20 Jahre nach dem Feuer: Anna Amalia Bibliothek geht neue Wege | | Ein Feuer hat vor 20 Jahren die Anna Amalia Bibliothek in Weimar zerstört | |
Am 2. September 2004 löste ein defektes Kabel einen verheerenden Brand in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar aus. Mit dem Projekt „Future Memory“ verfolgt die Institution bis 2028 drei zentrale Ziele: „Sammlungen entdecken“ will die Bestände der Bibliothek über einen digitalen Suchraum und ausgewählte Kernsammlungen zugänglich machen und damit die Bibliothek als umfassendes Medienarchiv erschließen. Der Suchraum umfasst knapp fünf Millionen Titel, darunter gedruckte und elektronische Bücher, Karten, Atlanten, Musikalien und Handschriften. „Originale erhalten“ widmet sich der Bewahrung des kulturellen Erbes durch neu entwickelte Verfahren und Projekte, die den Zugang zu diesen wichtigen Überlieferungen sichern. Mehr als 1,1 Millionen Blätter wurden bereits restauriert, unterstützt durch wissenschaftliche Kooperationen, die auch neue Verfahren wie den Einsatz von Nanozellulose entwickelt haben. Nach Abschluss der Arbeiten sollen 1,5 Millionen Seiten wiederhergestellt und nutzbar sein. Zudem fördert die Bibliothek den Wissenstransfer an Studierende und Restaurator*innen durch eine Lehrwerkstatt und Fortbildungen. „Zeitzeugen berichten“ archiviert Erinnerungen an den Brand und schafft so ein Archiv für die Zukunft, das Orientierung und Einblicke in die Lebenswelten der Betroffenen bietet.
Nach dem Kabelbrand, der im Dachstuhl der Herzogin Anna Amalia Bibliothek ausbrach, war das Gebäude in weiten Teilen zerstört. Das Feuer vernichtete unter anderem den berühmten Rokokosaal, zahlreiche Gemälde, Büsten, Handschriften und Bücher. Die damalige Kulturstaatsministerin Christina Weiss sprach von einer „nationalen Kulturkatastrophe“. Bürgerinnen und Bürger halfen bei der Rettung beschädigter Bücher und sammelten Geld für die Restaurierung und den Wiederaufbau des Gebäudes. 2007 konnte der historische Bau wieder eröffnet werden. Neu entwickelte Restaurierungstechniken ermöglichten es, Bücher, die als verloren galten, zu rekonstruieren und als sogenannte „Aschebücher“ in den Bestand der Bibliothek zurückzuführen. Dennoch sind 50.000 Bücher gänzlich verloren. 118.000 Bücher wurden beschädigt geborgen und sind zum größten Teil bereits restauriert. 25.000 aus dem Brandschutt geborgene „Aschebücher“ und damit rund 7 Millionen Blatt sind oft nur fragmentarisch erhalten. Bis heute gibt es Fragmente, die noch identifiziert werden müssen.
Zum 20. Jahrestag hat Anna Talens im Rokokosaal und im Studienzentrum der Bibliothek die zweiteilige Intervention „Ars Ignis. Die Poesie der Zerstörung“ entwickelt, die den Brand und das Thema Zerstörung und Wissen ästhetisch reflektiert. Ergänzend dazu finden szenische Lesungen internationaler Autor*innen statt, darunter Daniela Danz, Volha Hapeyeva und Alberto Manguel, vorgetragen von Steve Karier. Grundlage der Lesungen sind ausgewählte Fragmente aus den restaurierten Aschebüchern. Zwei aktuelle Produktionen des MDR erinnern an den verheerenden Bibliotheksbrand: die TV-Dokumentation „Die Bibliothek brennt – 20 Jahre nach der Tragödie von Weimar“ und der Podcast „Bücher in Asche. Der Brand der Anna Amalia Bibliothek“ lassen Menschen zu Wort kommen, die das Ereignis miterlebt haben. Beide Produktionen sind in der Mediathek und Audiothek der ARD abrufbar. |