Grünbaum-Erben erhalten weitere Schiele-Zeichnung zurück | | Wurde an die Erben von Fritz Grünbaum restituiert: Egon Schieles „Sitzender Frauenakt“ von 1918 | |
Seit Jahren streiten die Erben des in der Schoa ermordeten jüdisch-österreichischen Kabarettisten Fritz Grünbaum um die Rückgaben von Teilen seiner ehemaligen Kunstsammlung. Nun übergab die New Yorker Staatsanwaltschaft den Erben eine Zeichnung von Egon Schiele aus dem Jahr 1918. Das Blatt „Sitzender Frauenakt“ befand sich im Besitz der Familie Papanek, die ihrerseits 1940 von den Nazis verfolgt in die USA emigriert war. Ernst und Helene Papanek kauften die Zeichnung 1961 in der New Yorker Kunsthandlung von Otto Kallir, der sie wiederrum 1956 im Auktionshaus Kornfeld in Bern erworben hatte. Im kommenden Herbst soll Schieles „Frauenakt“ in New York bei Christie’s unter den Hammer kommen, wie sämtliche der seit 2022 von den Erben Grünbaums in den USA zurückerstrittenen Kunstwerke.
Die Familie Papanek ist froh, dass die Arbeit an die Erben ihres einstigen Besitzers restituiert werden konnte: „Wir glauben, dass es richtig ist, die Zeichnung zurückzugeben. Wir haben das Glück, dass unsere Familie, einschließlich Helene, Ernst, Gus und Hanna Papanek, dieses Kunstwerk täglich sehen konnte. Die Erfahrung der beiden Familien ist eine weitere Erinnerung an das Böse und die Brutalität des Naziregimes“, so die Familie. Fritz Grünbaums Sammlung umfasste mehrere hundert Kunstwerke, darunter über 80 Arbeiten von Egon Schiele. Grünbaum wurde 1938 nach dem sogenannten Anschluss Österreichs von den Nazis gefangengenommen und musste während seiner Internierung in Dachau eine Vollmacht zugunsten seiner Frau Elisabeth Grünbaum ausstellen, die später gezwungen wurde, seine Kunstsammlung an die Nazis zu übergeben.
Das Ehepaar Grünbaum starb während des Krieges in verschiedenen Konzentrationslagern. Der Verblieb der Sammlung während der Nazi-Zeit ist jedoch nicht restlos geklärt. So konnte Grünbaums Schwägerin Mathilde Lukacs rund hundert Arbeiten in den 1950er Jahren über den Berner Kunshandel verkaufen. Die Grünbaum-Erben fordern auch zwölf Schiele-Werke aus der Albertina und dem Leopold Museum in Wien zurück, die in den Berner Auktionen bei Klipstein & Kornfeld versteigert wurden. Aufgrund des Verkaufs von Grünbaums Schwägerin geht der österreichische Kunstrückgabebeirat davon aus, dass diese Werke in der Verfügungsgewalt der Familie Grünbaum standen und daher kein Entzug während der NS-Zeit vorliegen kann. Das sieht die US-Justiz anders. So wurden bereits im vergangenen Jahr mehrere Schiele-Blätter mit Grünbaum-Provenienz in Museen und Privatsammlungen, darunter im Art Institute of Chicago, dem Museum of Modern Art in New York oder den Carnegie Museums of Pittsburgh, beschlagnahmt und an die Erben Fritz Grünbaums zurückgegeben. |