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Trauer um Mel Ramsden

Mel Ramsden 2019 in seinem Atelier

Der britische Künstler Mel Ramsden ist tot. Wie die Lisson Gallery in London mitteilte, ist das Mitglied der berühmten Gruppe Art & Language, die für die Entwicklung der Konzeptkunst wegweisend war, am 23. Juli im Alter von 79 Jahren verstorben. Mit Art & Language feierte Ramsden, der der 1968 gegründeten Bewegung drei Jahre später beitrat, seine größten Erfolge. So nahm er mit seinen Kollegen, zu denen etwa Terry Atkinson, Michael Baldwin, Ian Burn, Charles Harrison oder Harold Hurrell zählten, 1972, 1977, 1982 und 1997 an der Documenta in Kassel und an mehreren Biennalen teil, unter anderem in Venedig, Brüssel oder Sidney. Es ging ihnen in den 1970er Jahren etwa um Fragen der Produktion von Kunst und einer Verlagerung von „sprachfreien“ Kunstformen, wie Malerei und Skulptur, zu eher theoretisch bestimmten Werken. Mit ihren meist sprachlich-analytischen Schöpfungen strebten sie letztlich eine Entmystifizierung der Kunst an.

Mel Ramsden, der 1944 in Ilkeston in der Grafschaft Derbyshire geboren wurde, studierte von 1961 bis 1963 Kunst am Nottingham College of Art und im Anschluss daran ein Jahr lang am Victorian College of the Arts im australischen Melbourne. 1967 siedelte er nach New York um. Dort gründete er gemeinsam mit Ian Burn und Roger Cutforth die „Society for Theoretical Art and Analysis“. Als sie von der nur kurz zuvor in England gegründeten Gruppe Art & Language erfuhren, kooperierten sie miteinander und verschmolzen zu einer Strömung. Die so erstarkte Bewegung vereinte unterschiedliche Medien und Methoden und stand kritisch dem Kunstbetrieb gegenüber. Es war teilweise Ramsdens Einfluss, der minimale malerische Gesten in die Textbeschreibungen und das theoretische Gerüst einfügte.

Als Art & Language 1972 ihr Projekt „Index 01“, eine Arbeit aus 350 Texttafeln und eines der bekanntesten Werke der Strömung, startete, war Ramsden einer der zentralen Mitwirker. Über die letzten Jahrzehnte sollten nur noch er und Michael Baldwin das Index-Projekt fortführen, obwohl die Gruppe zweitweise 50 Mitglieder umfasste. Baldwin und Ramsden arbeiteten über die vergangenen 47 Jahren gemeinsam weiter und schufen Werke wie die Bilder „Hostage“, „Incidents in a Museum“ oder „Homes from Homes“, die einen persönlichen Einblick in ihre Atelierspraxis oder konzeptuelle Bildnisse berühmter Personen und Politiker gewähren.

Mel Ramsden zog von New York schließlich zurück nach England, wo er sich ein Studio mit seinem Kollegen Baldwin teilte. Nicholas Logsdail, Leiter der Lisson Gallery, schrieb in seinem Nachruf: „Ich traf Mel Ramsden über Michael Baldwin. Ich besuchte sein Atelier und sah seine ‚Secret Paintings‘, monochrome Bilder, die unsichtbare Inhalte zeigten, über die nur ihr Schöpfer Bescheid wusste, daneben ein Textpanel, das das Nicht-Abbilden der schwarzen Leinwand daneben beschrieb.“ Logsdail charakterisierte Ramsden als freundlichen, nachdenklichen und rücksichtsvollen Künstler. Auch der Humor sei bei ihm nicht zu kurz gekommen. So habe Ramsden in scherzhafter Weise während eines Interviews auf die Frage geantwortet, wer welche Teile eines Bildes gemalt habe: „Wenn Michael einen guten Teil malt, male ich ihn aus, wenn ich die guten Teile male, malt er meinen aus.“


31.07.2024

Quelle: Kunstmarkt.com/S. Hoffmann

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