Susanne Kriemann ist Artist in Residence in Siegen  |  | Susanne Kriemann will sich mit Ruderalpflanzen in Siegen beschäftigen | |
Die zweite Stipendiatin für das junge Artist in Residence-Programm, das die Universität und das Museum für Gegenwartskunst in Siegen vergeben, ist Susanne Kriemann. Die 1972 in Erlangen geborene Künstlerin hatte sich mit dem Konzept „Hey Bitterkraut, dear cyborg!“ beworben. Thomas Thiel, Direktor des Museums für Gegenwartskunst, erklärt: „In diesem Jahr überzeugte die Jury besonders das künstlerische Projekt und Werk von Susanne Kriemann. In ihren Arbeiten greifen analoge und digitale fotografische Verfahren ineinander. Kriemann sucht die Verschmutzung unserer Umwelt und die Wechselwirkungen zwischen Mensch, Natur, Architektur und Technik sichtbar zu machen.“
Kriemann will in ihrem Forschungsvorhaben im Austausch mit Wissenschaftler*innen der Siegener Universität und der Stadtgesellschaft einen Blick auf die angesiedelte Ruderalvegetation, auf Pflanzen auf ungenutzten oder brachliegenden Flächen, in der Stadt werfen. Dabei interessieren sie die Eigenheiten von Pflanzen, die beispielsweise an Schnellstraßen wachsen. Bildgebungsverfahren mit Pflanzenentwicklern aus pflanzlichen Stoffen, die auf Licht reagieren, werden erforscht und mit digitalen, intelligenten Medien zusammengeführt. „Diese Experimente suchen neue Bildsprachen, um über – oder besser mit – der uns umgebenden Lebenswelt zu sprechen, die sich langsam aber sicher durch Kontamination in eine noch wenig bekannte Welt verwandelt“, so die Künstlerin.
Susanne Kriemann, die künstlerische Fotografie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe unterrichtet, nutzt in ihren Arbeiten Feldforschung, Archivrecherche und das Experimentieren mit Materialien. Dabei untersucht sie das Medium Fotografie im sozialgeschichtlichen und archivarischen Zusammenhang. Im Fokus ihrer Werke stehen häufig ökologische Fragen. Kriemann, die in internationalen Institutionen wie dem CCA Wattis Institute for Contemporary Arts in San Francisco, dem Hamburger Museum für Kunst & Gewerbe, dem Stedelijk Museum in Amsterdam, dem 21er Haus in Wien und der Kunsthalle Winterthur ausgestellt hat, will in ihren Arbeiten das Verborgene sichtbar machen, darunter Radioaktivität, Ressourcenabbau und Archäologie. In ihren Projekten nutzt sie chemische Prozesse, die auf menschliche Eingriffe in die Natur zurückzuführen sind. Hierbei integriert sie unterschiedliche organische Materialien wie Wolle, Unkraut, Knochen und Pilze in ihre Arbeiten.
Das Künstler*innenprogramm „Artist in Residence Siegen“ wurde 2022 zum Anlass des 50jährigen Bestehens der Universität Siegen in Zusammenarbeit mit dem Museum für Gegenwartskunst Siegen ins Leben gerufen. Ziel ist die Beleuchtung des Verhältnisses zwischen dem universitären und städtischen Leben durch künstlerische Untersuchungen. Dabei soll in die öffentlichen, sozialen und medialen Räume beider Bereiche eingegriffen werden. Erste Teilnehmerinnen waren 2022/23 Alberta Niemann und Jenny Kropp vom Künstlerinnenduo Fort. Am 10. April wird Susanne Kriemann bei einem öffentlichen Werkstattgespräch ihre Arbeit „Hey Bitterkraut, dear cyborg!“ Siegen vorstellen. |