Brasiliens Moderne in Bern | | Tarsila do Amaral, O lago, 1928 | |
Erstmals in der Schweiz bietet die am Samstag eröffnete Ausstellung „Brasil Brasil! Aufbruch in die Moderne“ einen umfassenden Einblick in die moderne Kunst Brasiliens. Die Präsentation im Zentrum Paul Klee in Bern versammelt Werke von zehn brasilianischen Künstler*innen aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die bisher kaum in europäischen Ausstellungen und Sammlungen vertreten waren, darunter von Geraldo de Barros, Flávio de Carvalho, Djanira da Motta e Silva, Vicente do Rego Monteiro, Lasar Segall und Alfredo Volpi. Die Kuratorinnen Fabienne Eggelhöfer und Roberta Saraiva Coutinho haben deren Gemälde durch Fotografien, Filme und Hörstationen ergänzt, die einen Zugang zu den wichtigsten Errungenschaften Brasiliens in den Bereichen Literatur, Musik, Design und Architektur vermitteln.
Wie die europäische Avantgarde strebten auch die brasilianischen Künstler*innen danach, den klassischen Kunstkanon des 19. Jahrhunderts zu überwinden und sich von der künstlerischen Tradition der portugiesischen Kolonialmacht zu lösen. Sie suchten den Austausch mit ihren europäischen Zeitgenossen, und viele reisten nach Europa, wie Anita Malfatti nach Berlin oder Tarsila do Amaral und Candido Portinari nach Paris. Die dortigen Kunstströmungen wie Expressionismus, Futurismus und Kubismus beeinflussten ihre Werke. Zurück in Brasilien setzten sie auf eine moderne brasilianische Kunst, die indigene und afrobrasilianische Traditionen aufgriff und oft idealisierte. Rubem Valentim, ein afrobrasilianischer Künstler, integrierte in seine Kompositionen Symbole wie Pfeil, Dreieck, Kreis und Axt, die in den religiösen Ritualen des Candomblé verankert sind. Diese Symbole finden sich auch in einem titellosen Gemälde aus dem Jahr 1962 wieder, wo sie in komplementären und teilweise grellen Farben aufgetragen sind. Damit gelingt es Valentim, die aus kolonialer Sicht als brasilianische Folklore geltenden Symbole in eine universelle, moderne Bildsprache zu transformieren.
Die Ausstellung „Brasil! Brasil! Aufbruch in die Moderne“ läuft bis zum 5. Januar 2025. Das Zentrum Paul Klee ist dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 20 Franken, ermäßigt 18, 10 bzw. 7 Franken. Der begleitende Katalog kostet 48 Euro und ist auch in englischer Sprache erhältlich.
Zentrum Paul Klee
Monument im Fruchtland 3
CH-3006 Bern
Telefon: +41 (0)31 – 359 01 01 |