Braunschweig erinnert an Galka Scheyer | | Alexej von Jawlensky, Mystischer Kopf (Bildnis Emmy Scheyer), 1917 | |
Das Städtische Museum Braunschweig präsentiert unter dem Titel „Galka Scheyer und die Blaue Vier“ eine Schau, die das Leben der Braunschweiger Kunstagentin und Malerin Scheyer entlang bekannter Gemälde von Wassily Kandinsky, Lyonel Feininger, Paul Klee und Alexej von Jawlensky erzählt. Die 1889 in Braunschweig geborene Galka Scheyer hatte maßgeblichen Anteil am Erfolg der vier Maler in den Vereinigten Staaten. Sie entwickelte innovative Marketingstrategien, um die Künstler international bekannt zu machen. Zu diesem Zweck gründete sie vor 100 Jahren, am 31. März 1924, zusammen mit den Künstlern die Gruppe „Die Blaue Vier“. Der Name wurde zum einen in Anlehnung an die berühmte Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“, der Kandinsky und Jawlensky von 1911 bis 1914 angehört hatten, gewählt. Zum anderen erinnerte die Bezeichnung – klanglich und erfolgversprechend – an vertraute amerikanische Eisenbahngesellschaften „The Big Four“. Bald vermittelte sie Werke der Vier an das Großsammlerpaar Walter und Louise Arensberg oder Greta Garbo.
Schon vor Gründung der „Blauen Vier“ begann Galka Scheyer ab 1919 als Jawlenskys Privatsekretärin, erste Marketingstrategien zu entwickeln. So organisierte sie für Jawlensky ab 1920 eine beachtliche Ausstellungstournee durch Deutschland mit Stationen in namhaften Galerien wie Fritz Gurlitt in Berlin und Hans Goltz in München. Zeugnis ihrer engen Verbindung ist etwa Jawlenskys Gemäldeserie „Mystische Köpfe“, deren Prototyp nach einem Bildnis von Scheyer entstand. Auf Empfehlung von Jawlensky besuchte Scheyer im Oktober 1919 Paul Klee in München, um sich von ihm Tipps zur Vermarktung von Jawlenskys Kunst geben zu lassen. Sie freundete sich schnell mit dem Künstler und seiner Frau Lily an, die wie Scheyer familiäre Beziehungen nach Braunschweig pflegte. Zudem erkannte sie das Potenzial der vielschichtigen expressiven und konstruktivistischen Bildkompositionen von Paul Klee.
Arbeiten von Wassily Kandinsky sah Galka Scheyer erstmals im Frühjahr 1920. Persönlich lernte sie den Wegbereiter der Abstraktion und seine Frau Nina bei einem ihrer Besuche am Bauhaus kennen. Hier vertiefte Scheyer auch den Kontakt zu Julia und Lyonel Feininger. Feininger hatte zu diesem Zeitpunkt bereits seinen charakteristischen prismatischen Malstil entwickelt. Scheyer erhielt von „ihren Künstlern“ zahlreiche Werke auf Kommission und reiste im Mai 1924 mit großem Gepäck nach New York, wo sie 1925 in der Daniel Gallery die erste „Blaue Vier“-Ausstellung organisierte. Auf Grund der großen Konkurrenz durch Galeristen in New York zog Scheyer 1925 an die Westküste der USA. Zunächst baute sie ihr Netzwerk von San Francisco aus weiter auf, bis sie letztendlich in dem kulturell sich rasch entwickelnden Los Angeles sesshaft wurde. Scheyers Haus wurde zu einem wichtigen gesellschaftlichen und kulturellen Anziehungspunkt der kalifornischen Metropole und sie selbst zu einer Art „Katalysator“ der modernen europäischen Kunst in den USA. Bis zu ihrem frühen Tod im Jahr 1945 vermittelte sie neben den Blauen Vier auch Werke von anderen Bauhaus- und Avantgardekünstler*innen wie László Moholy-Nagy und El Lissitzky.
Die Ausstellung „Galka Scheyer und die Blaue Vier“ läuft bis zum 19. Mai. Das Städtische Museum Braunschweig hat dienstags bis sonntags und feiertags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Geschlossen bliebt an Karfreitag. Der Eintritt beträgt 5 Euro, ermäßigt 2,50 Euro. Begleitend zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Städtisches Museum Braunschweig - Haus am Löwenwall
Steintorwall 14
D-38100 Braunschweig
Telefon: +49 (0)531 – 470 45 21 |