Kassel präsentiert erstmals Melvin Edwards | | in der Ausstellung „Melvin Edwards. Some Bright Morning“ | |
Das Fridericianum in Kassel widmet Melvin Edwards unter dem Titel „Some Bright Morning“ die erste Einzelausstellung in Europa. Der 1937 in Houston geborene Bildhauer und Grafiker arbeitet mit abstrakten Formen, die in Kassel an mehr als 50 Exponaten aus der Zeit von 1970 bis 2019 sichtbar werden und etwa Wandobjekte wie die „Lynch Fragments“, Stacheldrahtinstallationen, freistehende Skulpturen und Papierarbeiten umfassen. Laut den Kurator*innen Luise von Nobbe und Moritz Wesseler sei Melvins Kunst mit dem historischen Kontext der Bürgerrechtsbewegung in den USA der 1950er und 1960er Jahre verbunden. Seine Arbeiten könnten als Ausdruck eines politischen Engagements verstanden werden, der sich als Protest gegen Ungerechtigkeit versteht, und seien damit auch auf andere Orte in der Welt übertragbar.
Melvin Edwards, der in Texas und Ohio aufwuchs, durchlebte noch die Zeit der Rassentrennung in den USA. 1955 zog er nach Kalifornien und studierte Kunst mit dem Schwerpunkt Malerei an der University of Southern California. Schließlich war es die Skulptur, die den Künstler begeisterte. 1960 erlernte Edwards das Schweißen, das seine zentrale künstlerische Produktionstechnik wurde. 1963 fand er die für ihn typische Formensprache, die sich in der Serie der „Lynch Fragments“ verdichtet: kleine reliefartige Wandobjekte aus unterschiedlichen Metallresten, flachen Platten, einer Kette und einem röhrenförmigen Element, die Edwards zusammenschweißte. Durch die spitzen, klingenartigen Dreiecksformen, die Rohheit und Schwere des Materials sowie die groben Spuren des Schweißens haben diese Arbeiten eine gewisse industrielle Anmutung. Diese Serie prägte sein Schaffen von 1967 bis 1972 und von 1974 bis 1977.
Edwards bezieht sich in den Titeln seiner Arbeiten und in seinem Sprachgebrauch auf historische Ereignisse, Orte oder Personen, etwa bei „Some Bright Morning“: Das Wandobjekt von 1963 bezieht sich auf eine Episode aus Ralph Ginzburgs 1962 erschienenen Publikation „100 Years of Lynchings“, die die Selbstverteidigung einer schwarzen Familie gegen rassistisch motivierte Gewalt dokumentiert. 1967 zog Melvin Edwards nach New York und erkundete neue kreative Wege, indem er Stacheldraht als Arbeitsmittel nutzte. 1970 bespielte er als erster afroamerikanischer Künstler Räume im Whitney Museum of American Art in New York. Hier bezog er sich auf die Minimal Art und spannte etwa in „Corner for Ana“ 40 Stacheldrähte zwischen zwei im 90 Grad Winkel zueinander stehenden Wänden. Von den Stacheldrahtinstallationen ist in Kassel „Look through minds mirror distance and measure time“ von 1970 zu sehen. Besitzt Stacheldraht von Natur aus eine gewisse Aggressivität, weisen die Arbeiten auf Papier eine andere Atmosphäre auf. Intensive leuchtende Farben wandeln manchmal wie Ornamente über das Papier. Als Schablonen dienen Edwards auch hier Stacheldrähte, Ketten und Gitter, die jedoch anstelle von Bedrohung eher eine fröhliche Anmutung vermitteln.
Die Ausstellung „Melvin Edwards. Some Bright Morning“ läuft bis zum 12. Januar 2025. Das Fridericianum hat dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 6 Euro, ermäßigt 4 Euro. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren erhalten freien Zutritt, ebenso alle Besucher am Mittwoch.
Museum Fridericianum
Friedrichsplatz 18
D-34117 Kassel
Telefon: +49 (0)561 – 70 72 720 |