Dix und die Schweiz in Chur | | Otto Dix, San Gian im Winter, 1938 | |
Das Bündner Kunstmuseum in Chur untersucht derzeit in der Schau „Otto Dix und die Schweiz“ den bisher wenig erforschten Einfluss des Landes auf das künstlerische Schaffen des gebürtigen Thüringers. Da seine Werke unter der NS-Diktatur als „entartet“ galten, malte Dix zwischen 1933 und 1945 vorwiegend Landschaften. Er zog von Dresden an den Bodensee, wo er nahe der Schweizer Grenze lebte. Die Kuratoren Stephan Kunz und Ina Jessen rücken den Blick auf Ende der 1930er Jahre entstandene Werke, als Otto Dix sich für längere Zeit zur Kur im Engadin aufhielt. Das Bild „San Gian im Winter“ aus der Museumssammlung kann somit erstmals in einem größeren Kontext mit weiteren Gemälden und einigen feinen Zeichnungen präsentiert werden, darunter Arbeiten, die noch nie gemeinsam ausgestellt wurden.
Der engagierte Realist Otto Dix verlor 1933 mit der Machtergreifung der Nazis seine Professur an der Kunstakademie in Dresden. Der Maler zog nach Süddeutschland, wandte sich von gesellschaftskritischen Themen ab und einer vordergründig unverfänglichen Landschaftsmalerei zu. Doch reflektierten diese Bilder auf ihre Weise die Verwerfungen und Widersprüche der Zeit, erklären Jessen und Kunz. Es sei auffallend, dass Dix hier in einer altmeisterlichen Art malt, was einen starken Kontrast zu seinem expressionistischen Werk bilde. Die Landschaften gelten als Werke einer „Inneren Emigration“ und verdeutlichen mit der ihnen innewohnenden Leere ein Unbehagen an der Zeit.
Die Schweiz ist gerade in den 1930er Jahren ein wichtiger Referenzpunkt in Otto Dix’ malerischem wie zeichnerischem Werk. Seine künstlerischen und biografischen Verbindungen in die Alpenrepublik wurden bisher aber wenig beachtet. „Du solltest doch mal auf einen Gletscher oder bis zu einem Gletscher gehen, es ist schon ein großes urweltliches Erlebnis, und wer im Anblick dieser großen Gewalten nicht an das Schicksal oder an Gott glaubt, dem ist nicht mehr zu helfen. Eine kleine Drehung der Erdachse für 1000 Jahre, und das Land, das uns jetzt reich entgegenblüht, sieht so aus wie diese Eiswelt“, resümierte Otto Dix 1943 über die Schweizer Bergwelt. Das macht die Ausstellung mit Werken wie dem Bernina-Gletscher im Engadin oder der winterlich verschneiten Kirche San Gian bei Celerina mit hoch aufragenden Bergen im Nebeldunst deutlich.
Die Ausstellung „Otto Dix und die Schweiz“ ist bis zum 27. Oktober zu sehen. Das Bündner Kunstmuseum hat dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 15 Franken, ermäßigt 12 Franken; für Jugendliche bis 16 Jahre ist er frei.
Bündner Kunstmuseum Chur
Bahnhofstrasse 35
CH-7000 Chur
Telefon: +41 (0)81 – 257 28 70 |