Wandgemälde von Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht freigelegt | | Die freigelegte Wandgestaltung von Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht aus dem Jahr 1976 im Plauener Rathaus | |
Am Neuen Rathaus in Plauen ist ein DDR-Wandbild von Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht nun wieder zu sehen. Das 1976 im Eingangsbereich des Rathauses eingeweihte Werk war bereits elf Jahre später zugemauert worden. Bis heute wusste nur noch Eingeweihte von seiner Existenz. Nun erstrahlt das 250 Quadratmeter große Bild nach einer aufwändigen Restaurierung in neuem Glanz. Damit ist auch ein bemerkenswertes Beispiel für Kunst am Bau in der ehemaligen DDR wieder sichtbar. Philip Kurz, Geschäftsführer der Wüstenrot Stiftung, die die Freilegung gemeinsam mit der Stadt Plauen angestoßen hat, erklärt, es sei von größter Wichtigkeit, dass möglichst vielen Menschen bewusst wird, dass in der DDR große kulturelle Leistungen vollbracht wurden. „Das Werk von Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht ist wirklich eine Besonderheit“, so Kurz. „Weil es nicht figürlich ist, weil es nicht ein sozialistisches Menschenbild zeigt, weil es keine Kulturpolitik ist – sondern weil es ein abstraktes Werk ist, das eigentlich rausfällt aus dieser DDR-Kunst-Debatte.“ Die für die Freilegung nötigen Kosten in Höhe von 165.000 Euro wären von der Stadt allein nicht zu stemmen gewesen. „Nur durch das Engagement der Wüstenrot Stiftung ist es möglich geworden, dass wir ein so bedeutendes Kunstwerk hier in unserer Stadt unser Eigen nennen dürfen“, bedankt sich Oberbürgermeister Steffen Zenner.
Die verstorbenen Künstler hinter dem Wandbild, Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht, waren Pioniere in der Gestaltung von öffentlichen Bauprojekten. Beide entwickelten ein pneumatisches Beschichtungssystem sowie ein serielles Formsteinsystem, das es ihnen ermöglichte, buntfarbige Betonarbeiten in großen Formaten herzustellen. Kracht war zudem von 1986 bis 2004 Vorsitzender der Produktionsgenossenschaft „Kunst am Bau“ in Dresden. Ob ihr Gemeinschaftswerk in Plauen noch zu DDR-Zeiten hinter einer Sandsteinverschalung verschwand, weil es schon damals ein Sanierungsfall war oder weil es aufgrund seines abstrakten Erscheinungsbildes nicht dem Reglement des sozialistischen Realismus folgte, ist unklar. Für Philip Kurz von der Wüstenrot Stiftung steht jedenfalls fest: „Kunst muss sichtbar sein, wenn man sich mit ihr auseinandersetzen will. Das gilt auch für Kunst, die in der DDR entstanden ist. Trotzdem sind bis heute viele Werke hoher Qualität noch zugedeckt, vernachlässigt oder einfach irgendwo eingelagert“. Wie eindrucksvoll dies geändert werden kann, hat man in Plauen bewiesen. |