Martin Beck und Sung Tieu im Salzburger Kunstverein | | Martin Beck und Sung Tieu, echo*, 2024 | |
In seiner Sommerausstellung „echo*“ verknüpft der Salzburger Kunstverein Werke von Martin Beck und Sung Tieu. Hierbei treffen laut Kuratorin Mirela Baciak die „Resonanz von Klang auf die Gediegenheit der institutionellen Struktur“. Damit will die seit vergangenem Jahr amtierende Direktorin des Kunstvereins zeitliche und räumliche Kontexte psychologisch und physisch erforschen und Echos nicht nur als auditive, sondern auch als eine historische und kulturelle Erfahrung verstanden wissen. Zentral ist ein kollaboratives Sound Environment aus 28 Lautsprechern, das um Einzelwerke der beiden Kunstschaffenden erweitert wird. Das gemeinsame Sound Environment von Martin Beck und Sung Tieu steht in der Ringgalerie. Die Lautsprecher lassen durch ihre Anordnung einen steten Klangraum zwischen sich abwechselnd zirpenden Grillen, heulenden Windstößen oder dem Brausen eines Gewitters erschallen.
Die deutsch-vietnamesische Künstlerin Sung Tieu ist für ihren Minimalismus kritischen Ansatz bekannt. Sie interessiert sich für die Spannungen zwischen Design und seiner gesellschaftlichen Anwendung. Ihre Installationen offenbaren den Blick auf die unsichtbaren Schichten politischer Erzählungen, die in alltägliche Räume eingewoben sind. So zeigt Sung Tieu in Salzburg etwa digitale Uhren, die sich auf unterschiedliche Zeitzonen beziehen und mit dem weltweiten Auftreten des „Havanna-Syndroms“ in Verbindung stehen: Hier geht es um unspezifische Beschwerden wie Kopfschmerzen oder Übelkeit unbekannter Herkunft bei Menschen, das erstmals in Havanna auffiel, tatsächlich aber ein weltweites Phänomen ist. Ihre neue Arbeit aus der Serie „Newspapers 1969–ongoing“ verbindet Tieu ihre eigene Biographie mit den institutionellen Mechanismen des Kunstvereins. Die Zeitung fungiert als skulpturales und textliches Element, das die Grenzen zwischen Archiviertem und Unmittelbarem, zwischen Faktischem und Imaginärem verwischt.
Der gebürtige Vorarlberger Martin Beck beschäftigt sich mit Prozessen der Bildwerdung, die unser Verständnis von visuellen und auditiven Kulturen erweitern. Zentral für seinen jüngsten Werkkomplex sind elf Schallplatten mit dem Titel „environments“, die zwischen 1969 und 1979 veröffentlicht wurden und als psychoakustische Hilfsmittel zur Steigerung von Produktivität und Wohlbefinden dienten. Der 1963 geborene Künstler hinterfragt diese Behauptungen und richtet den Blick auf die Rhetorik dieser Industrie jener Zeit. Hierauf beziehen sich auch seine vier großformatigen Zeichnungen eines Dickichts von Farnblättern, die sich mit Themen wie Ort, Klang, Aufgaben und Zeit beschäftigen. Weitere Arbeiten greifen in die Cover der Schallplattenserie ein, um die visuellen und verbalen Dimensionen zu betonen, die mit dem paradoxen Druck von Selbstfürsorge und Selbstkontrolle in der zeitgenössischen kapitalistischen Kultur verbunden sind.
Die Ausstellung „Martin Beck, Sung Tieu. echo*“ läuft bis zum 8. September. Der Salzburger Kunstverein hat dienstags bis sonntags von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Salzburger Kunstverein
Hellbrunner Straße 3
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