Erinnerung an Otto van de Loo in der Pinakothek der Moderne | | in der Ausstellung „Die Welt kann nur durch uns enttrümmert werden: Der Galerist und Sammler Otto van de Loo“ | |
Anlässlich seines 100. Geburtstags würdigt die Pinakothek der Moderne in München das Wirken Otto van de Loos. Der Galerist zählte zu den wichtigsten Impulsgebern eines progressiven Ausstellungsprogramms in München. Seine Räume waren einer der wenigen Orte für aktuelle künstlerische Tendenzen in der konservativen Bayern-Metropole. Nicht selten eckte er mit seinen Präsentationen an und rief beim Publikum Empörung hervor. Die Ausstellung in der Pinakothek der Moderne zeichnet van de Loos Tätigkeit nach, der in den „Gegenbildern zur sichtbaren Welt“ eine produktive Kraft sah und diese auf verschiedenen Ebenen vermittelte. Anhand von Werken wichtiger Wegbegleiterinnen und -begleiter seiner 40jährigen Tätigkeit als Galerist, Mäzen und Sammler macht sie Otto van de Loos Anliegen erfahrbar, Kunst zu fördern, die das Wesenhafte und Existenzielle des menschlichen Daseins und damit die Freiheit der Kunst als Motor für eine offene Gesellschaft ins Blickfeld rückt.
1957 eröffnete Otto van de Loo seine Galerieräume in der Münchner Maximilianstraße und stellte hier Künstler*innen vor, deren Werke von spielerischen Elementen geprägt waren und die eine provokante Haltung gegenüber einer glatten Ästhetik der Kunstwerke einnahmen. Die im selben Jahr in München gegründete avantgardistische Künstlergruppe SPUR mit Lothar Fischer, Heimrad Prem, Helmut Sturm und Hans Peter Zimmer war eng mit der Galerie verbunden, ebenso Asger Jorn und weitere CoBrA-Mitglieder. Gemeinsam positionierten sie sich gegen das konventionelle Kunstverständnis und den Kunstbetrieb im Nachkriegsdeutschland. Neben der Malerei rückten Aktionen und Gemeinschaftsprojekte in den Fokus der Galerietätigkeit. Sein internationales Netzwerk erweiterte Otto van de Loo etwa um den Spanier Antonio Saura, die Schweizerin Miriam Cahn, den Italiener Pinot Gallizio oder die Ungarin Judit Reigl. Auch in der Arbeit mit Kindern sah er eine Möglichkeit, eine offene und freie Gesellschaft zu fördern, und gründete 1970 dazu das „Kinderforum Van de Loo“, das bis heute mit einem vielfältigen Programm die freie Kreativität fördert.
So hat Kuratorin Verena Hein in Zusammenarbeit mit Selima Niggl von der Stiftung van de Loo das Kinderforum, das von Kindern und Jugendlichen kreativ gestaltet wurde, in der Mitte des Ausstellungsraumes in einem spielerisch bunten Bereich platziert. Humorvoll ist Asger Jorns menschliches Antlitz „Papiernase“ von 1956: Collagenartig hebt sich der Kopf vom farbigen Untergrund ab, die namensgebende „Papiernase“ sitzt prominent im Gesicht und ist schwungvoll schwarz übermalt, um die Gesichtszüge anzudeuten. Zwei Jahre später schuf Jorn dann ein Portrait des Galeristen, das ebenso spielerisch-kindlich das Konterfei Otto van der Loos in einem pastosen Farbbrei aufgehen lässt. In eine gestisch-abstrakte Sprache tendieren dann etwa Maurice Wyckaerts „Carte de l’Europe“ von 1963 oder Helmut Riegers „Bildnis eines Irrgärtners“ von 1964.
Die Ausstellung „Die Welt kann nur durch uns enttrümmert werden: Der Galerist und Sammler Otto van de Loo“ läuft bis zum 8. September. Die Pinakothek der Moderne hat dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt regulär 10 Euro, ermäßigt 7 Euro, am Sonntag 1 Euro. Für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren ist er kostenlos. Die Begleitpublikation kostet 19,80 Euro.
Pinakothek der Moderne
Barer Straße 40
D-80333 München
Telefon: +49 (0)89 – 23 805 360 |