Frankfurter Galerien starten in die Herbstsaison | | Kubra Khademi, Untitled – Diptyque 02 (Bread, Work, Freedom), 2024 | |
Die Frankfurter Galerieszene lädt am kommenden Wochenende nach der Sommerpause zum 30. Saisonstart der Galerien. Die Veranstaltung wird seit 2019 von der Agentur Frankfurt Art Experience ausgerichtet. Zur Jubiläumsausgabe haben sich 38 Galerien und 15 Offspaces zusammengeschlossen und öffnen über das Wochenende ihre Türen. Malerei, Bildhauerei und Fotografie sind dabei ebenso vertreten wie Videokunst und Performance. Gut ein Fünftel der gezeigten Positionen stammt aus den Akademien der Rhein-Main-Region. Dazu zählen etwa Friederike Walter und Anja Hantelmann, die beide an der HfG Offenbach studierten und deren Malereien in der Galerie Maurer und in der Galerie das Bilderhaus zu sehen sind. Die Galerie Bärbel Grässlin richtet Jana Schröder bereits die dritte Personale aus. Hierfür schuf die 1983 geborene Künstlerin neue Gemälde und setzt in ihnen die malerische Oberfläche mit einer Vielzahl von Zeichen in Bewegung: lange Linien mit Intervallen besonders satter Farben, geschlossene, durchscheinende Formen und scheinbar unbewusste Kritzeleien sind Charakteristika ihrer Kunst.
In der Galerie Hanna Bekker vom Rath feiert mit der Expressionistin Maria von Heider-Schweinitz eine fast vergessene Frankfurter Position der klassischen Moderne ihren großen Auftritt. Nach ihrer Heirat und der Geburt ihrer drei Kinder studierte Heider-Schweinitz zunächst von 1925 bis 1929 Bildhauerei an der Städelschule bei Richard Scheibe, bevor sie sich 1932 ganz der Malerei verschrieb. Zeitlebens von Karl Schmidt-Rottluff beeinflusst, mit dem sie eine tiefe Freundschaft verband, schuf sie ein umfassendes Werk, das jedoch zunächst einem Berufsverbot und dann den Frankfurter Bombennächten zum Opfer fiel. Nun sind ihre eindrücklichen, pastosen wie farbgewaltigen Arbeiten wieder in einer kommerziellen Galerie versammelt. Global wird es bei Heike Strelow, wo der venezolanische Künstler Starsky Brines mit seinen Gemälden und Papierarbeiten in eine Welt entführt, die das schillernd-nostalgische Flair von Jahrmärkten und Vergnügungsparks einfängt, aber auch deren düstere Züge durchscheinen lässt. Die 1989 in der afghanischen Hauptstadt Kabul geborene und seit 2015 im Exil in Paris lebende Künstlerin, Performerin und Aktivistin Kubra Khademi feiert bei Anita Beckers in Zeichnungen und Malerei auf Papier den weiblichen Körper, den sie in all seinen Facetten darstellt.
Im Bahnhofsviertel sieht man bei Kai Middendorf teils noch nie präsentierte Fotografien von Romy Schneider, die Helga Kneidl 1973 in Paris aufgenommen hat. Ergänzt werden diese durch einfühlsame Porträts von Schauspielerinnen und Schauspielern. Bekannt wurde Helga Kneidl durch ihr Wirken als Theaterfotografin an der Schaubühne Berlin und am Hamburger Schauspielhaus. In der Nachbarschaft hat die Galerie von Jean-Claude Maier unter dem Titel „Power Play“ eine Doppelschau zusammengestellt, die eine neue Serie von abstrakten Gemälden Theo Altenbergs mit der skulpturalen Installation „Hype Machine“ von Faina Yunusova kontrastiert. Die 1991 in Usbekistan geborene Künstlerin, die meist Konstrukte von Identität und Tradition hinterfragt, wurde an der HfG in Offenbach ausgebildet.
In der Galerie Raphael entführt der japanische Künstler Takashi Murakami in seinem grafischen Werk, das traditionelle japanische Kunst mit modernen PopArt-Elementen verschmilzt, in eine Welt voller Farben und Fantasie. Im 1822-Forum der Frankfurter Sparkasse untersucht Cyril Tyrone Hübscher die Entwicklung der Frankfurter Skyline mit einem Schwerpunkt auf US-amerikanische Einflüsse. Seine Arbeiten sind nicht nur eine historische städtebauliche Analyse, sondern auch ein persönlicher Blick auf die Stadt, in der der Schweizer Absolvent der Städelschule seit zwei Jahren lebt und arbeitet. Die Künstlerinnen Seongsin Lee und Elisa Deutloff haben für ihre Ausstellung im Saasfee*Pavillon eine interaktive Installation und Performances entwickelt, die sich mit parasozialen Beziehungen auseinandersetzen. Multimedia und experimentell arbeitet das „Center For Planetary Self Defense“ des Künstlerduos von Mathias Kessler und Jakob S. Boeskov, das in seiner Präsentation unter anderem die Skulptur „Orgon Device“ zeigt. Sie wurde von den Künstlern während des Weltwirtschaftsforums in Davos in den schneebedeckten Bergen installiert.
Zum Saisonstart öffnen die Galerien am 6. September von 18 bis 22 Uhr, am 7. und 8. September von 11 bis 18 Uhr. Das vollständige Programm, etwa zu den Art-Walks durch die Ausstellungsräume, ist unter www.frankfurtexperience.art abrufbar. |