Mariechen Danz in der Berlinischen Galerie | | in der Ausstellung „Mariechen Danz. edge out“ | |
Für ihre herausragende künstlerische Position an der Schnittstelle von Kunst, Wissenschaft und Technik hat Mariechen Danz am Mittwochabend in Berlin den GASAG Kunstpreis 2024 erhalten. Dies nimmt die Berlinische Galerie nun zum Anlass, der 1980 in Dublin geborenen Künstlerin die Ausstellung „edge out“ zu widmen. Dazu hat Danz in der Eingangshalle der Berlinischen Galerie eine Gesamtinstallation geschaffen, in der sie durch skulpturale Eingriffe den Boden und die Wände miteinander verbindet. Die in Berlin und Dublin lebende Künstlerin greift dabei auf ihre reiche Bildsprache aus Kartografie, Geologie, Technologie, Biologie, Anatomie und Astronomie zurück, die sie über Jahre hinweg in Skulpturen, Performances und Videos entwickelt hat, besonders auf Darstellungen und Abformungen von Organen und Bausteinen des menschlichen Körpers, von Herz, Niere, Gehirn, Lunge, Knochen oder Darm. Sie tauchen in der Ausstellung mal als eingeprägte Negativform in Ziegelsteinen, mal als in Kunstharz gegossene skulpturale Formen, schwebend im Raum, als grafische Darstellungen oder als Schattenspiele an den Wänden auf, die von Mustern auf durchlöcherten Metallplatten hervorgerufen werden. Als Zeichen des wandernden Menschen überziehen Fußsohlen die Raumwände.
Danz’ Arbeiten gleichen futuristischen Fossilien, die von der Zeitlichkeit losgelöst sind und eine wissenschaftliche Landkarte der Einflüsse von Politik und Gesellschaft auf unsere Leiber ergeben. Thomas Köhler, Jurymitglied und Direktor der Berlinischen Galerie, bezeichnet ihre Rauminstallation daher auch als „Ausgrabungsstätte der Zukunft“. Eine akustische Komponente im Raum öffnet sich mit neu entwickelten Videoarbeiten, die auf ihre Performances zurückgehen. Dabei legt sich die Stimme von Mariechen Danz als melodischer oder gesprochener Gesang über die Videobilder, die in Schatten getauchte Details der Skulpturen und Bildwelten der Künstlerin zeigen. Sie verweisen auf den Wechsel von Mikro- und Makroperspektive in ihren Werken, während Stimme und Sound auf mündliche Überlieferungen, individuelle Erfahrungen und rituelle Handlungen hindeuten. Das alles ergibt einen multiperspektivischen Klang-Raum, in dem Mariechen Danz den menschlichen Körper und die individuelle Erfahrung ins Zentrum ihres Weltverständnisses rückt und Wissen als einen dynamischen, körperlichen und nicht immer erklärbaren Prozess zeigt.
Die Ausstellung „Mariechen Danz. edge out“ läuft vom 13. September bis zum 31. März 2025. Die Berlinische Galerie hat täglich außer dienstags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt beträgt 10 Euro, ermäßigt 6 Euro; bis 18 Jahre ist er frei. Der deutsch-englische Katalog erscheint im November im Kerber Verlag.
Berlinische Galerie
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