Trauer um Elisabeth Leopold  |  | Die österreichische Sammlerin Elisabeth Leopold ist gestorben | |
Elisabeth Leopold, Mitbegründerin des Leopold Museums in Wien, ist tot. Wie das Haus mitteilte, sei sie am Mittwoch im Alter von 98 Jahren im Kreise ihrer Familie friedlich eingeschlafen. „Mit tiefer Betroffenheit habe ich vernommen, dass Elisabeth Leopold von uns gegangen ist. Ihr Tod bedeutet für die österreichische Kunst- und Kulturwelt einen schweren Verlust“, so Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museums. Elisabeth Leopold war seit der Gründung der Stiftung 1994 Mitglied des Kuratoriums, aus dem sie sich erst 2022 zurückzog. Für das Museum kuratierte sie unter anderem 2006 die Ausstellung „Körper, Gesicht & Seele. Frauenbilder vom 16. bis zum 20. Jahrhundert“, 2009 „Ernst Barlach und Käthe Kollwitz“ oder gemeinsam mit Franz Smola 2016 „Zauber der Landschaft. Von Waldmüller bis Boeckl“.
Auch Andrea Mayer, österreichische Staatssekretärin für Kunst und Kultur, äußerte sich betroffen zum Tod der Sammlerin und Kuratorin: „Elisabeth Leopold galt, gemeinsam mit ihrem Ehemann Rudolf, als eine zentrale Figur des österreichischen Kunstbetriebs. Ihrem großen Engagement und ihrer Liebe zur Kunst ist es zu verdanken, dass ihre herausragende Sammlung zur klassischen österreichischen Moderne - mit Hingabe über Jahrzehnte hinweg aufgebaut - zu einem festen und bedeutenden kulturellen Erbe unseres Landes wurde. Mit ihrem Vermächtnis prägt sie nachhaltig die österreichische Museumslandschaft, und ihr Wirken wird in den einzigartigen Kunstwerken weiterleben.“
Geboren am 3. März 1926 in finanziell bescheidenen Verhältnissen in Wien, studierte Elisabeth Leopold ab 1945 an der dortigen Universität Medizin und wurde Augenärztin. Hier lernte sie ihren Studienkollegen Rudolf Leopold kennen und heiratete ihn 1953. Gemeinsam mit ihrem 2010 verstorbenen Mann teilte sie das Interesse für Musik und Kunst und baute eine umfangreiche Sammlung auf, die bedeutende Werke der österreichischen Malerei vom späten 19. bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts umfasst. Rudolf Leopold erkannte als einer der Ersten die Bedeutung des damals fast vergessenen Egon Schiele und konnte bis in die 1950er Jahre mehrere seiner Werke zu relativ günstigen Preisen erwerben. Daneben umfasst ihre Sammlung Arbeiten von Herbert Boeckl, Josef Dobrowsky, Albin Egger-Lienz, Richard Gerstl, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Anton Kolig oder Alfons Walde und kunsthandwerkliche Stücke der Wiener Werkstätte, etwa von Josef Hoffmann oder Koloman Moser, oder von Otto Wagner und Adolf Loos. Bei der Gründung der Leopold Museum-Privatstiftung im Jahr 1994 hatte das Sammlerpaar bereits über 5.200 Kunstwerke zusammengetragen.
2017 wurde Elisabeth Leopold vom damaligen Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien verliehen. In diesem Jahr erhielt sie zudem das Österreichische Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst. 2022 überreichte ihr die niederösterreichische Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner das Große Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich. Elisabeth Leopold galt als schlagfertige Frau, die klare Worte schätzte, aber auch einen Sinn für Humor hatte. Zum zwanzigjährigen Jubiläum des Leopold Museums resümierte sie: „Ich wünsche mir vor allem, dass über meinen Tod hinaus die Vision von Rudolf Leopold erhalten bleibt, der großen Kunst in Österreich und ihrer Geschichte in diesem Haus ein bleibendes Denkmal zu setzen“. |