Pauli-Preis für Gabriele Stötzer | | Gabriele Stötzer ist Gewinnerin des Pauli-Preises 2024 | |
Gabriele Stötzer erhält den mit 30.000 Euro dotierten Pauli-Preis der Kunsthalle Bremen, ehemals „Kunstpreis der Böttcherstraße“. Vorgeschlagen von Hilke Wagner, Direktorin des Albertinums in Dresden, könnte sich die 1953 in Emleben bei Gotha geborene Schriftstellerin und Künstlerin gegen sieben weitere Nominierte mit ihrem „reichhaltigen Lebenswerk“ durchsetzen, das besondere Beachtung verdient. Die Jury lobte die Vielfältigkeit ihrer Aktivitäten von Fotografie, Performance, Malerei und Objektkunst im Kontext feministischer Selbsterkundung, die auch für das Preisvergabegremium eine Entdeckung waren. Besonders ihr Wirken im Osten Deutschlands während der Teilung habe die Jury beeindruckt, zudem wie Stötzer diese künstlerische Handschrift bis heute fortschreibe.
In der Jurybegründung heißt es weiter: „Sie durchbricht mit ihrem Werk, in dem häufig ihr eigener weiblicher Körper inszeniert wird, sowohl politische wie gesellschaftliche Grenzen und schafft beeindruckende Kunst von großer Widerständigkeit. Ihr Wirkungsort ist seit vielen Jahrzehnten Erfurt, eine Stadt im Osten Deutschlands, deren reiche Kunstszene es im Gegensatz zu Städten wie Leipzig und Dresden noch zu entdecken gilt. Ohne direkten Kontakt zum Westen hat Gabriele Stötzer in Erfurt Arbeiten entwickelt, die zuerst im kleinen Kreis der sogenannten ‚Wohnungsausstellungen‘ zu sehen waren und nach der Wende einem größeren Publikum vorgestellt werden konnte. Die Verleihung des Pauli-Preises 2024 an Gabriele Stötzer soll ihre Sichtbarkeit weiter unterstützen.“
Gabriele Stötzer hat seit den 1970er Jahren ein wichtiges Werk vorgelegt, das sich nachhaltig und kritisch mit Geschlechterrollen und kulturellen Normen auseinandersetzt. Ihr künstlerisches Schaffen, das den weiblichen Körper als Ausgangspunkt nimmt, widersetzte sich den Repressionen des DDR-Regimes. Eine einjährige Haftstrafe wegen Staatsverleumdung im Frauengefängnis Hoheneck prägte dabei ihr Werk maßgeblich. In Arbeiten, wie dem Gemäldezyklus „Aus der Isolierung nach dem Knast“ aus dem Jahr 1978, hat sie ihre Erfahrungen während der Haftzeit verarbeitet.
Seit diesem Jahr heißt der Kunstpreis der Böttcherstraße nun Pauli-Preis und erinnert an Gustav Pauli, den ersten wissenschaftlichen Direktor der Kunsthalle Bremen, der sich für die Idee eines modernen Museums und einer demokratischen Institution einsetzte, die in der Gegenwart verankert ist und allen Bevölkerungsschichten offensteht. Der Name Pauli symbolisiert Fortschritt und eine mutige Sammlungspolitik, an die der Kunstpreis nun anknüpft. Die Preisverleihung an Gabriele Stötzer findet am 17. September statt. Ihre Werke sowie die der weiteren nominierten Künstler*innen Katrin Brause (auch Katrin Heichel), Benjamin Hirte, Christof John, Annika Kahrs, Marcus Neufanger, Cemile Sahin und Jenna Sutela sind noch bis zum 13. Oktober in der Kunsthalle zu sehen.
Die Ausstellung „Pauli-Preis 2024“ hat bis zum 13. Oktober mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr, dienstags zusätzlich bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 5 Euro. Für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre sowie für Mitglieder des Kunstvereins Bremen ist er frei.
Kunsthalle Bremen
Am Wall 207
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