Galeristin Adelheid Hoffmann gestorbenAdelheid Hoffmann ist tot. Die im hessischen Friedberg ansässige Galeristin starb am vergangenen Freitag im Alter von 83 Jahren. Darüber hat zuerst die FAZ berichtet. Ihre 1967 mit ihrem Lebenspartner Hans-Jürgen Slusallek zunächst in Frankfurt gegründete „Galerie & Edition Hoffmann“ gehörte zu den wichtigsten deutschen Institutionen für die Strömungen der konstruktivistischen, konkreten, systematischen und experimentellen Kunst von der Zeit des Bauhauses bis zur Gegenwart. In ihren Räumen fanden seit mehr als 50 Jahren, ab 1974 in der Görbelheimer Mühle in Friedberg Ausstellungen in enger Kooperation mit renommierten Künstler*innen aus Ost- und Westeuropa wie auch aus Japan und Amerika statt, ergänzt um Editionen. Hoffmann verstand ihren Verlag als Dokumentation konstruktiv-konkreter Kunst und publizierte etwa Mappenwerke, Multiples und Einzelwerke.
Erst vor wenigen Wochen war eine Auswahl an Drucken, Möbeln und Objekten aus dem 57jährigen Galerieprogramm in den Räumen der Billerbecker Kolvenburg zu sehen. Am 30. Juni endete die dortige Ausstellung „Kolvenburg konkret“, wo in geometrischer, spielerischer Klarheit Werke von Lars Englund, Anett Frontzek, Rupprecht Geiger, Heijo Hangen, Yvonne Möller, Mehdi Moutashar, Aurélie Nemours, Gerrit Rietveld, Henryk Stazewski oder Friedhelm Tschentscher versammelt waren. Adelheid Hoffmann vertrat weitere bekannte Kunstschaffende der geometrischen Abstraktion, darunter Leon Polk Smith, Richard Paul Lohse, Anna Béöthy-Steiner, Jan Kubicek, Walter Dexel, Dóra Maurer, Klaus Staudt, Hermann Glöckner, Jan van Munster, Yoko Terauchi oder den 2023 verstorbenen Kunibert Fritz. Mit diesen Namen gelang es der Galeristin und Verlegerin, den Ort Friedberg zu einem internationalen Zentrum der konstruktiv-konkreten Kunst zu machen. Für die Förderung und Vermittlung gerade osteuropäischer Kunst erhielten Adelheid Hoffmann und Hans-Jürgen Slusallek 1994 den Hessischen Kulturpreis.
Bis September sind aktuell noch Objekte, die der Welt der Klänge und des Lichts verpflichtet sind, in Hoffmanns größerer Ausstellungshalle im Friedberger Stadtteil Ossenheim zu sehen. Julius Stahl verbindet seine Kunstwerke über das Phänomen der Resonanz: Elektronisch erzeugte Klänge werden auf Objekte übertragen und erzeugen neue Zugänge zum Klang. Klang enthält die Idee der Bewegung, da er sich in Wellenform ausbreitet und akustische Räume formt, die über die Verbindung mit Objekten entstehen. In Görbelheimer Mühle treten bis November die konkret-konstruktiven Arbeiten von Max Herrmann Mahlmann in Schwarz-Weiß und von Gudrun Piper in Farbe in einen feinsinnigen Dialog.
Eine ihrer letzten Ausstellungen überschrieb Adelheid Hoffmann mit „Raritäten“ und präsentierte mit Gedrucktem, Grafiken, Multiples, Plakaten, Mappenwerken, Künstler*innen-Büchern bis Mitte Juni einen Überblick über den eigenen Editionsbestand. Die Schau scheint fast ein Abgesang und eine Verabschiedung gewesen zu sein. Denn wie Hoffmann selbst schrieb, war sie auf der Suche nach kostbaren Einzelstücken – fast vergessen, fast verschollen, von Künstler*innen, die mit der Galerie persönlich verbunden sind und waren, aus dem eigenen Bestand. Damit sollte es einfach werden, die Ausstellungsstücke zusammen zu stellen. „Aber denkste! Wir haben uns in die eigene Tasche gelogen“. Es sei viel umfangreicher und schwieriger als je gedacht. Das Ziel: die Rarität – bleibt, aber sie ist, wie sich zeigt, nicht nur die Eine. Die Ausstellung sei enorm angewachsen. Es fehle der Platz. Man bräuchte ein großes Museum, eine Bibliothek oder eine Institution mit vielen freien Wänden, sinnierte resümierend die Galeristin. Wegen des Tods von Adelheid Hoffmann ist die Galerie nun bis zum 24. August geschlossen. |