautrec, Eugène Samuel Grasset und Alphonse Mucha, die das Grafikdesign revolutionierten. In Paris eröffnete der aus einer Hamburger Kaufmannsfamilie stammende Siegfried Bing 1895 seine Galerie für zeitgenössisches Kunsthandwerk, die „Maison de l’Art Nouveau“, die der neuen Richtung den Namen gab.
Ein zweites, eigenständiges Zentrum des Art Nouveau formierte sich mit der „École de Nancy“ im Herzen Lothringens. Emile Gallé und die Manufaktur Daum Frères leisteten vor allem in der Glaskunst Herausragendes, Louis Majorelle war als Möbeldesigner stilbildend, und Victor Prouvé schrieb den neuen Stil in die Malerei ein. Mit spielerischer Heiterkeit und vor allem der floralen Ornamentik schufen die Künstler in Zentren wie Brüssel, Paris und Nancy eine neue Gestaltung für die Belle Epoque, die schon bald ganz Europa in ihren Bann schlug. Mit schönen Dingen wollten sie das tägliche Leben verzaubern und die profane Umgebung in Kunst verwandeln. Es kam zu einem letzten großen Aufleben des europäischen Kunsthandwerks, während gleichzeitig industrielle Materialien und maschinelle Produktionsweisen an Bedeutung gewannen.
Die Ausstellung „Belles choses. Art Nouveau um 1900“ läuft vom 7. Dezember bis zum 14. April 2024. Das Bröhan-Museum hat dienstags bis sonntags sowie an Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Geschlossen bleibt an Heiligabend und Silvester. Der Eintritt beträgt 8 Euro, ermäßigt 5 Euro. Der Ausstellungskatalog aus dem Hirmer Verlag kostet im Museum 28 Euro.
Bröhan-Museum
Schlossstraße 1a
D-14059 Berlin
Telefon: +49 (0)30 – 326 906 00 |